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Die Radleys

Titel: Die Radleys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Haig
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tropft. Er baut sich vor Jared auf. »Ich kann nicht zulassen, dass Sie sie mitnehmen, Kumpel. Tut mir leid.«
    »Gehen Sie aus dem Weg«, sagt Jared und sieht ihn unmissverständlich an. »Treten Sie verdammt noch mal beiseite.«
    Und der Angestellte gehorcht, sodass Jared rückwärts zur Tür hinaustreten kann, während er seiner Tochter und sich selbst wieder und wieder Mut zuspricht: »Alles wird gut. Alles wird gut. Alles wird gut …«

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    HÖHER UND HÖHER UND HÖHER
    Toby verlässt Millers Fish and Chip Shop mit einer in weißes Papier gewickelten Portion und tritt auf seinem Fahrrad den Heimweg an. Lächelnd denkt er an das viele Geld, das er noch in der Tasche hat, und wie dämlich Rowan gewesen sein muss, als er es in den Briefkasten steckte. Und während er daran denkt, ahnt er nicht, dass er von oben verfolgt wird.
    Er biegt links ab, nimmt den Fußweg über die Koppel mit den vielen Pferden, von dem er weiß, dass er den Weg zur Orchard Lane abkürzt.
    Die Pferde galoppieren entsetzt davon, nicht wegen des Jungen auf dem Fahrrad, sondern wegen des Jungen oben über ihm, der tiefer und tiefer sinkt.
    Und Rowan wird bewusst, während er sinkt, dass jetzt alles vorbei ist.
    Er kann Eve nicht haben.
    Er ist ein Freak.
    Absolut allein in einer Welt voller Lügner.
    Er ist der Sohn seines Vaters.
    Er ist Rowan Radley. Ein Monster, das durch die Nacht fliegt.
    Toby blickt nach oben und kann nicht glauben, was er da sieht. Der Fisch mit den Pommes rutscht unter seinem Arm weg und aus dem Papier zu Boden.
    Sein Gesicht zeigt nackte Angst.
    »Nein!«, sagt er. »Was zum …«
    Er tritt fester in die Pedale und rast über einen Weg, der für gemächliche und ältliche Sonntagsspaziergänge geschaffen ist.
    Und Rowan folgt ihm, inzwischen weniger verärgert, mit klarem Kopf und falkenhafter Ruhe, schwenkt abwärts und sieht die Panik auf Tobys Gesicht, der bremsen und umkehren will. Die Zeit reicht aber nicht. Rowan hat ihn vorn an seiner Jacke gepackt und zieht ihn mühelos mit sich in die Luft, während sich Toby an den Lenker klammert und das Fahrrad nicht loslässt.
    »Du hast recht«, sagt Rowan, mit gut sichtbaren Reißzähnen, als die Pferde unter ihnen zu beweglichen kleinen Pünktchen werden. »Ich bin ein Freak.«
    Toby könnte schreien, aber das Entsetzen hat ihn zum Schweigen gebracht. Jetzt lässt er sein Fahrrad los, das auf der Straße landet.
    Rowan hat vor, ihn zu töten. Um sich selbst zu beweisen, dass er wirklich ein Monster ist. Wenn er ein Monster ist, wird es ihm nichts ausmachen. Er wird nichts empfinden. Er wird einfach für immer weitermorden, von einem Ort zum anderen ziehen, wie sein Vater. Eine Serie von Kicks ohne Schuld oder menschliche Gefühle.
    Er fliegt mit Toby höher.
    Höher und höher und höher.
    Toby zwingt sich, etwas zu sagen, obwohl ihm sein Urin warm am Bein hinunterläuft. »Es tut mir leid«, bricht es aus ihm heraus.
    Rowan starrt seinem Nachbarn ins Gesicht, während er immer noch in der Luft höhersteigt.
    Ein verängstigtes, verletzliches Gesicht.
    Das Gesicht eines Opfers.
    Nein.
    Er kann das nicht. Falls er ein Monster ist, dann ist er ein anderes als sein Vater.
    Er schreit gegen den fallenden Wind an.
    »Falls du jemals wieder irgendwem irgendwas über meine Familie oder Eve sagst, bringe ich dich um. Egal was. Kapiert?«
    Toby kann gerade noch nicken, kämpft gegen die Schwerkraft an.
    »Und du wirst tot sein, falls du auch nur daran denken solltest, hiervon irgendwem zu erzählen. Klar?«
    »Ja«, wimmert er. »Bitte …«
    Es ist riskant. So oder so. Ihn zu töten. Ihn nicht zu töten. Aber Rowan wird auf keinen Fall sein letztes bisschen Tugend aufs Spiel setzen, indem er von Tobys bitterem Blut trinkt.
    Er bringt ihn wieder runter, lässt ihn wenige Meter über dem Boden los.
    »Hau ab«, sagt Rowan, als Toby schwankend auf seinen Füßen zum Stehen kommt. »Hau einfach ab und lass mich in Ruhe.« Rowan landet ebenfalls und sieht Toby nach, der die Flucht ergreift. Hinter ihm klatscht jemand in die Hände.
    Will.
    Sein Mund ist blutverschmiert, beschreibt einen Bogen wie bei einer aufgemalten tragischen Maske.
    »Sehr gut, Pinocchio«, sagt Will, immer noch applaudierend. »Du hast die Seele eines echten Menschenjungen.«
    In der Luft hat er Will nicht bemerkt. Hat er ihn die ganze Zeit beobachtet? Rowan wundert sich über das Blut in seinem Gesicht.
    Will tritt vor. »Allerdings muss ich sagen, dass dein Gewissen im Campingbus eine Kehrtwendung

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