Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magali Ségura
Vom Netzwerk:
Herzen ein.
    Durch die vielen kleinen Glasscheiben des Fensters sah Vic Estelle mit all ihren Gefährten sprechen: Sie beruhigte sie, denn sie durften auf keinen Fall die Hoffnung aufgeben. Gyls Tod war allen noch zu gegenwärtig.
    Die Nacht und die Sterne spiegelten sich im See, der Wasserfall funkelte. Alles war still. Auf einem Stuhl neben Vic lag Andins Umhang. Dieser junge Mann war zur rechten Zeit am rechten Ort gewesen … Warum hatte er sie gerettet? Weil sie die Wut der Amalysen von ihm abgelenkt hatte oder weil er ihre Bedeutung für das Land als »die Maske« begriffen hatte? Er hatte ein zweites Mal den Tod herausgefordert. Warum hatte er sich so der Gefahr ausgesetzt? Es spielte kaum eine Rolle; er konnte seine Tat jetzt schwerlich bereuen. Dank des Rings würden sich alle Dorfbewohner seiner annehmen. Aber … was, wenn er Muht Dabashir begegnete, wie Gyl? Einen Augenblick lang stieg das Gefühl, einen Freund im Stich gelassen zu haben, wieder im Herzen des Mädchens auf. Jorans Schreie, als er ihr zugebrüllt hatte, dass sie flüchten sollte, hallten in ihrem Kopf wider. Sie schloss die Augen. Sie hatte nichts tun können. Doch sie wollte nicht, dass Andin das Gleiche zustieß. Instinktiv hatte sie das Gefühl gehabt, diesem jungen Mann vertrauen zu können. Sie war sogar darüber erschrocken, aber sie hatte sich nicht davon abhalten können, ihm die Besonderheiten der Amalysen in den Dunklen Wäldern zu erklären. Es war nicht so schlimm, wenn Korta herausfand, dass sie die Mörderpflanzen verwendete – sogar ganz im Gegenteil, denn das würde ihn lehren, dass sie weit gefährlicher sein konnte, als er glaubte! Aber das würde die Scylen nur darin bestärken, Andin für einen ihrer Komplizen zu halten.
    Wo ist er jetzt? Das Mädchen staunte darüber, dass sie Lust hatte, ihn wiederzusehen. Um ihre Sorgen zu beschwichtigen verlegte sie sich darauf, ihn sich auszumalen – unter dem Sternenzelt, die smaragdgrünen Augen zum Himmel gerichtet, ein Lachgrübchen in der Wange. Sie sah ihn sogar als Spieler der kleinen Melodie, von der einige vage Töne bis zu ihr vordrangen. Tief in ihrem Körper spürte sie einen süßen Frieden.
    »Ich habe keine Zeit zu lieben, ich weiß«, murmelte sie, als ob ihr jemand Vorhaltungen gemacht hätte. »Aber beschützt ihn, Gottheiten des Lebens, ich flehe euch an!«
    Sie zog den schnurrenden Joran an sich und schlief wieder ein. Ihr ruhiger Gesichtsausdruck spiegelte die Wirkung der seltsamen Töne in der Stille der Nacht wider. In ihren Gedanken wich der Tod eines ihrer Gefährten sanft dem Gesicht eines Fremden.
     
    Der Kater hatte die Augen offen gehalten; die geschlitzte Pupille seiner gelben Augen war ganz geweitet. Joran wartete einen Moment, bevor er wieder aufstand und Vic musterte. Trotz ihrer Niedergeschlagenheit war er stolz auf sie. Sie war zu empfindlich, aber sie hatte nicht gezögert, Leid auf sich zu nehmen, um rascher gesund zu werden. Er blinzelte mit einem ganz und gar katzenhaften Ausdruck der Selbstgefälligkeit.
    Joran war ihr Lehrmeister und musste sich jede ihrer Schwächen zum Vorwurf machen – was er auch tat. Seine Unnachgiebigkeit hatte dieses einfache Kind in ein außergewöhnliches Wesen verwandelt. Er fand, dass sie von ihrer weiblichen Natur und ihren Tränen behindert wurde, aber sie war seinen Hoffnungen immer gerecht geworden und hatte ihn auch heute nicht enttäuscht. Sie hatte großen Mut bewiesen, als sie die Macht des Füllhorns gegen so schwere Verletzungen einsetzte.
    Dennoch stand Joran vor einem neuen Problem. Er kannte das schöne Kind sehr gut und hatte Angst, die letzten Sätze richtig verstanden zu haben. Der junge Mann aus dem Baum war genau der Richtige, um ihr den Kopf zu verdrehen! Das Grün seiner Augen hatte sie sicher schon aller Vernunft zum Trotz bezaubert.
    Joran empfand für Vic eher väterliche Regungen als die Gefühle eines Liebhabers, aber Eifersucht und Stolz waren schon immer die Quellen seines Unglücks gewesen. Ein tiefer Hass auf diesen Fremden hatte sich seiner schon auf den ersten Blick bemächtigt, und er ertrug den Gedanken nicht, dass der junge Mann sich seinem Schützling noch einmal nähern könnte.
    Joran schlich sich verstohlen hinaus. Er wollte Erklärungen. Wer ist dieser Fremde? Vic schien ihn zu kennen. Woher kommt er? Wie hat er herausgefunden, dass sie die Maske ist? Warum hat er sich entschlossen, sie zu retten?
    Er stürzte sich auf Estelle – sie allein konnte alles wissen! Estelle

Weitere Kostenlose Bücher