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Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Die Räder der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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auseinandersetzen konnte. »Gewehre feuerbereit machen!«
    Wang
    Das weiße Kriegsschiff näherte sich ihnen. Es schillerte im Lichtschein der untergehenden Sonnen schwach rosafarben und hatte mehr Flaggen gehisst, als irgendein Mann zu verstehen fähig war.
    Shen steuerte die Good Change parallel zu dem mächtigen Schiff. Ein Dutzend Matrosen lungerten an der Reling weit über ihm herum und starrten auf ihn herab. Er hob seine Hand und winkte. Einige von ihnen winkten zurück. Auf einem Außengang über ihnen stand ein Mann mit Fernglas und nahm sie genauer in den Blick. Er betrachtete sie eine Zeit lang, erwiderte das Winken aber nicht.
    Das war es.
    Keine List, keine Heimlichkeit, keine Gewalt. Kein Signal. Einfach nur zwei Schiffe, die spät am Abend aneinander vorbeifuhren.
    Dieser Augenblick, der ihrer aller Leben hätte kosten können, fühlte sich ernüchternd banal an.
    Wu tauchte wieder an Deck auf, nachdem das Kriegsschiff außer Sicht war. »Wir werden den kleinsten Hafen anfahren, den wir finden können, und Öl für unsere Maschinen kaufen. Sie werden der Käufer sein.«
    »Natürlich«, sagte Wang. »Sie vertrauen mir die Gelder an?«
    »Ihre Treue steht nicht infrage, nur Ihr Verstand.«
    Wer sind Sie, dass Sie meine Treue infrage stellen – Sie, die Sie mit Mönchen konspirieren, die sich in Luft auflösen und die von sich selbst behaupten, ein toter Mann zu sein? Es ergab keinen Sinn, diese Frage zu stellen. Wu hatte recht. Wang würde in einem englischen Hafen nicht fliehen. Wo sollte er hin? Wer würde ihn aufnehmen?
    Außerdem war er noch viel zu sehr daran interessiert, Childress ausfindig zu machen, bevor er sich jemandem ergab.
    Irgendjemandem, korrigierte er sich sofort. Nicht jemandem. Irgendjemandem.
    Am nächsten Morgen sprach der Katalogisierer mit einem seltsamen kleinen Mann in einem schmutzigen weißen Gewand. Die Haut dieses Burschen glich der der Felsen oberhalb seiner Hafenstadt; er hatte schwarze Augen und einen schmalen Bart, über den er pausenlos mit der Hand strich, als ob es sich um ein unruhiges Tier handelte.
    Eine Hand voll Kulis, die nichts außer Hosen aus grobem Leinen und Kopftücher trugen, hievten eine Treibstoffleitung an Deck der Good Change . Mehrere Besatzungsmitglieder mühten sich gemeinsam mit ihnen ab, das entsprechende Verbindungsstück aus dem Rumpf hervorzuholen.
    Der Mann hüpfte vor Nervosität fast von einem Fuß auf den anderen. »Wie kann es sein, dass es Ihrem Schiff voller Feinde erlaubt wird, unsere Schleusen zu durchfahren?«
    »Wir sind kein Feind.« Die Geschichte drohte zu einstudiert zu wirken. »Wir dienen einem Prinzen aus Sarandib, der uns entsandt hat, um Friedensverhandlungen zu führen, weil wir sonst bald alle durch den Krieg vernichtet werden.«
    »Ich weiß nichts von Kämpfen«, sagte der Hafenmeister. Er genoss es eindeutig, unwissend zu sein.
    »Darf ich Ihnen eine kurze Frage stellen?«, versuchte es Wang weiter.
    »Meine Antwort wird dann vermutlich ebenfalls kurz ausfallen.«
    »Haben Sie ein anderes Schiff mit chinesischer Besatzung und einem englischen Kommandanten gesehen? Es müsste Ihnen wegen seiner merkwürdigen Form aufgefallen sein, denn es ist darauf ausgerichtet, manchmal unter Wasser zu schwimmen.«
    »Ah, mein Freund.« Der Hafenmeister tätschelte seinen Arm. »Auch ich wurde mit einem Schiff gesegnet, das zuweilen unter Wasser schwimmt. Nur dank der starken Arme meiner Söhne und meines Cousins Mustafa, der Zimmermann ist, haben wir es mehrfach geschafft, es wieder auf Vordermann zu bringen, aber es sinkt immer noch.«
    »Nein, nein, ich meine ein Unterseeboot.«
    Tiefe Falten zeichneten sich um die Augen des Manns ab. »Einige Dinge lässt man am besten unausgesprochen. Sie fragen mich, ob ich ein versinkendes Schiff gesehen habe, und ich berichte Ihnen von meinen eigenen Missgeschicken – ein Mann mit Intelligenz und Verstand würde aus dieser bedauernswerten Geschichte erkennen, dass eine Antwort ausbleibt.«
    »Mit Ihnen zu sprechen ist wie der sinnlose Versuch, drei Katzenschwänze zu flechten.«
    Der Araber verbeugte sich. »Ihre Worte sind Balsam auf die Erinnerung des Imams, der mich in meinen jungen Jahren unterrichtet hat. Natürlich nur dann, wenn ich von den Dattelpalmen und den rehäugigen Schönheiten, die in ihrem Schatten schmachteten, fortgerissen werden konnte.«
    Wang war sich über die Tugenden rehäugiger Frauen nicht sicher. »Ich danke Ihnen, Sir.«
    Ein weiterer Junge kam herbeigerannt und

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