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Die Ranch

Die Ranch

Titel: Die Ranch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steel Danielle
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hätte ich gern für dich getan«, betonte sie und servierte das Dinner. An diesem heißen Tag war es angenehm, kalten Braten aufzutischen und nicht kochen zu müssen.
    »Ich wollte dir nicht zur Last fallen«, erwiderte er und setzte sich auf einen Hocker vor der weißen Granittheke. »Jetzt mache ich dich nicht mehr glücklich, und es wäre unfair, wenn ich dir zu all dem Kummer auch noch diese Arbeit aufhalsen würde. Deshalb will ich dich nicht unnötig strapazieren.«
    Zum ersten Mal nahm er die Situation zur Kenntnis. Erstaunt starrte sie ihn an. Hätte
sie
vor einigen Tagen solche Worte ausgesprochen, wäre sie gegen eine Mauer gestoßen. »Du gehst mir nie auf die Nerven«, erwiderte sie, nahm ihm gegenüber Platz, und ihre Augen glichen tiefen Teichen aus dunkler Schokolade. Früher hatte er sie gern betrachtet, nun war ihm die tiefe Verzweiflung in ihrem Blick unerträglich, und er wich ihr lieber aus. »In einer Ehe sollte man nicht Abstand wahren, sondern alles miteinander teilen.« Das hatten sie getan, fast einundzwanzig Jahre lang, allerdings nur die Freude, das Leid hatten sie nicht geteilt. Jeder trauerte für sich allein.
    »In letzter Zeit haben wir uns entfremdet. Vielleicht arbeite ich zu viel.« Daran lag es nicht, das wussten sie beide. Langsam und zögernd berührte er ihre Hand, die erste freundliche Geste seit Monaten. Als sie seine warmen Finger spürte, brannten Tränen in ihren Augen.
    »Ich habe dich vermisst«, flüsterte sie, und er nickte nur. Auch er empfand solche Gefühle, konnte aber nicht darüber reden. »Und wenn du abgereist bist, wirst du mir fehlen.« So lange waren sie noch nie getrennt gewesen.
    »Bald kommst du mit Alyssa nach London. Und Ende August bin ich hoffentlich wieder hier.«
    »In diesen zwei Monaten werden wir zwei Tage zusammen sein«, seufzte sie und entzog ihm ihre Hand. »So etwas dürfte in einer Ehe nicht geschehen, zumindest nicht in einer guten. Ich könnte dich begleiten und mich tagsüber allein beschäftigen.« In London lebten genug Freunde, die sich um sie kümmern würden … Nein, sie wollte ihn nicht anflehen, er möge sie mitnehmen, das wäre zu peinlich.
    »Trotzdem würdest du mich von der Arbeit ablenken.« Das hatte er ihr oft genug erklärt.
    »Früher habe ich dich nie gestört.« Schon wieder fühlte sie sich wie eine lästige Bittstellerin, und dafür hasste sie sich – und ihn auch. »Nun, jedenfalls ist's eine lange Zeit.« Plötzlich schaute er forschend in ihre Augen.
    »Was meinst du?«
    Macht er sich meinetwegen Sorgen, überlegte sie verwundert. Er war ein attraktiver Mann. Sicherlich würden ihm in London viele Frauen nachlaufen. Aber sie bezweifelte, dass er fürchtete, sie könnte ihn betrügen, denn sie war immer eine perfekte Ehefrau gewesen. Andererseits hatte er sie noch nie einen ganzen Sommer allein gelassen. »Zwei Monate – das ist sehr lange, noch dazu nach diesem schrecklichen Jahr. Was soll ich davon halten? Ich weiß es einfach nicht.«
    Mit seiner nächsten Antwort überraschte er sie noch mehr. »Ich auch nicht, und ich dachte – die Trennung würde uns helfen, alles wieder in den Griff zu kriegen, die Scherben zu kitten.«
    War er überhaupt dazu bereit? Erkannte er, wie weit sie sich voneinander entfernt hatten? »Glaubst du, das würde uns gelingen, wenn wir zwei Monate getrennt verbringen?«, fragte sie sachlich.
    »Vielleicht können wir in Ruhe unsere Gedanken ordnen – ich weiß es nicht. Nur eins steht fest – ich brauche diese Zeit für mich allein, ich muss zur Abwechslung an etwas anderes denken und mich auf meine Arbeit konzentrieren.« Zu ihrer Verwirrung entdeckte sie Tränen in seinen Augen. Seit sie nach Princeton gefahren waren, um Todds Leiche zu holen, hatte sie ihn nicht mehr weinen sehen. Nicht einmal beim Begräbnis. Nun kam er zum ersten Mal hinter seiner eisigen Mauer hervor. Litt auch er unter der bevorstehenden Trennung? Das wäre immerhin ein Anfang. »Wirklich, Mary Stuart – ich will allein sein …« Seine Lippen zitterten, und er griff wieder nach ihrer Hand. Sanft hielt er sie fest. »Jedes Mal, wenn ich dich anschaue, denke ich an ihn – als wären wir alle unwiderruflich aneinander gebunden. Von diesem Gedanken muss ich mich befreien – und von der beklemmenden Frage … Was hätten wir tun oder sagen sollen, um die Tragödie zu verhindern? Darüber verlor ich fast den Verstand. Hoffentlich finde ich in London wieder zu mir selbst. Und ich glaube, dir wird's auch helfen,

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