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Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magali Ségura
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Lederbeutel. Aber sie hielt einige Augenblicke lang inne, bevor sie die Blume des Weißen Erwachens zwischen zwei Holzplättchen presste.
    Die langen, dicken, doppelten Blütenblätter wirkten schwer, aber biegsam. Die Staubblätter waren um drei Stempel angeordnet, wie Freier, die sich um ein junges, heiratsfähiges Mädchen drängten. Ihr Perlmuttweiß, das mit Grün durchzogen war, bildete das Herz der Farben, die je nach Einfall der Sonnenstrahlen aufblitzten. Offenbar war die Knospe gerade erst am Morgen aufgeblüht.
    » Es wird mir sehr schwerfallen, ihr die Blütenblätter abzureißen, um sie zu zermalmen«, bemerkte Elea. » Sie ist so schön!«
    Andin hockte sich neben sie.
    » Ich dachte, du würdest diese Blume lieber mögen«, verkündete er mit geheuchelter Bekümmerung und streckte ihr eine weiße Syllis hin. » Das ist schade– ich habe zwei Finger geopfert, um sie zu bekommen.«
    Elea verschlug es die Sprache. Entzückt setzte Andin sein Spiel fort und streichelte ihr die Hand mit der Blume.
    » Meine Mutter hat mir diese Blume gezeigt«, verriet er. » Statt mir zu erklären, dass sie Zärtlichkeit bedeutet, hat sie mir eine gepflückt. Ich habe tatsächlich nie zartere Blütenblätter gefunden.«
    Behutsam strich er mit dem Kreis flaumiger, cremefarbener Blütenblätter über Eleas Wange.
    » Und du?«
    Die junge Frau ließ sich mit der Antwort Zeit. Kein Wort drang aus ihrem Mund hervor; es gelang ihr nur, den Kopf zu schütteln. Sie hielt den Blick auf Andin geheftet.
    » Möchtest du sie annehmen– oder war sie an ein Versprechen gebunden, das ich nicht halten könnte?«
    » Nein… Äh… Ja… Ich nehme sie jedenfalls an.«
    Andin schenkte ihr glücklich die Blume. Er freute sich über die Verwirrung, die das Erscheinen der weißen Syllis bei Elea hervorrief. Also konnte er ihr Herz doch berühren!
    » Was muss ich versprechen?«, fragte er unschuldig.
    Elea senkte plötzlich den Blick und errötete.
    » Mich niemals zu vergessen«, murmelte sie.
    » Wäre das Gegenteil denn möglich?«
    Sie hob den Kopf wieder zu ihm; aus ihren Augen und jedem einzelnen ihrer Züge sprach Liebe.
    » Ich werde dich nie vergessen«, verkündete Andin und legte sein Herz in jedes Wort.
    Aber San fand, dass es nicht mehr der rechte Zeitpunkt war, miteinander zu tändeln. Über alle Maßen erregt kehrte er von seiner Katrattenjagd zurück, stürmte auf die Lichtung und sauste zwischen dem Pärchen hindurch, so dass er die beiden beinahe umwarf. Andin rappelte sich fluchend wieder auf. Der Wolf beschleunigte mit aller Kraft seiner Pfoten, als der junge Mann sich ihm näherte, und lief in großen Kreisen um die beiden herum. Dann begann er Bocksprünge zu vollführen, ganz verrenkt und verdreht: Er schien stolz auf sich und seine Schelmenstreiche zu sein, aber wirkte enttäuscht, dass Andin nur einen Augenblick lang seine Aufmerksamkeit auf ihn richtete. Kaum hechelnd blieb er stehen, als er sah, dass die beiden jungen Leute die Dunklen Wälder verließen. Gingen sie denn schon weg? Er hatte doch gerade erst zu spielen begonnen!
    San wollte ihnen kriechend folgen, um Andin beim Knöchel zu packen, bevor er die Pferde erreicht hatte, aber der junge Mann behielt ihn im Auge, und der Wolf konnte seinen Plan nicht in die Tat umsetzen. Die beiden Menschen schienen kein Vergnügen an seinen Scherzen zu finden. Was für Bösewichte!
    Elea schien nur über die weiße Syllis nachzusinnen und gab sich gedankenverloren. Sie brauchte einige Zeit, um ihren Sattel wieder aufzulegen. Andin fühlte sich von der Wirkung seines Geschenks wie berauscht. Bevor er Nis antrieb, den kleinen Waldweg entlangzulaufen, führte er sogar noch den letzten Schlag: » Träume ich, oder hast du hier viel blauere Augen als sonst?«
    » Das liegt an den Höllischen Nebeln«, stammelte Elea.
    » Haben deine Augen normalerweise nicht diese Farbe?«
    Sie verneinte, hilflos angesichts des Gedankens, nun in Andins Augen an Reiz verlieren zu können.
    » Dann hoffe ich, dass sie dunkelgrau sind«, wünschte Andin sich listig. » Solche Augen mag ich nämlich am liebsten.«
    Glück oder Zufall? Er verwirrte sie mit seinem Lächeln noch ein wenig mehr, brach gefolgt von dem Wolf auf und erinnerte sie daran, dass sie in Eile waren.
    Ihre Rückkehr verlief nicht ohne Zwischenfälle. Als sie nur noch einige Meilen vom Verbotenen Wald entfernt waren und der Abend gerade den Himmel zu verdüstern begann, hörten sie weit hinter sich galoppierende Reiter:

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