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Die Radleys

Titel: Die Radleys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Haig
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Trotzdem will ich sichergehen und ein paar Bluttests machen.«
    Lorna zuckt zusammen. »Bei Spritzen stelle ich mich immer an wie ein Säugling.«
    Peter räuspert sich. »Du musst zu Elaine an die Rezeption.«
    Lorna steht an der Tür, will aber noch etwas sagen. Sie hat einen nervösen, misstrauischen Gesichtsausdruck, was Peter liebt und zugleich fürchtet.
    »Sie veranstalten Jazzabende«, sagt sie beiläufig. Für Peter ist ihre Stimme so glatt und einladend wie die Oberfläche eines still ruhenden Sees. »Im Fox & Crown draußen beiFarley. Mit Live-Musik. Montags, glaube ich. Ich dachte, wir könnten da hingehen. Mark ist am Montag in London und kommt spät zurück. Deshalb dachte ich, wir könnten zusammen hingehen.«
    Er zögert und erinnert sich daran, wie sich ihr Fuß am vergangenen Abend an seinen gepresst hat. Erinnert sich daran, dass er kurz darauf Blut getrunken und seine Schuldgefühle damit weggespült hat. Spürt die Enttäuschung der vielen unerwiderten Liebesschwüre, die er seiner Ehefrau im Lauf der Jahre hat zukommen lassen. Sie raubt ihm das letzte bisschen Kraft, das er braucht, um sacht den Kopf zu schütteln. »Es ist …«
    Sie saugt an ihrer Lippe, nickt, dann öffnet sich ihr Mund langsam, wie die Schwingen eines verletzten Vogels, zur Andeutung eines Lächelns.
    »Schon gut. Bis dann, Peter«, sagt sie, um nicht auf die eindeutige Absage warten zu müssen.
    Die Tür schließt sich, und Bedauern übertönt seine Erleichterung. »Bis dann, Lorna. Ja, mach’s gut.«

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    Ein Ratschlag für alle Konvertierten: NEHMEN SIE NIEMALS KONTAKT
     ZU IHREM KONVERTER AUF. Es ist ohnehin immer schwierig, die Gefühle zu jenem
     Individuum zu unterdrücken, das mit seinem Blut so eine einschneidende Veränderung
     des Charakters bewirkt hat. Aber wenn man diesem Individuum begegnet, könnte das
     einen Ansturm an Gefühlen provozieren, denen man sich nie wieder entziehen kann.
    Handbuch für Abstinenzler
(Zweite Ausgabe), S. 133

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    DAS RUDERLOSE BOOT
    Zu den wohlbekannten Folgen exzessiven Blutgenusses gehört der profunde Einfluss auf die Träume. Im Allgemeinen ist der Effekt positiv, und der durchschnittlich praktizierende Vampir erlebt lustvolle und angenehme Traumfilme, in denen es von knackigen Nackten und exotischen Details nur so wimmelt, die von Traum zu Traum variieren, und Will Radley bildete da keine Ausnahme. Seine Träume versorgten ihn mit überreichen Bildern aller Orte, an denen er jemals war – und er war schon überall (wenn auch nur bei Nacht) –, und fügten aus seiner Fantasie noch ein paar hinzu. Neuerdings hatte er jedoch Albträume oder vielmehr einen Albtraum, wieder und wieder den gleichen, in dem Ort und Ereignisse nur in winzigen Details variierten.
    Gerade jetzt träumt er ihn, an diesem Samstag.
    Hier kommt sein Traum.
    Er sitzt in einem Ruderboot ohne Ruder, treibt in einem See aus Blut.
    Es gibt ein felsiges Ufer, rund um den See, und eine schöne Frau auf einem Felsen, die barfüßig dasteht und ihn zu sich winkt.
    Er will zu ihr, weiß aber, dass er nicht schwimmen kann, also setzt er seine Hände als Ruder ein, platscht mit ihnen durch das Blut, bis er auf Widerstand stößt.
    Ein Kopf taucht auf. Eine Frau mit verdrehten Augen und offenem Mund taucht aus dem roten Wasser auf.
    Heute ist diese Frau Julie, das Supermarkt-Mädchen der vergangenen Nacht. Er weicht in dem ruderlosen Boot zurück, als weitere tote Gesichter um ihn herum auftauchen, alle mit weißen Augäpfeln und aufgesperrten Mündern, mit klaffenden Wunden an den Hälsen. Es handelt sich um sämtliche Männer und Frauen, die er getötet hat.
    Zahllose Köpfe – Speed-Dates, kroatische Kellnerinnen, eine französische Austauschstudentin, Mitläufer aus dem Stoker Club und dem Black Narcissus, sibirische Ziegenhirten, schwanenhälsige Italienerinnen, unzählige Russen und Ukrainer – dümpeln wie Bojen im Blut.
    Die Frau am Ufer ist jedoch immer noch da, will immer noch, dass er zu ihr kommt. Erst jetzt erkennt er sie. Es ist Helen, vor siebzehn Jahren, und jetzt, da er das weiß, will er mehr denn je bei ihr sein.
    Ein nasses Geräusch.
    Jemand schwimmt durch das Blut. Und dann noch jemand, entschlossen kraulend und platschend.
    Es sind die Leichen. Es sind die Leichen, die es auf ihn abgesehen haben.
    Julie ist am schnellsten. Er sieht, wie sich ihre Augen nach vorn rollen und ihr Arm aus dem See auftaucht, um das Boot zu packen.
    Dann, als sie sich an der Bootswand hochzieht, hört er

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