Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)
klapprigen Holztreppe hinauf, die in den Fels geschlagen worden war. Unvorstellbar steil. Er bekam sofort Kopfschmerzen.
»Der Weg der tausend Stufen beginnt mit der ersten.«
Wang hatte darauf keine passende Antwort, also nahm er sein Bündel in die Hand und begann den mühseligen Aufstieg.
Kitchens
Amberson, ein weiterer Sonderbeauftragter, wartete an diesem Abend an der Paddington Station auf Kitchens, als er von seinem Besuch in Blenheim zurückkehrte. Es lag Mitgefühl in seinem Blick.
Die beiden sprachen nicht miteinander, als sie in einer Privatkutsche zum Ripley-Gebäude fuhren. Drinnen roch es nach Parfüm und Stiefelleder. Amberson reichte Kitchens einen blauen Lederordner. Höchste Geheimhaltungsstufe, Kronprivileg.
Kitchens ignorierte, wie London außerhalb der Fenster seines Transportmittels vorbeirauschte, als er die beiden schwarzen Bänder aufschnitt, die den Ordner zusammenhielten und hineinsah.
Die Notiz war auf einer Schreibmaschine getippt und nicht unterschrieben worden. Kitchens konnte den Schrifttyp keiner ihm bekannten Schreibmaschine zuordnen, aber das musste er auch nicht. Alles, was er heute gesehen und gespürt hatte, trug die Handschrift Lloyd Georges.
Nun kennen Sie die größten Geheimnisse des Empire. Sie hat gesprochen. Gehen Sie nach Afrika und finden Sie al-Wazir. Sorgen Sie dafür, dass uns die Zukunft gehört.
Das war der volle Wortlaut. Keine Anweisungen, keine Belege, keine Befehle. Kein Plan. Kitchens’ Ausbildung hatte immer zwingend einen Plan vorausgesetzt.
Am schlimmsten jedoch war, dass er England niemals verlassen hatte. Er hatte, um ehrlich zu sein, nicht einmal London wirklich verlassen. Afrika! Blankes Entsetzen kämpfte in ihm mit der Vorfreude des Nervenkitzels, doch er unterdrückte beide Emotionen gnadenlos.
Er wandte sich seinem Kollegen zu und fragte: »Haben Sie weitere Anweisungen erhalten? Dieser Text ist erfrischend lakonisch.«
Amberson runzelte die Stirn. »Nichts, was sie als nützlich ansehen würden. LIKM Notus erwartet Sie an den Türmen in Dover.«
»Die Notus? « Kitchens starrte Amberson an. »Ich dachte, sowohl Kapitän als auch Besatzung wären im Augenblick in der Einsatznachbesprechung?« Er hielt inne. »Einer sehr ausführlichen Nachbesprechung.«
Das war eine sehr höfliche Formulierung dafür, dass Kapitän Sayeed der Notus im Pentonville-Gefängnis einer besonderen Vernehmung unterzogen worden war und seine Männer sich in der Brigg in Gosport in Einzelhaft befanden. Was daran lag, dass sie mit Ottweill und diesem Mädchen von der Mauer zu tun gehabt hatten – dem mit den Zauberkräften.
»Die Notus. « Amberson wirkte wie besessen. »Sie soll eingesetzt werden. Das Schiff, sein Kapitän, die gesamte Besatzung. Deren Leben liegt in Ihrer Hand, Kitchens. Die Admiralitätssitzung fand im Geheimen statt. Sollten die nicht zurückkommen, wird niemand Fragen stellen.«
Kitchens lief ein Schauer über den Rücken. »Und wenn ich es nicht zurückschaffe?«
»Sie werden zurückkehren.«
»Natürlich.« Er trug das feuchte Geschenk der Queen immer noch bei sich, gut verborgen und unberührt, denn es erfüllte ihn mit Angst und Ehrfurcht. Dass Ihre Kaiserliche Majestät ein persönliches Interesse an ihm entwickeln könnte, hatte er sich selbst in seinen kühnsten Träumen nicht vorgestellt. »Ich bin jederzeit auf Abruf bereit; die Admiralität muss nur den Befehl erteilen.«
»Die Besatzung wird sich in zwei Tagen an Bord befinden.« Amberson atmete tief durch. »Die Mittel und notwendigen Papiere werden morgen ausgestellt. Es gibt noch einen weiteren Befehl, der mir mündlich überliefert wurde.«
»Und wie lautet dieser Befehl?«, fragte Kitchens vorsichtig.
»Sie dürfen mit niemandem kommunizieren, kein Wort darüber verlieren, keine Briefe schreiben. Bis die Notus mit Ihnen an Bord abgelegt hat, reden Sie ausschließlich mit mir.« Es war ihm sichtlich unangenehm, die nächsten Worte auszusprechen. »Ich bin angewiesen worden, Sie in den ruhigeren Räumlichkeiten in den Kellergewölben des Ripley-Gebäudes unterzubringen. Das war kein expliziter Befehl, lediglich ein Vorschlag.«
Kitchens erkannte die Handschrift der Queen in dieser Angelegenheit – ihre toten Hände. »Wie steht der Premierminister zu dieser Frage?«
»Es gibt für ihn keine Frage«, antwortete Amberson und starrte durch die geriffelten Kutschenfenster.
Paolina
Als sie beide es endlich geschafft hatten, aus den unermesslichen Höhen der Welt auf
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