Die Ratte des Warlords (German Edition)
verstehen.
Wie auch immer, aber Kepler verstand das. Anscheinend wusste er aber nicht, wie er es ihr begreiflich machen konnte. Er sah sich um und fuhr zu einem großen Baobab neben dem Weg. Neben dem Baum hielt er den Wagen an.
"Steig aus ."
Katrin sah ihn überrascht an, dann legte sie die Flaschen in den Fu ßraum und kletterte aus dem Jeep. Kepler ging näher an den Baobab und deutete neben sich. Katrin stellte sich dahin. Er ging hinter ihren Rücken. Einen Augenblick lang spürte sie seinen Atem in ihrem Nacken. Dann, wie er ihr seine Pistole in die rechte Hand schob. Unschlüssig nahm Katrin die Waffe. Dann drückte Kepler sich an sie. Er verharrte für eine Sekunde und Katrin hörte, wie er tief einatmete. Dann umfasste seine linke Hand ihr linkes Handgelenk und führte ihre Hand an die Pistole. Seine Finger waren bestimmend, aber sie legten Katrins Hände seltsam sanft um den Griff der Waffe.
"Greif mit der Rechten etwas tiefer", sagte er, "sonst verletzt der Schlitten beim Repetieren die Hand."
Katrin fasste den Griff etwas tiefer an. Keplers Finger strichen über ihre. Dann ließ er sie los, aber sie spürte seine Berührung noch einen Augenblick lang.
"Beine etwas auseinander", befahl er. "Streck die Arme aus."
Katrin hob die Pistole. Kepler drückte mit der linken Hand ihre Arme höher.
"Das Korn da vorn auf dem Schlitten muss einfach auf den Baum zeigen."
Kepler trat einen Schritt zurück. Dabei berührte sein Unterarm Katrins linke Brust. Sie hatte keinen BH an und Kepler spürte die weiche Rundung durch den dünnen Stoff ihrer Bluse. Seine schnelle Bewegung verlangsamte sich. Er spürte Katrin noch einen Augenblick lang, bevor er den Arm herunternahm.
Katrin blickte ihm in die Augen, sagte aber nicht s. Sein Blick wurde wieder sachlich. Er sah auf die Pistole in ihren Händen.
"Drück die Ellbogen durch", wies er an. "Jetzt zieh langsam am Abzug. Du musst erst den kleinen durchdrücken, der aus dem anderen rausguckt – gerade."
Katrin biss auf die Unterlippe und drückte vorsichtig am Abzug. Er gab plötzlich nach und der Schuss knallte durch die Savanne.
Die Pistole in Katrins Händen schnellte hoch. Sie fing sich, drehte sich zu Kepler und sah ihn erschrocken an. Er nahm ihr die Waffe aus der Hand.
"Du hast einen Baobab erschossen", sagte er. "Könntest du auch einen Menschen töten? Einen bösen. Ist sehr einfach. Zielen, abdrücken. Könntest du?"
Katrin schüttelte den Kopf.
"Wahrscheinlich nicht", antwortete sie verwirrt.
" Warum hattest du bei dem Baum keine Skrupel? Er lebt auch."
"Aber er stirbt davon nicht", erwiderte Katrin zögernd.
"Ja. Und die Pistole kann nicht de nken. Der Glock ist es völlig egal, auf wen oder auf was ich sie richte. Oder du."
"Du meinst, es sind nicht die Waffen, die töten", sagte Katrin nachdenklich, als sie zurück zum Auto gingen.
"Es bin immer ich." Kepler stieg ein und ließ den Motor an. "Ich kann mit meinem Körper töten. Mit einer Waffe kann ich es nur auf eine größere Entfernung tun. Die Pistole oder das Gewehr sind willenlos, ich bin es nicht."
"Du kannst mit deinem Karate töten?", fragte Katrin.
"Kung-Fu", beric htigte Kepler. "Einer Kampfkunst, die den absoluten Frieden anstrebt." Er lächelte schief. "Ist ein Dilemma, was?"
"Und wie entscheidest du, wen du tötest?"
"Wenn eine r mordet", antwortete Kepler.
Katrin kräuselte die Stirn und sah ihn schief an.
"Ja, von der Warte vieler sogenannter zivilisierter Menschen bin ich auch böse." Kepler machte eine Pause, dann sprach er grimmig weiter. "Es sind dieselben Menschen, die Galaabende gegen Pelzmäntel veranstalten und dabei Diamanten tragen, deren Schürfung hier in Afrika ganze Kriege auslöst und Menschenblut kostet. Solche Menschen stellen Tiere über Menschen und Täter über Opfer und sie vergessen nie ihr eigenes Wohl. Ich könnte diesen Baobab einfach so in Fetzen schießen. Der lebt zwar auch und hat keinem was getan, trotzdem würde ich in ihren Augen nicht als böse gelten. Töte ich aber einen Mörder, bin ich der böse." Er schwieg kurz. "Ich bilde mir nicht ein, gut zu sein. Aber wenn einer etwas tut, was ich niemals tun würde, dann ist er böse. Das ist meine Differenzierung zwischen Töten und Morden. Wie ich dabei für andere dastehe, ist mir gleichgültig. Ich habe keinen Spaß am Töten, doch ich habe auch keine Hemmungen davor oder Schuldgefühle deswegen. "
Seit Katrin in Afrika war, war es für sie immer schwerer geworden, gut und schlecht zu
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