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Die Radsport-Mafia und ihre schmutzigen Geschäfte (German Edition)

Die Radsport-Mafia und ihre schmutzigen Geschäfte (German Edition)

Titel: Die Radsport-Mafia und ihre schmutzigen Geschäfte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tyler Hamilton
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den schwersten Anstieg des Tages erreichten,
den Col du Pas de Peyrol, wurde es ernst – und ich blieb zurück. Das
Hauptproblem war mein Rücken: Ich konnte mich nicht mehr stark genug anspannen,
dass es wehtat. Ich konnte mit Übelkeit umgehen, auch mit Schmerzen, aber nicht
einmal mehr so viel Kraft aufzubringen, dass es schmerzte – das war wirklich
hart.
    Auf dieser Etappe verlor ich sieben Sekunden. Eine winzige
Zeitspanne, aber sie zeigte, wie es stand: Ich konnte nicht mithalten. Danach
fand ich mich Seite an Seite mit Lance wieder. Unser Zusammenstoß vor einigen
Tagen hatte die Luft gereinigt. Jetzt sahen wir einander in die Augen und redeten
wieder miteinander.
    »Scheiße, das war schwer«, meinte Lance im Plauderton.
    »Ja, mir ging es wirklich beschissen«, stimmte ich zu. »Ehrlich,
gegen Ende bin ich fast gestorben.«
    Lance wandte sich mir zu, und ich konnte sein Gesicht sehen. Er
wirkte sehr gesund: rosig, leuchtende klare Augen, keine Spur von Leiden; seine
Augen glitzerten sogar. Da sah ich, dass er mit seiner Bemerkung nur hatte
testen wollen, wie es mir ging. Er litt nicht im Geringsten, aber er hatte mich
dazu gebracht, es zuzugeben. Es war wie ein Nadelstich, ein kleines Scheiß auf dich.
    Ich mühte mich nicht als Einziger ab. Ullrich war zwar nicht
gestürzt, aber ihm ging offenbar die Kraft aus: Auf den großen Bergstrecken kam
er keuchend gerade so eben mit. Er war die ganze Tour über nicht er selbst,
zwar gut in Form, blieb aber nur mit Mühe in der Spitzengruppe. In der
Gesamtwertung wurde er nur Vierter. Zum ersten Mal errang er nicht mindestens
den zweiten Platz. Später hörte ich Gerüchte, auch Ullrich habe eine verdorbene
Bluttransfusion erwischt. Ich weiß nicht, ob es stimmt oder nicht; angesichts
seines Leistungsabfalls aber wäre es durchaus möglich.
    Mayo ging es auch nicht besser. Zwar hatte er beim Massensturz keine
Verletzungen davongetragen, aber es sah aus, als habe er einige PS verloren. Das frustrierte ihn so, dass er irgendwann
tatsächlich vom Rad stieg und aufhören wollte. Wir fielen alle auseinander, nur
Lance war übrig geblieben.
    Für mich endete die Tour mit der 13. Etappe, die von Lannemazan auf
das Plateau de Beille führte. Zufällig war das der Tag, an dem unsere Stiftung
gemeinsam mit dem Outdoor Life Network und der Regal Entertainment Group eine
Spendenaktion durchführte, während derer die Tour live in neunzehn Kinosäle
überall in den USA übertragen wurde. Ich hatte
gehofft, eine gute Leistung zu zeigen; stattdessen sahen die Zuschauer mich mit
seltsam unbeteiligtem Gesicht immer weiter zurückfallen. Sicher warteten sie
darauf, dass ich meinen Kampfgeist zeigte; aber ich hatte keinen. Ich konnte
meine Beine nicht mehr bewegen; ich spürte keine Schmerzen; mein Rücken war wie
in einen Schraubstock gespannt.
    Ich fuhr weiter.
    Álvaro, mein Teamleiter, sah, was geschah. Am Morgen hatte er mir
gesagt, ich solle mal schauen, wie weit ich komme, dann würden wir weitersehen.
Ich wusste, dass er mir damit in Wirklichkeit verschlüsselt zum Aufgeben riet.
    Ich fuhr weiter.
    Mein Teamkamerad Nic Jalabert setzte sich neben mich. Ich hatte ihn
aus dem CSC -Team mitgenommen, weil mir seine
lockere Art und sein Trainingseifer gefielen. Er war der jüngere Bruder von
Laurent Jalabert, dem französischen Weltmeister, und vielleicht deshalb
betrachtete er den Wahnsinn an der Spitze dieses Sports eher skeptisch. Bei
einem Rennen 2003 in Holland waren wir einmal in einen Massensturz geraten. Ich
hatte mir an den Zähnen eines Kettenblatts böse die Hand aufgerissen, sprang
aber sofort wieder auf und raste weiter, um das Feld einzuholen. Ich fuhr wie
der Teufel und kämpfte wieder einmal gegen meine Grenzen an, dabei tropfte mir
das Blut so stark von der Hand, dass es von den Speichen zu einem regelrechten
Sprühregen verwirbelt wurde. Auf einmal legte sich Nics Hand auf meine
Schulter.
    Tyler, es ist bloß ein Radrennen.
    Zuerst verstand ich nicht, was er meinte. Dann sah ich mich an und
merkte, dass er recht hatte. Es ist bloß ein Radrennen. Platz 6, 60 oder 106 – kommt es darauf wirklich an? Tu dein Bestes, und lass los. An jenem Tag hatten
wir’s ausrollen lassen und waren zusammen durchs Ziel gefahren.
    Als ich mich jetzt abmühte, auf dem Plateau de Beille mit dem
Peloton Schritt zu halten, fühlte ich wieder Nics Hand auf meiner Schulter. Er
sagte nichts, aber ich spürte, was er meinte: Tyler, es ist
bloß ein Radrennen.
    Ich entspannte mich. Ich

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