Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)
der Korta verschlingen zu wollen schien, fing an, vor Hass und Wut zu schreien, rollte sich zum Schrein hin ein und wieder auf. Die Wände wurden zugleich eiskalt und brennend heiß. Die Feen waren gerissener, als der Hexergeist geahnt hatte: Es war ihnen gelungen, sich einen Rückzugsort abzustecken.
Ibbak jedoch hatte von Beginn dieser neuen Schlacht an geglaubt, ihnen jedes Stückchen von Leiland streitig machen zu können. Er hatte ganz zu Anfang die Versteinerten Berge durch ewige Schneestürme abgeschottet, um Besuche aus Pandema zu verhindern, und hatte entlang der gesamten gemeinsamen Grenze den Sumpf der Höllischen Nebel entstehen lassen. Die Feen hatten sofort geantwortet, indem sie beides und schließlich das ganze Land mit einer Zauberkraft aus Illusionen und Träumen überzogen hatten, die verhinderte, dass tödliche Fallen gestellt wurden. Aber Ibbak hatte das mittels der telepathischen Reptiliendämonen zu seinem Vorteil zu nutzen verstanden. Als die Feen die Dunklen Wälder zu einem Garten geweiht hatten, der alle Pflanzen der Schöpfung umfasste, hatte er ihn sofort mit Mörderpflanzen verseucht: den Amalysen. Und obwohl die Gottheiten des Guten die Grotten des Etelbergs mit schlafenden Sylphen übersät hatten, hatte er die Königsburg mithilfe der Sarikeln isoliert.
Bei ihrer Machtübernahme in Leiland hatten die beiden Geistwesen sich das Land im Zuge eines Kleinkriegs aufgeteilt. Aber seit das Ungeheuer des Verbotenen Waldes erschienen war, hatte seine Bosheit den Hexergeist getäuscht. Seine Grausamkeit glich der eines Geschöpfs, das seiner üblen Macht entsprungen war: Ibbak hatte geglaubt, dass sie von einem Niedergeist ausging, der sich während der Teilung ein Stück der Welt des Ostens angeeignet hatte. Nie hätte er damit gerechnet, dass die Feen das Monster erschaffen haben könnten! Wie ist das möglich?
Er hatte das Gebiet nie für sich gefordert, weil das Ungeheuer eine Böswilligkeit an den Tag gelegt hatte, die der Ibbaks gleichkam. Im Gegenzug hatte er sich nichts angeeignet und den Verbotenen Wald diesem unbedeutenden Niedergeist überlassen. Jetzt war es zu spät.
Ibbak wollte seinen Zorn und seine Raserei erst an den düsteren Gewölben des hohen Saals auslassen, doch dann wandte er sich abrupt wieder Korta zu. Geschwächt und schweißüberströmt flüchtete der Herzog die Treppe hinauf.
» Du hast mir doch gesagt, dass die Maske Amalysen verwendet?«
Korta bestätigte das misstrauisch. Der Rauch rollte an den Wänden entlang, die schwärzer denn je wirkten. Er sammelte sich und formte sich neu, um wieder das ursprüngliche Gesicht zu bilden. Die Statuen, die immer lebendiger wirkten, beendeten ihre grausige Klage. Wie dicke und grobschlächtige Menschen atmeten sie ein und räusperten sich tief im Rachen. Von neuem klafften Ibbaks leere Augenhöhlen auf; ein furchterregendes Lachen ertönte und ließ die Umgebung noch eisiger werden. Reißzähne aus Rauch gesellten sich zu dem hinterlistigen Lächeln, das breiter wurde, als er sagte: » Gut, dann ist das ihr Schwachpunkt– und wird ihr zum Verhängnis werden!«
Stillschweigen bewahren
Der Abendwind blies durch die geöffneten Fenster herein. In all seiner Kühle liebkoste er Eleas Körper und die beiden großen, blauen Augen öffneten sich. Andin … Die junge Frau drehte sich abrupt um: Sie war allein. Enttäuscht ließ sie den Kopf wieder auf das Daunenkissen sinken. Sie hatte geträumt, es sei dem jungen Mann gelungen, die Brücke-ohne-Wiederkehr zu überqueren, und er hätte sie hierhergetragen und über sie gewacht. Die Vorstellung, dass all dies nur Einbildung gewesen war, tat ihr weh.
Die leichte Brise strich wieder über sie hinweg.
Sie ballte die Fäuste auf dem Federbett und schlug einen Teil der Decke über sich. Der Luftstrom begann, ihre nackten Beine zu kitzeln. Sie stand auf, erregt, ohne zu wissen, warum. Durch das nach Osten weisende Fenster sah sie den großen Tisch auf der Wiese. Die braunhaarige Virgine und die blonde Ophelia kümmerten sich darum, die Gedecke für das Abendessen zu verteilen.
Elea wandte ihnen den Rücken zu. Sie hörte etwas Gelächter, einige Stimmen: Das Leben des Verbotenen Waldes. Doch an seiner Grenze spürte sie den Tod. Hoffnungslosigkeit überkam sie bei diesem Gedanken, und sie beeilte sich, die drei geöffneten Fenster zu schließen. Die Stille im Zimmer erwies sich als noch weit grausamer.
Der jungen Frau wäre es lieber gewesen, nie erwacht zu sein. In ihrem Kopf
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