Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition)
nicht einmal verstanden, warum sie geflohen war.
»Weint Ihr etwa wegen Andin?«, fragte Cedric erstaunt.
Sie wagte es nicht, ihm zu antworten. Sie hätte sich jetzt in Andins Armen befinden sollen, um alle Neuigkeiten der letzten drei Wochen unter Küssen auszutauschen.
»Dachtet Ihr etwa, dass er hier sei, um Prinzessin Elisa zu heiraten?«
Elea spürte, wie sie rot wie eine Pfingstrose wurde, so sehr schämte sie sich. Sie hätte sich gern in eine Maus verwandelt wie Joran, um sich in einem Loch zu verkriechen, besonders, als sie Cedrics schelmisches kleines Lächeln bemerkte.
»Wie kommt es, dass Ihr hier seid und nicht bei Eurer Familie?«, fragte sie, um das Gesprächsthema zu wechseln und ein angemesseneres Auftreten zurückzugewinnen.
»Ich war unterwegs, um Nachforschungen anzustellen… Euretwegen«, sagte Cedric und lächelte noch immer.
»Meinetwegen?«
»Ihr seid doch die Maske, wenn ich mich nicht irre? Ihr unterhaltet mit pandemischen Schiffen gewisse nicht ganz legale Handelsbeziehungen. Um zu diesem Schluss zu gelangen, musste ich bis in die Gänseländer reisen, weil die Schmuggler ihre Spuren verwischten, indem sie das Binnenmeer zweimal überquerten.«
»Ich habe immer darauf geachtet, durch die Standarte von Leiland zu erkennen zu sein; mir ist nie der Gedanke gekommen, dass die Ursprungsländer der Schiffe sich über diesen Handel beklagen könnten.«
»Es sind Ernteerträge gestohlen worden, um Eure Nachfrage zu befriedigen.«
Elea war betroffen. Warum hatte Andin nicht versucht, sie zu ergreifen?
»Seid unbesorgt, ich mache Euch keine Vorwürfe! Ich habe die Schmuggler festgenommen, aber der Handel wird legal weitergehen. Ihr ernährt schließlich Dörfer, in denen Hunger herrscht, mit diesem Weizen. In Pandema würde er nur in übervollen Scheunen verrotten.«
»Ich danke Euch«, stammelte Elea.
»Dankt lieber Andin, nur durch seine Briefe weiß ich um Eure Taten.«
Elea fühlte sich weiterhin unbehaglich. Ein flaumiger, leichter Samen verfing sich in ihrem offenen Haar. Sie zog ihn langsam daraus hervor. Joran hatte Andin bestimmt aufgehalten, ja, das stand fest. Er hatte sie nicht verfolgt.
»Ich dachte, dass Schiffe, die aus einem reichen Land stammen, ehrlicheren Handel treiben würden als andere«, antwortete sie.
»Gold ruft nach weiterem Gold. Ihr habt sie zu gut bezahlt.«
»Ich werde in Zukunft daran denken«, versicherte sie und überließ den Flaum wieder den Launen des Windes. »Aber sagt mir: Wo seid Ihr an Land gegangen?«
Cedric lächelte leicht. Anders als Andin hatte er keine Grübchen.
»In den Lagunen der Amalysenquelle. Die Klippen sind nicht hoch; mittels einer kleinen Kletterpartie hat sich sogar mein Pferd hinaufschleppen lassen. Mein Bruder hat mich von diesem Land träumen lassen. Ich musste die märchenhaften Orte, die er bereist hatte, selbst sehen. Wenn man Abenteuer nur aus zweiter Hand erlebt, verweichlicht man. Aber ich habe keine einzige Amalyse gefunden.«
»Zu Eurem Glück gibt es in diesen Wäldern keine mehr!«, rief Elea, erschrocken über seinen Leichtsinn. »Hat Andin Euch denn nicht vor dieser Mörderpflanze gewarnt?«
»Doch, aber er beschreibt alle Kämpfe und Abwehrmaßnahmen so gründlich, dass sogar die Höllischen Nebel schon langweilig klingen.«
»Ich sehe, dass der Wahnsinn bei Euch in der Familie liegt.«
Cedrics Lachen klang ähnlich wie Andins. Elea hatte nicht übel Lust, sich in seine Arme zu werfen, um über ihre eigene Dummheit zu weinen.
»Ich glaube, dem Gedanken sollte man nachgehen«, bemerkte er noch immer lächelnd. »Aber warum ist die Amalysenquelle leer?«, wollte er dann wissen.
»Ich weiß es nicht«, gestand Elea, die sich immer unwohler fühlte. »Ich habe es vor etwa einem Monat bemerkt, als ich einen Dämon als Führer gesucht habe. Der Hexergeist Ibbak hat anscheinend sämtliche Amalysen wieder unter seine Knute gebracht.«
»Ich wusste nicht, dass sie ihm unterstehen. Das verheißt nichts Gutes!«
»Das muss Euch doch entzücken.«
»Täuscht Euch nicht, ich mag Gefahren nur dann, wenn lediglich mein Leben auf dem Spiel steht.«
»Na gut, dann lasse ich Euch jetzt Euren Weg fortsetzen. Mein Pferd mag heute nicht mehr.«
»Ihr denkt doch wohl nicht etwa, dass ich Euch allein lassen werde?«
Seine Entrüstung ließ Elea laut auflachen. Cedric war wirklich zu aufmerksam. Wie sollte sie ihm begreiflich machen, dass sie sich heute Abend nur nach einem einzigen Menschen sehnte?
»Ich bin schon
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