Die Ratte des Warlords (German Edition)
weg.
Er lächelte entspannt, als er den verblüfften Blick der Frau sah. Es kam wohl selten vor, dass jemand kam, wollte und machte.
"Sie meinen es aber ernst", sagte sie nach eine m Moment überrascht-beeindruckten Schweigens. "Na, dann los."
Zwei Stunden später waren sie mit den ersten Form alitäten fertig. Die Frau versprach, Kepler würde so schnell wie möglich zum Einsatz kommen. Vielleicht hatte sie Angst, er könnte es sich doch noch anders überlegen.
Kepler selbst dachte nicht, dass, dauerte es länger, er schließlich von der Sache Abstand nehmen würde, er wollte bestimmt nicht im alltäglichen Trott versinken. Und er wollte klare Tatsachen haben, auch falls es mit Oma wegen seiner Entscheidung, nach Afrika zu gehen, Theater geben würde.
Wie schon oft lag er mit dieser Einschätzung vö llig falsch. Es war Sarah, die ablehnend reagierte. Oma dagegen lobte ihn, nicht überschwänglich, aber dennoch. Kepler rätselte, warum. Die einzige Erklärung, die ihm in den Sinn kam, war wohl auch die richtige. Oma war damals diejenige gewesen, die ihm geraten hatte, zur Armee zu gehen. Sie, und Kepler selbst auch, hatten damals angenommen, dass er Krieg nur spielen, ansonsten aber Disziplin lernen und ein geregeltes Leben in klaren Hierarchiestrukturen führen würde. So etwas hatte er damals auch bitter nötig gehabt. Aber die Welt hatte sich verändert. Kepler hatte Krieg nicht nur gespielt, er hatte gekämpft und er hatte getötet. Er hatte getan, was nötig gewesen war, davon war er überzeugt. Aber eigentlich war er nur die Verlängerung seines Scharfschützengewehres gewesen, den Tod seiner Ziele hatten andere beschlossen, die die Welt viel besser verstanden als er. Kepler hatte als Soldat getötet, Schuldgefühle hatte er deswegen keine. Und niemals, nie hatten er und seine Kameraden auf unbewaffnete auch nur im Spaß angelegt.
Aber Oma war gläubig, und das Töten war für sie eine Sünde. Sie meinte a nscheinend, dass er seine Taten wiedergutmachen müsste. So begrüßte sie seine Entscheidung, etwas für die Elenden dieser Welt zu tun. Jens stimmte ihr zu, ihm hatte es nie gefallen, dass Kepler Soldat war, er war Omas Meinung, dass Menschen zu helfen viel besser war.
Dann tat Oma etwas, was sie nur einmal versucht hatte als Kepler vierzehn gewesen war. Sie hängte ihm ein altes kleines, verwittertes Holzkruzifix um den Hals. Kepler hatte das Ding nicht haben wollen, mit der Kirche hatte er nichts zu tun. Dieses Mal ließ er es über sich ergehen, damit Oma ihre Freude hatte. Danach stimmte er ihrer langen Rede darüber, dass er vorsichtig zu sein hätte und gut auf sich aufpassen müsse, mit dem Essen und so weiter, absolut zu.
Damit war die ganze Angelegenheit eigentlich erledigt. Aber Sarah versuchte trotzdem, Kepler von seinem Vorhaben abzubringen. Sie wusste besser als Oma , was in der Welt vorging, und sagte geradeheraus, dass sie Angst hatte, er würde nicht wiederkommen.
"Ich war im Krieg", entgegnete er, etwas Besseres war ihm nicht eingefallen.
"Aber da warst du Soldat und musstest tun, was man dir befohlen hatte", erw iderte Sarah. "Jetzt rennst du freiwillig mit nackter Brust ins scharfe Messer."
"Es ist nicht gefährlich", versuchte Kepler sie zu beruhigen. "Ta usende Helfer sind in Afrika unterwegs. Es passiert nur selten was Schlimmes."
Sarah war überhaupt nicht überzeugt, sie wollte ihn partout davon abbringen, irgendwo in einem Bürgerkrieg LKW zu fahren.
"Was soll ich denn hier?", fragte Kepler. "Ich habe keinen Beruf und kriege keinen Job wegen der Geschichte mit dem Pädophilen, zumindest in der Gegend nicht. Irgendwo bei einer Zeitarbeitsfirma will ich nicht arbeiten. Zum Lernen bin ich viel zu alt. Ansonsten", er lächelte, "bin ich jung genug. Vielleicht mache ich Karriere als Weltverbesserer."
Sarah fügte sich seinen Argumenten, aber sie war weder glücklich darüber, noch war sie mit dem Ganzen einverstanden. Sie akzeptierte zwar Keplers Entscheidung, aber er konnte ihr ansehen, dass sie angestrengt über Alternativen nachdachte. Kepler ahnte, dass sie sich den Kopf darüber zerbrach, wie sie ihn von seinem Vorhaben abhalten könnte.
Einen Tag später bekam Kepler einen Telefonanruf und ein Mitarbeiter von World Vision führte mit ihm ein schnelles Vorstellungsg espräch durch. Zwei Tage später kam per Post das Flugticket nach London.
8. Die Hilfsorganisation World Vision gehörte zu UNHCR, dem Hochkommissariat für Flüchtlinge bei den Vereinten Nationen.
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