Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

dass ich meine Unterlagen verloren haben, Sir«, sagte al-Wazir. »Ich habe außerdem zwei feindliche Luftschiffe zum Absturz gebracht, bin der chinesischen Navy entkommen, habe Afrika durchquert und den größten Teil des Indischen Ozeans hinter mich gebracht, um hierherzukommen. Dabei habe ich dann auch meine Hand verloren, Sir . Ich kann Ihnen gerne sagen, welche Farbe die Lampenschirme im Lagezentrum im obersten Stock des Ripley-Gebäudes haben. Sagen Sie mir, Sir , wie nimmt der Erste Seelord seinen Tee?«
    »Wie der Erste Seelord seinen Tee nimmt, ist nicht von Bedeutung«, sagte Bork, aber in seinem Blick lag eine gewisse Nervosität. »Sie zwei Narren, Ihre verdammten Kulis und vier Torpedorohre kann ich nicht in den Suez-Kanal einfahren lassen!«
    »Dann nehmen Sie uns auf der Stelle fest«, verkündigte Childress laut. »Versenken Sie unser Schiff. Fertigen Sie Ihre Berichte an. Ich bin mir sehr sicher, dass Sie sich darüber freuen werden, eine Bekohlungsanlage auf den Shetlands zu befehligen.«
    Bork lief hochrot an. »Drohen Sie mir nicht, Sie fürchterliche Furie.«
    Childress war sich nicht sicher, aber einer seiner Untergebenen schien sich ein Lachen verkneifen zu müssen. Sie stürmte weiter voran. »Sie scheinen keine Skrupel zu haben, mich zu bedrohen, Sir. Ich bin mir sicher, dass dies ein klarer Hinweis auf Ihre Bereitschaft ist, von mir genauso behandelt zu werden, denn in solchen Fällen greift immer die christliche Nächstenliebe.«
    Bork atmete tief durch und riss sich offensichtlich zusammen. Er schloss kurz die Augen, um seine Verdrossenheit zu überdenken. »Sie schippern mit einer lächerlichen Flagge, die in keinem Flaggenverzeichnis zu finden ist, in das von mir kontrollierte Seegebiet. Sie befehligen ein feindliches Schiff, voller feindlicher Matrosen, und das in Kriegszeiten. Sie besitzen die Dreistigkeit, Befugnisse für sich zu beanspruchen, ohne über schriftliche Befehle oder andere Unterlagen zu verfügen, die Ihren Anspruch begründen könnten. Erwarten Sie tatsächlich von mir, dass ich Ihnen das abnehme?«
    »Aber natürlich«, sagte Childress in dem zuckersüßen Tonfall, den sie bei renitenten Theologiestudenten eingesetzt hatte. »Was sonst sollten Sie tun?« Sie sah zum Kommandoturm und Leung hoch, der sie gelassen anblickte. Es war Zeit, Schritte zu unternehmen, die ihn mit aller Wahrscheinlichkeit zum Nachdenken anregen würden. Childress hatte dies sorgfältig durchdacht, hatte es aber ganz bewusst vermieden, dies mit dem Kapitän zu besprechen. »Ich biete Ihnen einen Kompromiss an.«
    »Sie sind nicht in der Position, mir irgendetwas anzubieten«, schnaubte der Korvettenkapitän.
    »Natürlich bin ich das, Sie alberner Kerl.« Sie strahlte ihn an. »Ich in bin der Position, Ihnen die Gelegenheit zur Rettung Ihrer Karriere zu bieten. Wahrscheinlich werden Sie bei Ihrer Rückkehr nach London als Held empfangen. Das ist doch viel besser als die Schande, die Sie erwartet, sollte meine Mission an Ihrer hartherzigen Unnachgiebigkeit scheitern.«
    Er biss die Zähne zusammen und brachte nur unter Anstrengung die nächsten Worte hervor. »Madam! Was würde dieser vielgepriesene Kompromiss beinhalten?«
    Sie erhob ihre Stimme, um dem Kapitän das Folgende in aller Deutlichkeit zu übermitteln. »Schicken Sie zwei Ihrer Männer an Bord. Einer versiegelt die Abschussrohre und hält im Torpedoraum Wache, um sicherzustellen, dass in englischen Gewässern nichts Unerwünschtes geschieht und vor allem nicht im Suez-Kanal, der sich in Ihrer guten Obhut befindet. Der andere bleibt über Wasser im Kommandoturm, während ich und mein befehlshabender Offizier, Mr Leung, das Schiff durch den Kanal bis ins Mittelmeer steuern. Entsenden Sie so viele Schiffe, wie Sie als Begleitung für notwendig halten, damit wir in Port Said dieses lächerliche Gespräch nicht auch noch mit der Mittelmeerflotte Ihrer Kaiserlichen Majestät führen müssen. »Während der Durchfahrt werden Kapi– werden ich und Mr Leung den größten Teil unserer Besatzung auf Deck bringen, damit Sie sehen können, dass wir weder zu den Waffen greifen noch einen unvorhergesehenen Sabotageakt durchführen. Sobald wir das offene Meer erreicht haben, werden wir den Normalbetrieb wiederaufnehmen, aber Ihre Siegel verbleiben auf den Abschussrohren.«
    Bork schien beinahe beeindruckt. »Wenn Sie die Wahrheit sagen, dann könnte bei diesem Plan doch noch alles gut ausgehen. Wenn Sie lügen, habe ich eine ernsthafte Bedrohung