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Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Die Räder der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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Erneut vermochte sie seine Worte nicht zu verstehen.
    Die Chinesen sah wieder Paolina an. »Sie sagen die Zukunft aus dem voraus, was wir essen«, sagte er auf Englisch.
    Sie sah auf die Matten hinab. Waren einige dieser Gerichte mit Betäubungsmitteln versehen? Oder sogar vergiftet? Ein rituelles Festmahl war eine ganz andere Sache, als zur Begrüßung gemeinsam zu essen.
    Der groß gewachsene Mann lächelte. »Alle Botschafter der Mauer sind hier willkommen geheißen worden. Einschließlich der …, wenn sie aus dem Himmel zu uns herabkommen.«
    Ein Wort fehlte.
    »Wo sind sie jetzt?«, fragte Ming.
    Sieben Bäume zuckte mit den Achseln. »Einige sind weitergezogen. Einige bleiben und leben mit uns. Andere lassen ihre Körper zurück.«
    Paolina erstarrte innerlich. »Das Essen ist eine Prüfung«, sagte sie, auch auf Chinesisch.
    »Natürlich.« Sieben Bäume wirkte überrascht. »Wie sollten wir sonst wissen, ob ihr zu den Rechtschaffenen gehört?«
    »Wir werden uns auf keinen Fall zwischen Giften entscheiden.« Das Wort sagte sie auf Englisch, denn sie kannte den chinesischen Begriff dafür nicht.
    Ihr Führer zog das Fell enger um sich und runzelte die Stirn. Paolina tastete mit ihrer Hand erneut nach ihrer Taschenuhr. Der Matrose entspannte seine Schultern, während seine Beine eine Bereitschaftsstellung einnahmen.
    »Ihr werdet essen.« Sieben Bäumes Worte, die er eindringlicher, bedrohlicher als zuvor ausgesprochen hatte, hallten durch den Raum. »Ihr werdet essen, und wir werden euch an eurer Auswahl erkennen.«
    Sie zog die Aufzugskrone bis zur vierten Arretierung heraus. Paolina war mittlerweile sehr geschickt darin geworden, ihren Willen auf einen Punkt zu konzentrieren.
    Die Decke zum Einsturz zu bringen war keine gute Idee, denn das gesamte Gebäude erhob sich direkt über ihnen himmelwärts. Alle im Raum würden erschlagen werden. Sie hatte auch nicht die Absicht, das Herz von Sieben Bäume zum Stehen zu bringen. Doch wenn sie sich und Ming einfach hinauszauberte, so würde sie ein weiteres Erdbeben herausfordern, das der Katastrophe damals in Sumatra in nichts nachstünde, als sie die Five Lucky Winds zu Hilfe gerufen hatten.
    »Wir sind keine Botschafter«, sagte sie daher zu Sieben Bäume. »Wir sind Reisende und möchten sofort wieder aufbrechen.«
    »Ihr werdet auswählen, dann essen, und dann werden wir sehen, wer ihr seid.«
    Aus mehreren Gängen traten mindestens ein Dutzend Männer in den Raum. Sie trugen Kleidung in den verschiedensten Mustern und Farben, und jeder trug einen langen Speer, der an seiner Spitze eine diamantförmige schwarze Eisenklinge aufwies.
    Ming sah Paolina wortlos, doch entschieden an. Es war nur zu deutlich, was er ihr sagen wollte. Tu etwas, ich kann nicht gegen alle kämpfen . Sie hatte eine ganze Flotte vernichtet. Sie war durchaus in der Lage, sie aus dieser Gefahrensituation zu befreien.
    Sie hatte geschworen, diese Macht nicht zu benutzen. Sie war bereit gewesen, die Auslöschung ihres Geistes zu akzeptieren, damit sie aus dieser Welt fortgeschickt werden konnte. Sie war in die Südliche Hemisphäre geflogen, damit sie der Bedrohung durch bestechliche, gierige Männer entkommen konnte, die ihr diese Macht nehmen wollten.
    Nun machte sie ihre eigene Angst erneut zur Schachfigur im unendlichen Spiel der Macht.
    Paolina spürte, wie Zorn in ihr aufstieg. Männer . Alles drehte sich nur um Männer . Boas war anders gewesen, und Ming hatte sich als anständig erwiesen, aber diese Menschen in ihrem Termitenpalast auf ihrem eingefrorenen Berg waren keinen Deut besser als die alten Männer Praia Novas, die ihre Kindheit zu einer solchen Qual hatten werden lassen.
    Aus ihrem Zorn erwuchs Entschlossenheit, und diese Entschlossenheit führte zu einem Ziel. Die Krieger näherten sich ihnen, die Speere kampfbereit.
    »Ming«, sagte sie. Er packte sie am Arm. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich auf den Engel, dem sie auf der Mauer begegnet waren.
    Wo hatte er uns hinschicken wollen?
    Sie öffnete den Mund, um noch etwas zu sagen, aber ihr blieb der Atem weg, als sich Staub in einer großen Wolke um sie erhob und der lang gezogene, schmerzerfüllte Schrei eines erwachsenen Mannes ertönte.
    Wang
    Er folgte dem Mönch nach oben. Offensichtlich hatte sich die Frau unter den Matrosen an Bord der Fortunate Conjunction versteckt, ihre blaue Wolluniform getragen und genau wie die Männer ihren Kopf rasiert.
    Wu, der Maat, musste das gewusst haben. Vielleicht nicht Kapitän

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