Die Ratte des Warlords (German Edition)
Jens hüstelte. "Es sieht nicht gut aus..."
Kepler fand die Sorge se ines Bruders übertrieben.
"Ich habe die Typen z usammengeschlagen, und?"
"Zwei sind gestorben", sagte Jens matt. "Du wirst wegen Mordes g esucht."
"Oh ... Das ist allerdings unschön."
"Genau."
"Was hast du der Polizei gesagt?"
"Die Wahrheit , was den sonst?! Dass du in Afrika bist."
" Die werden nie glauben, dass es Notwehr war", murmelte Kepler.
"Wann kommst du zurück?", fragte Jens.
"Wenn ich mir überlegt habe, wie ich die Notwehr beweisen kann. Ich gehe nicht in den Knast. Nicht wegen dieser Typen."
" Es waren irgendwelche Kriminellen", sagte Jens drängend. "Und als Veteran kriegst du bestimmt Strafmilderung..."
"Jens, mein Geld ist alle", log Ke pler. "Mach’s gut, grüß alle."
"Okay. Aber, Bruder, überleg es dir. .."
Kepler legte auf.
Dass die Typen irgendwelche Verbrecher gewesen waren, rückte die Sache in ein besseres Licht, aber nur für ihn persönlich. Für Mord, auch an Verbrechern, musste man bezahlen. Wie sein Leben weitergehen sollte, wusste Kepler nicht.
Aber er hatte erst ein halbes Jahr in Afr ika vor sich. Er saß einige Augenblicke lang da und starrte die Wand an. Jetzt war er ein amtlicher Mörder. Er brauchte eine Sekunde, um mit diesem Gedanken klarzukommen.
Dann spürte er Rosas Hand an seiner Schulter und schüttelte den Unmut ab.
"Was ist los?", fragte die Schwedin besorgt.
" Ich muss scharf nachdenken", antwortete Kepler.
Er sprach den ganzen Weg zurück kein Wort , er versuchte, sich an das Pärchen zu erinnern, das vor der Schlägerei weggelaufen war. Rosa gab ihre Versuche auf, etwas über das Gespräch zu erfahren, und verhielt sich ruhig und zurückhaltend. Erst als sie einander im Bett umarmten, entspannten sie sich beide.
Am Morgen des übernächsten Tages war Kepler nach seinem allmorgendlichen Lauf einer der ersten an der Halle.
Medikamente kamen in die Minibusse. Kisten mit Zelten, Wasserpu mpen und anderen Sachen wurden in LKWs mit Plangestellen verladen. Keplers Kipper und zwei andere offene Laster sollten Säcke mit Maismehl transportieren. Die Fahrer mussten ihre Fahrzeuge fast alleine beladen.
Niemand scherte sich hier um zulässige Gewichte. Oder um technisch sinnvolle. Der Scania-Sechszylinder hatte mit seinen dreihundertsechzig PS ziemliche Schwierigkeiten, den überladenen LKW zu bewegen. Kepler hoffte, dass sie nicht oft anhalten würden, er sorgte sich um die Kupplung. Dann fiel ihm ein, dass der Scania ein Baustellenfahrzeug war. Solche hatten oft einen Wandler als Anfahrkupplung. Kepler kroch unter den LKW, der sich mächtig in die Federn gesetzt hatte, und versuchte nicht an die gebrochene Lage zu denken. Als er wieder neben dem Führerhaus stand, war er um keine Erkenntnis reicher, er hatte nicht erkennen können, ob der Scania nun einen Wandler hatte oder nicht.
Es machte eh keinen Unterschied. Kepler klopfte auf die Tür des La sters.
" Mein Dicker", sagte er auf Schwedisch in einer Mischung aus Bitte und Befehl, "du wirst mich nicht hängen lassen, nicht wahr?"
Rosa kam um die Haube herum und schmunzelte.
"Du redest mit dem Auto?"
"Tu ich", erwiderte Kepler unbeklommen. "Und du tust mir eine Massage."
"Tun? ", echote Rosa zweifelnd. "Eine Massage?"
"Ich habe dreißig Tonnen Maismehl geschleppt. Und ab morgen si tzen wir den ganzen Tag da drin", Kepler deutete auf den Wagen. "Und keine Luftfedersitze."
"Ich verwöhne dich", versprach Rosa.
"Danke. Ich verzurre noch schnell die Ladung."
Von Moor bekam Kepler eine alte Plane und Seile. Die Mehlsäcke passend zu rücken, den Kipper abzudecken und die Plane festzumachen nahm mehr Zeit in Anspruch, als Kepler gedacht hatte. Wenigstens half ihm der Engländer, an dessen Bus er die Bremsen gemacht hatte. Zwei Stunden hatte es dennoch gedauert.
Als Kepler in der Baracke war, fiel er bäuchlings aufs Bett und schlief ein, noch bevor Rosa mit seinen Schultern fertig war.
12. Am Morgen packten Kepler und Rosa ihre Sachen und gingen zur Lagerhalle. Die Abreisenden bekamen das Frühstück früher, damit sie zeitig losfahren konnten. Nach dem Essen erhob sich der Leiter des Konvois.
"Hört her, Leute", rief er und wartete, bis alle die Augen auf ihn gerichtet hatten. "Für die Neuen – ich bin Pierre. Ihr fahrt in der Mitte des Konvois. Vorne fahren zwei von uns, dann ihr mit den Bussen, dann eure LKWs, der Scania zuletzt. Zwei von uns schließen ab. Bleibt einer stehen, aus welchen Gründen auch immer – bleiben
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