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Die Radleys

Titel: Die Radleys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Haig
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setzen, aber das ist ein Fehler.
    »In einem Nachtclub?« Helen lässt ihr Buch auf die Decke sinken. »Einem Nachtclub ?«
    Er fühlt sich bloßgestellt und ist ein kleines bisschen verlegen, aber auch erleichtert, weil er so offen mit seiner Ehefrau spricht.
    »Genau«, fährt er fort, so vorsichtig, wie er kann. »Will sagt, man kann es bei dem Mann an der Garderobe kaufen. Ich dachte, es könnte hilfreich sein, du weißt schon, für uns.«
    O nein, denkt er. Jetzt bin ich zu weit gegangen.
    Ihr Kiefer verspannt sich.
    Ihre Nasenflügel beben.
    »Was meinst du mit hilfreich ? Hilfreich wofür ?«
    Jetzt kann er nicht mehr zurück. »Für uns. Für dich und mich.«
    »Mit uns ist alles in Ordnung.«
    Er fragt sich, ob sie das wirklich ernst meint. »Ach, und in welchem Universum soll das stimmen?«
    Helen legt ihr Spatzenbuch auf den Nachttisch, rutscht auf ihrer Seite tiefer unter die Decke, bettet ihren Kopf insKissen und schaltet das Licht aus. Er kann die Spannung wie elektrische Ladung in der Dunkelheit spüren.
    »Also«, sagt sie mit ihrer Hör-sofort-mit-dem-Blödsinn-auf-Stimme. »Ich werde mir nicht die Nacht um die Ohren schlagen, um deine Midlife-Crisis mit dir zu diskutieren. Nachtclubs! «
    »Wir könnten doch wenigstens ab und zu Blut voneinander trinken. Wann haben wir das zum letzten Mal gemacht? In der Toskana? Der Dordogne? An Weihnachten in dem Jahr, als wir bei deiner Mutter waren? Ich meine, in welchem Jahrhundert ?«
    Sein Herz rast, und er ist überrascht, wie wütend er sich anhört. Wie immer bei einem Streit tut er sich keinen Gefallen.
    »Blut trinken!«, schnaubt Helen und zieht energisch die Bettdecke dichter an sich. »Ist das alles, was du im Kopf hast?«
    »Ja! So ziemlich!« Er hat zu schnell geantwortet, und jetzt muss er sich der Wahrheit stellen, die hinter seinen Worten steckt. Einer Wahrheit, die er traurig noch einmal wiederholt. »Ja. So ist es.«
    Helen will sich nicht mit Peter streiten.
    Erstens fehlt ihr dazu die Energie. Und dann stellt sie sich die Kinder in ihren Betten vor, die jedes Wort hören können. Und Will. Falls er noch draußen auf der Terrasse sitzt, kann er sie wahrscheinlich ebenfalls hören und genießt zweifellos jede Sekunde.
    Eindringlich bittet sie ihren Ehemann, still zu sein, glaubt aber nicht, dass er sie überhaupt hört. Wie dem auch sei, seine Tirade findet kein Ende, und ihr Ärger ebenfalls nicht, den sie – wie alles, was an diesem verfluchten Wochenende passiert ist – anscheinend nicht unter Kontrolle hat.
    Und so liegt sie da, ärgert sich über sich selbst genauso wie über Peter, während er nicht nachlässt, Salz in die offene Wunde ihrer Ehe zu streuen.
    »Ich verstehe das nicht«, sagt er jetzt. »Ich meine, wozu eigentlich? Wir trinken kein Blut mehr voneinander. Es hat doch immer Spaß gemacht. Dir hat es Spaß gemacht. Aber jetzt machen wir gar nichts mehr zusammen, außer ins Theater zu gehen und uns Stücke anzusehen, die kein Ende haben. Dabei sind wir das, Helen! Wir sind das verfluchte Stück.«
    Ihr fällt keine Antwort ein, so verweist sie auf den hämmernden Schmerz in ihrem Kopf. Offensichtlich provoziert sie damit einen weiteren aggressiven Ausbruch bei ihrem Ehemann.
    »Kopfschmerzen!«, brüllt er in voller Lautstärke. »Also, ich kann dir sagen, die hab ich auch. Wir leiden alle unter Kopfschmerzen. Und unter Übelkeit. Und Antriebslosigkeit. Und schmerzenden, verschlissenen Gelenken. Und uns fällt absolut kein Grund ein, warum wir morgens aufstehen sollten. Und die einzige Medizin, die uns hilft, dürfen wir nicht nehmen.«
    »Na, dann nimm sie doch«, antwortet sie schnippisch. »Nimm sie! Verschwinde mit deinem Bruder und leb mit ihm in seinem verfluchten Campingbus. Und Lorna kannst du gleich mitnehmen!«
    »Lorna? Lorna Felt? Was hat die denn mit all dem zu tun?«
    Helen lässt sich von seiner gespielten Überraschung nicht bluffen, schafft es aber, ihre Lautstärke zu reduzieren. »Ach, Peter, komm schon, du machst sie an. Es ist peinlich, dir dabei zuzusehen.«
    Im Geiste stellt sie schnell eine Liste zusammen, für den Fall, dass er Beispiele fordert.
    Freitag, beim Essen.
    In der Schlange vor dem Lebens mittelgeschäft.
    An jedem einzelnen Elternabend.
    Beim Grillen im vergangenen Sommer.
    »Helen, sei doch nicht albern. Lorna!« Dann folgt der unvermeidliche Stich. »Und was sollte dir das auch schon ausmachen?«
    Sie hört eine Bodendiele knarren, irgendwo im Haus. Kurz darauf hört sie die vertrauten

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