Die Ratte des Warlords (German Edition)
ist."
"Nein, ich nehme den Toyota", sagte Kepler . "Zeig es mir auf der Karte."
Er holte seinen Rucksack aus dem LKW, fischte die Karte heraus und breitete sie auf der Haube des Geländewagens aus. Der Fahrer zeigte ihm den Weg.
Kepler faltete die Karte wieder zusammen, steckte sie in den Rucksack und holte das sudanesische Geld heraus und legte das Bündel auf die Haube.
"Hier ."
"Nein", erschrak der Fahrer, aber seine Augen bli eben am Geld haften.
"Du hast b estimmt Kinder", meinte Kepler.
Der Mann nickte stumm , den Blick auf das Bündel gerichtet.
" Na dann kauf davon etwas für sie und für deine Frau oder mach ein Feuer daraus." Kepler zuckte die Schultern. "Ich brauche es nicht."
Der Fahrer nahm das Bündel und verstaute es in seiner Kle idung. Kepler gab ihm die Hand, sie sahen sich kurz an, dann stieg Kepler in den Toyota ein. Er sah im Rückspiegel, dass der Fahrer ihm nachschaute.
Als Kepler etwas später einen kleinen Bach passierte, warf er die Waffen se iner Verfolger dort hinein.
Danach dauerte die hopplige Fahrt zwei Stunden, bevor er an den Fluss kam, den der Fahrer ihm beschrieben hatte. Es gab kaum Wasser im Lauf, deswegen fuhr Kepler einfach an einer Stelle durch, die ihm seicht genug dafür erschien.
Zweihundert Meter weiter lag die kenianische Grenze.
Kepler jagte über das zerfurchte Gelände und nahm erst zehn Kilometer später den Fuß etwas vom Gas.
Die ganze Nacht hindurch fuhr er in Richtung Lokitaung und kam dort am fr ühen Morgen an. Er aß etwas, tankte, und fuhr weiter, immer am Turkanasee entlang. Die Entfernung bis Lodwar legte er an einem Tag zurück. Dort konnte er sich nicht mehr auf den Beinen halten. Er suchte das erstbeste Hotel auf und schlief dort die Nacht und den darauffolgenden Tag durch. Als er wach war, machte er sich mit einem mörderischen Hunger auf die Suche nach etwas Essbarem. Seine Anspannung hatte nachgelassen, deswegen beschloss er, einen weiteren Tag in Lodwar zu verbringen und sich auszuruhen, er musste klar denken und funktionieren können. Er kaufte zwei Bücher über Kenia und las sie am nächsten Tag durch. Nach einer vollen Nacht Schlaf und einem anständigen Frühstück machte er sich wieder auf den Weg. Sein nächstes Ziel war Kitale.
Auf dem Weg dahin wurde Kepler von der Pol izei angehalten. Er behauptete, er sei ein Angestellter einer deutschen Firma, die im Teegeschäft tätig war. Er sagte, er hätte Urlaub, reise einfach durchs Land und schaue es sich an, allerdings hätte er seine Papiere verloren. Die Höflichkeit, mit der er sprach, und die Tatsache, dass er es auf Swahili versuchte, schien die Polizisten davon abzuhalten, ihn oder den Wagen zu durchsuchen. Allerdings war ein Polizist gerade wegen des Wagens misstrauisch geworden.
"Er sieht aus wie einer von der UNO", meinte er.
"War er", stimmte Kepler sofort zu. "Wenn man von der Seite guckt, dann sieht man sogar den Schriftzug noch durchschimmern."
Der Polizist sah unschlüssig drein.
"Wo ist er zugelassen?", fragte er.
"Keine Ahnung." Kepler zuckte die Schultern. "Ein Freund hat ihn für mich besorgt." Er lobte sich, in der Nacht Kennzeichen von einem Auto geklaut zu haben. "Ich habe keine Papiere mehr, wissen Sie noch?"
" Aber bestimmt genügen Geld, hä? Das kostet nämlich Strafe."
Wenn das alles ist, dachte Kepler. Er ließ die Glock los und zog eine Zwanzigdollarnote aus der Tasche. Das waren etwa zweitausend kenianische Schilling.
"Ich habe nur solche ." Er reichte den Schein dem Polizisten. "Ist das okay?"
Der Mann steckte das Geld ungerührt ein und hieß ihn, weiterzufahren. Kepler wünschte einen schönen Tag und fuhr los.
Kitale war um einiges größer als Lodwar und Lokitaung. Kepler ließ den To yota einfach in einer Gasse stehen. Wenn er richtig kalkulierte, würde zum Abend nur noch der Rahmen von dem Auto übrigbleiben, wenn überhaupt.
Als Kepler durch die Straßen von Kitale ging, erfasste ihn erneut die Versuchung, ein Flugzeug zu benutzen. Er musste es nur noch nach Nairobi schaffen, dort in einen Flieger steigen und keine vierundzwanzig Stunden später wäre er zu Hause. Dann zwang er sich, hirnrissig freudige Wünsche zu unterdrücken und wieder sachlich zu denken.
Kobis Auftauchen bedeutete, dass man ihn suchte. Nicht da, wo Kobi gesucht hatte, aber immerhin. Wahrscheinlich nicht unbedingt einmal, weil Abudi tot war. Dessen Nachfolger hob eher im Stillen sogar eine Tasse Tee oder sonst was auf Keplers Wohl. Nein, der wahre Grund war der,
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