Die Ranch
sie sich für Hartley entscheiden?«
»Hoffentlich.« Lächelnd berührte sie seinen Arm. »Und wir beide? Bleiben wir auch zusammen?«
»Was denn sonst?« Er neigte sich zu ihr und schaute in ihre Augen. »Wenn du mir davonläufst, reite ich auf einem ungesattelten wilden Pferd den Hollywood Boulevard hinab und hole dich.«
»Wolltest du nicht auf diese Biester verzichten?«
»Später – nachdem ich dich hierher zurückgeholt habe.«
Lachend stand sie auf, nur mit einem seiner Hemden bekleidet, und spülte das Geschirr. In diesem Moment hätte er sie gern fotografiert, aber er würde sich ohnehin bis an sein Lebensende an diese Szene erinnern. Der berühmte Rockstar war tatsächlich immer noch ein einfaches Mädchen aus Texas.
Er trat hinter sie, umschlang ihre Taille und stützte sein Kinn auf ihre Schulter. »Nächste Woche werde ich glauben, ich hätte das alles nur geträumt.«
»Rufst du mich an?«
»Ich versuch's.«
Nachdem sie die beiden Teller abgetrocknet hatte, drehte sie sich zu Gordon um. »Was heißt das? Du versuchst es?«
»Natürlich rufe ich dich an, obwohl ich Telefongespräche hasse.«
In seinem Cottage gab es keinen Apparat, und er wollte das Telefon im Ranchhaus nicht benutzen, denn dort wurden alle Gespräche der Cowboys registriert und am Monatsende mit den Gehältern verrechnet. Also musste er zu einer Telefonzelle fahren. Das alles erklärte er Tanya, und sie meinte enttäuscht, dass sie ihn nicht erreichen könnte. »Du musst eben möglichst schnell zurückkommen.«
»In drei Wochen. Und nach dem Sommer musst du mich in L.A. besuchen.«
Aufreizend presste er sie an sich. »Ja, ganz bestimmt. Ich werde Charlotte sagen, dass ich Ende August ein paar freie Tage brauchen werde.«
Vor dem Lunch hatte Tanya ihren Terminkalender studiert und festgestellt, wann sie nach Jackson Hole fliegen konnte, über Salt Lake City oder Denver.
Bald danach gingen sie ins Bett, und während sie sich leidenschaftlich liebten, klopfte es plötzlich an der Tür. Erschrocken zuckte Tanya zusammen.
Gordon schlüpfte in seine Jeans, rannte zur Tür und öffnete sie einen Spalt breit.
»Gerade hat die Forstverwaltung angerufen«, teilte ihm ein aufgeregter Cowboy mit. »Wir müssen die Ranch evakuieren.«
»Jetzt?« Verwirrt wandte sich Gordon zum Shadow Mountain und sah einen orangeroten Widerschein. »Warum hat man uns nicht früher gewarnt?«
»Gegen Mitternacht wurden wir in Alarmbereitschaft versetzt. Aber Charlotte dachte, die Feuerwehr würde den Brand bald unter Kontrolle bringen. Leider hat sich vor kurzem der Wind gedreht.« Nun spürte auch Gordon die frische Brise. In den anderen Cottages sah er Licht aufflammen. »Charlotte trommelt die Gäste zusammen, und wir müssen die Pferde zum Ende des Tals führen.«
Dort lag eine andere Ranch, auf der sie die Tiere schon einmal in Sicherheit gebracht hatten. Aber es war gefährlich, so viele Pferde in hohem Tempo durch die Nacht zu treiben.
»In fünf Minuten komme ich zu euch«, versprach Gordon und versperrte die Tür, damit niemand hereinstürmen konnte. Hastig erklärte er Tanya, was geschehen war. »Lauf zu deinem Bungalow und ruf Tom an, er soll dich im Wohnmobil abholen. Wir müssen jetzt zweihundert Pferde möglichst schnell von hier wegbringen.« Zärtlich küsste er ihre Lippen. »Sorg dich nicht um uns, Texas-Mädchen, wir beide schaffen's schon. Und wenn ich nach Hollywood fahren muss, um dich endgültig zu erobern. Zieh dich jetzt an. Wenn du neben der Straße durchs hohe Gras gehst, wird dich niemand sehen. Außerdem sind die Leute ohnehin zu beschäftigt, um dich zu beachten. Bis später.«
»Können wir euch irgendwie helfen?« Der Gedanke, dass sie einfach nur im Wohnmobil sitzen sollte, während Menschen und Tiere in Gefahr waren, missfiel ihr.
»Das ist mein Job.« Gordon setzte seinen Hut auf und ergriff seine alte Jeansjacke. »Beeil dich!« Nach einem letzten Blick über die Schulter rannte er aus dem Haus. Rasch zog sie sich an.
Während er seinen Laster die Straße hinabsteuerte, entdeckte er eine Bewegung im hohen Gras und lächelte. In Gedanken nahm er Tanya in die Arme und küsste sie.
Sobald er den Korral erreichte, dachte er nur noch an seine Arbeit. Die Pferde mussten aus dem Stall geholt und durch das Tal getrieben werden. Dabei durfte sich keines verletzen, verloren gehen oder in blinder Panik davongaloppieren. Von den zehn tüchtigsten Cowboys und vier Frauen unterstützt, machte er sich ans Werk. Die
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