Die Ratte des Warlords (German Edition)
unterhielt in einigen Ländern Afrikas Montagewerke, deswegen waren die Fahrzeuge dort recht verbreitet, vor allem die Hauberversionen, die Kepler ausgesprochen gut gefielen. Abgesehen davon, dass es ein Rechtslenker war, fand Kepler den Scania an sich sehr gut, er gefiel ihm besser als die Mercedes-LKW, die er bei der Bundeswehr gefahren hatte. Er fühlte sich bei dieser Feststellung genauso unwohl wie damals bei den Waffen, aber er blieb in der eigenen Subjektivität objektiv und mochte die schwedischen Laster schweren Herzens.
Obwohl er sich so gut wie gar nicht am Leben der Gruppe beteiligte, bat ihn die Schwedin nach einiger Zeit um Hilfe. Sie war sehr ehrgeizig, sie wollte gut Arabisch sprechen, und sie war die beste in der Gruppe, aber an Kepler kam sie nicht annähernd heran. Die zweite Amtssprache im Sudan war zwar Englisch, aber für eine Lehrerin gehörte es sich einfach, auch Arabisch gut zu sprechen.
Akademisch gesehen stand Kepler weit hinter Rosa, obwohl sie sechs Jahre jünger war. In Sachen Lebenserfahrung konnte sie mit ihm aber nicht ansatzweise mithalten. Er genoss die Stunden mit ihr trotzdem und machte keinen Hehl daraus. Und seit sie ihn einmal bei seinen Schattenkämpfen beobachtet hatte, gab es eine leichte erotische Anziehung zwischen ihnen. Deswegen waren die anderen Männer sauer, was Kepler absolut gar nicht juckte, zumal sie ihre Abneigung nie offen äußerten. Der Leiter des Kamps hatte sich mal verplappert, dass er bei einer Spezialeinheit gedient hatte. Aber auch schon vorher hatte niemand ihn auch nur reizen wollen.
Kepler verbrachte dreizehn Wochen im Ausbildungskamp. Die letzten vier Wochen erklärten sich mehr aus dem Umstand, dass afrikanische Regi erungen Zeit brauchten, um die Einreise der freiwilligen Helfer zu genehmigen.
Schließlich war auch das passiert und die Gruppe wurde aufgeteilt. Der Itali ener ging nach Eritrea, die beiden Franzosen nach Kongo. Der Rest der Gruppe würde im Sudan eingesetzt werden, in der Provinz Dschanub Kurdufan.
Die letzten drei Tage vor der Abreise nach Afrika wollten alle nutzen , um nach Hause zu fliegen und sich von ihren Familien zu verabschieden.
9. Sich zu verabschieden war natürlich der vorrangige Grund, aber nicht minder wichtig war für Kepler die Kleidung. Wenn er seine gewohnte trug, spürte er sie nicht und er konnte sich darin absolut frei bewegen. In anderen Klamotten hatte er dieses Gefühl nicht. Zu Hause packte er seinen Marschrucksack, in dem er seine ganze Habe unterbringen konnte.
Be im KSK hatte Kepler sich eine auf seine Bedürfnisse zugeschnittene Kampfmittelweste aus tarnfarbenem Segeltuch anfertigen lassen. Die KMW hatte Einlagen aus beschusshemmendem Material der Schutzklasse SK4. Die Kevlarplatten waren verkleinert, aber die KMW bot dennoch guten Schutz und die Beweglichkeit des Oberkörpers war vollständig und uneingeschränkt erhalten geblieben. Damit die KMW eng saß, war sie mit Klettverschlüssen einstellbar. Sie war im Prinzip ein maßgeschneiderter Rucksack, in dem Kepler alles dabei hatte und nur einen Griff brauchte, um das Gewünschte in die Hand zu bekommen. Die Weste hatte Unmengen von Taschen, in denen Kepler Kampfmesser, Nahrung, Verbandzeug, eine Glock17 mit Schalldämpfer und sechs Ersatzmagazine für die Pistole unterbringen konnte. Die Waffe fehlte ihm ziemlich.
Keplers Hosen waren so unverwüstlich wie die KMW, hatten auch viele Taschen, sowie Laschen, an denen noch mehr Ausrüstung befestigt werden konnte.
Im Laufe der zwölf Jahre hatten sich seine Füße dermaßen an die Bundeswehrkampfstiefel gewöhnt, dass sie die wahrlich gar nicht schlechten Boots von World Vision nicht vertrugen.
Nicht minder als an die Stiefel hatte Kepler sich an seine Handschuhe gewöhnt. Ein SEAL hatte ihm mal bei einer gemeinsamen Übung ein Paar Nomexhandschuhe geschenkt. Sie waren aus grünem feuerfestem und atmungsaktivem Stoff, waren bequem und tastecht, ihre Unterseite aus dünnem festem Leder grauer Farbe war rutschfest. Solche Handschuhe wurden in den USA von Militärpiloten benutzt, aber auch Soldaten der Spezialeinheiten trugen sie mit Vorliebe. Der SEAL hatte sie von einem F/A-18-Piloten bekommen und sie dann Kepler geschenkt, weil sie beide Glocks mochten und sich für die Astronomie interessierten. Im Gegenzug hatte Kepler den SEAL in einer Kneipe, die von deutschen Auswanderern betrieben wurde, mit Weizenbier abgefüllt. Kepler war von den Handschuhen so begeistert, dass er noch zwei Paare
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