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Die Rebellin

Die Rebellin

Titel: Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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lassen müssen. Meiner Meinung nach ist er der wichtigste Mann im Kampf gegen die Türken. Niemand kennt jeden Winkel des Peloponnes so gut wie er, niemand kann die Klephten so anfeuern wie er. Denken Sie nur an seine brillante Vernichtung von Mahmud Dramalis Armee bei Delvenakia im vergangenen August!«
    »Spielen Sie dabei Ihre eigene Rolle nicht herunter!«, hauchte Mando.
    Ypsilanti beobachtete, wie die Strahlen der Nachmittagssonne Mandos Haar rötlich aufleuchten ließen.
    »Neben Kolokotronis fühlt man sich unbesiegbar«, meinte er bescheiden. »Es ist nur ein Jammer, dass sich die Führer des Befreiungskampfes nicht einigen können! Ich will Sie nicht beunruhigen, aber ich befürchte ernsthaft, dass unser Land auf einen veritablen Bürgerkrieg zusteuert. Noch sind die Türken nicht vertrieben und schon schlagen wir einander fast die Köpfe ein!« Unwillig schüttelte er den Kopf, fuhr dann fort: »Ich bin neugierig …« Er brach ab und sein Blick streichelte die zierliche Wade ihm gegenüber.
    »Worauf?«, fragte Mando und ließ den Saum wieder etwas hinunterrutschen.
    »… wo Sie in diesem Konflikt stehen, Mademoiselle. Das liberale Inselbürgertum hat sich bisher ja eher mit den feudalistischen Notabelen des Peloponnes verbündet.«
    Mando dachte an die Armut auf den Straßen Nauplias.
    »Weil das Inselbürgertum keine Ahnung hat, wie es auf der Morea aussieht!«, erwiderte sie. »Ich habe die Absicht, mit dieser Ignoranz aufzuräumen! Sie, mein Prinz, sind natürlich ein Anhänger von Kolokotronis.«
    Das war keine Frage, sondern eine Feststellung. Ypsilanti lächelte fein.
    »Finden Sie es nicht seltsam, dass ein in Frankreich erzogener Aristokrat einen bärbeißigen Bandenführer unterstützt, den alten Klephtenchef, der für kleine Bauern und in Besitzlosigkeit entlassene Leibeigene kämpft?«
    Mando dachte einen Moment nach und sagte dann: »Vielleicht hat das mit den Eierschalen zu tun, von denen Sie einmal gesprochen haben. Sie haben in Russland gelebt und Kolokotronis neigt sehr zu russischem Gedankengut hin.«
    »Was uns im Moment allerdings nicht viel hilft.«
    »Zar Alexander wird von seinen eigenen Landsleuten gehasst, weil er uns Griechen nicht hilft, sondern nur auf Metternich hört. Alexander wird nicht ewig leben und dann haben wir ganz bestimmt Russland auf unserer Seite«, meinte Mando.
    »Aber vielleicht ist ihm ein langes Leben beschieden, vergessen Sie nicht, Alexander ist noch nicht einmal fünfzig, also jünger als Kolokotronis.«
    »Aber älter als Mavrokordatos«, warf Mando ein.
    »Aha«, rief Ypsilanti belustigt, »Sie setzen also auf die britische Fraktion!«
    »Ich hätte ihn eher bei den Franzosen eingeordnet«, bemerkte Mando.
    »Nein, das ist Jannis Kolettis Domäne. Sie werden sehen, Mademoiselle, ich fürchte, auch die Philhellenen werden in einem möglichen Bürgerkrieg jeweils für das eigene Land kämpfen.«
    »Ein sehr unerfreuliches Thema«, klagte Mando, der einfiel, wie ihre Mutter Gespräche über Politik abzubrechen pflegte, »ich würde viel lieber etwas über Ihre Jahre in Paris hören. Irgendwann«, ein Seufzer entrang sich ihrer Brust, »irgendwann einmal werde ich die Stadt meiner Träume sehen!«
    Sie war aufgestanden und wischte jetzt wie zur Bekräftigung, dass sie das Thema Politik abgeschlossen hatte, über eine Kommode. Erschrocken blickte sie auf den staubfreien Streifen, den sie geschaffen hatte. Es war wirklich höchste Zeit, dass Vassiliki kam. Die würde wissen, wie man mit Schmutz und Staub fertig wurde!
    »Die Stadt meiner Träume«, wiederholte sie.
    Das wäre der Augenblick gewesen sich neben sie zu stellen und ihr eine Hochzeitsreise nach Paris anzubieten. Aber Ypsilanti würde seinen Antrag nicht anders als kniend vorbringen, denn auf den Knien war sowieso jeder Mann kleiner als die Angebetete.
    Die Gelegenheit bot sich ein paar Tage später. Der dänische Maler Adam Friedel war nach Nauplia gekommen und hatte bei Mando um eine Audienz gebeten. Er lege großen Wert darauf, ihr Porträt anzufertigen, sagte er, er male nämlich Porträts von allen Helden der Revolution. Außerdem sei der Name Mando Mavrojenous in Europa inzwischen bekannt und jeder wolle wissen, wie die Heldin denn aussähe.
    »Mademoiselle«, sagte er und sah sie hingerissen an, »mein Talent reicht nicht aus Ihrer Schönheit gerecht zu werden, aber zumindest wird man mir in Ihrem Fall nicht vorwerfen können, dass ich Ihnen geschmeichelt hätte.«
    »Herr Friedel hat

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