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Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magali Ségura
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drehte sich alles. Sie wollte fliehen, verschwinden. Ein Wille, der ihrem eigenen übergeordnet war, schien sie zu drängen, den Morgenmantel zu nehmen, der auf dem Stuhl ausgebreitet lag, und sich umzuziehen. War es nur ihr Pflichtgefühl, das die Oberhand gewann? Obwohl sie nicht die geringste Lust hatte, hinunterzugehen, hatte sie auch nicht die Kraft, hierzubleiben. Sie dachte, dass sie vielleicht am Strand in der Betrachtung des ewigen Schauspiels der Wellen ein wenig Frieden finden würde.
    Es erwies sich als unmöglich, ihr Mieder zu verschnüren. Joran war derjenige, der wollte, dass sie im Verbotenen Wald Frauenkleider trug. Wie konnte sie ihm gehorchen? Würde sie ihrem Lehrmeister ins Gesicht sehen können, ohne ihn für das, was er gerade getan hatte, umbringen zu wollen? All seine Argumente reichten diesmal nicht aus. Andins Tod war nicht mit dem Gyls vergleichbar.
    Sie riss den Dolch hervor, der in den Balken gedrungen war, und betrachtete die zwischen ihren Händen funkelnde Klinge. Joran hatte ihr beigebracht, sich für Waffen zu begeistern, nicht für Schmuck. Elines Halskette funkelte an ihrem Handgelenk wie tausend Feuer, aber sie hätte nie Lust verspürt, etwas Ähnliches zu tragen. Während sie weiter den Blick auf die Klinge gerichtet hielt, packte sie eine kurze Jacke und ging auf die Tür zu.
    Abrupt hob sie den Kopf und kehrte zu ihrem Bett zurück, wo sie die Hand unter das Kopfkissen schob und Andins Medaillon hervorzog. Sten hatte es repariert. Sie presste die Finger auf den Ring und schloss vor Kummer die Augen. In der folgenden Sekunde sauste der Dolch durchs Zimmer und drang genau an dem Ort wieder ins Holz, aus dem Elea ihn hervorgezogen hatte; die Zimmertür fiel hinter der jungen Frau zu.
    Draußen zog sie sich die Jacke über das schlecht sitzende Kleid und nahm nicht den Weg über ihre bevorzugte Luftwurzel. Sie hatte auf nichts Lust. Sie wusste nicht einmal, was sie dazu trieb, hinauszugehen. Ihr kamen nicht die Tränen; sie hatte schon zu viele geweint. Leise stieg sie die Treppe hinab. Auf der Wiese kamen ein paar Kinder mit ihren Pfeifen zum Essen gelaufen. Alle mussten schon am Tisch sitzen.
    Sie schritt über den zweiten Steg. Von dort aus konnte sie ihre Freunde sehen, aber sie ging mit gesenktem Kopf. Dennoch sorgten ein Eindruck, eine Hoffnung und ein Ruf dafür, dass sie den Blick zur großen Tafel hob. Mitten zwischen den Leuten, die sich gerade daran niederließen, glaubte sie Andin zu sehen.
    Dasselbe Gefühl hatte dafür gesorgt, dass der junge Mann den Kopf hob. Er erspähte Elea sofort durch die Blätter hindurch. Sein Herz gab ihm den Ort vor, an den er blicken musste. Dann sah er die junge Frau davonlaufen, wie eine Wahnsinnige wieder die Treppe hinaufstürmen und in den höheren Stockwerken verschwinden.
    Was tut sie?
    Elea weinte vor Freude; ihr Herz drohte bei jedem Schritt zu bersten. Von ihren Röcken behindert stürzte sie in ihrer Hast beinahe mehr als einmal und stützte sich mit den Händen ab, um schneller nach oben zu gelangen. Sie brachte das letzte Stockwerk hinter sich, das sie von Joran trennte, und schrie seinen Namen beinahe. Aber die Stimme versagte ihr vor Gefühlsbewegung.
    Die junge Frau stürmte in das Zimmer, das Joran sich zum Essen vorbehielt, und sprang ihm an den Hals. Das Chimärenwesen machte sich rasch aus ihren Armen los.
    » Rühr mich nicht an, wenn ich diese Gestalt habe!«, stieß Joran zornig hervor. » Und dank mir nicht! Ich habe ihn nach Herzenslust gequält, und wenn es in meinem Interesse gewesen wäre, hätte ich ihn ohne Zögern getötet!«
    » Das spielt für mich keine Rolle«, verkündete sie mit Nachdruck, als sie ihre Ruhe zurückgewann und sich auf das besann, was sich gehörte. » Selbst wenn du es aus Berechnung getan hast: Du hast deinem Hass nicht nachgegeben, sondern hast Andin am Leben gelassen. Oh, danke, Joran!«
    » Hör mit diesem dummen Zeug auf!«, protestierte das Ungeheuer und warf ihr eine Serviette zu. » Und trockne dir die Augen, dein Gesicht ist von all dem Unfug ganz aufgequollen!«
    Er setzte sich zornig wieder hin und trommelte mit den Fäusten auf den Tisch. » Du hast nur diesen einen Abend, um Abschied von ihm zu nehmen. Sieh zu, dass er morgen früh aufbricht!«
    Elea wollte widersprechen– das war zu wenig Zeit! Aber er unterbrach sie: » Es ist mir völlig gleichgültig, dass Sten all deine Zeit in Anspruch nehmen wird, sobald er wach ist. Vergiss nicht, dass ich dir, wenn du mir nicht

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