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Die Rebellion

Die Rebellion

Titel: Die Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Leuten das Falsche sagen, und dann kann ich nichts
mehr tun, um dir zu helfen.«
Gregor schniefte. »Es war in erster Linie deine Idee, uns mit
der Kirche zu verbünden. Ich kann nicht gerade sagen, daß ich
bisher überwältigende Resultate zu sehen bekommen habe.«
»Wenn die Kirche hinter uns steht, sind wir vor vielen mächtigen Feinden sicher«, erklärte Toby geduldig. »Aber wenn die
Kirche jemals herausfindet, wie du in Wirklichkeit bist, stecken
wir in tiefen Schwierigkeiten.«
»Dann solltest du lieber verdammt noch mal sicherstellen,
daß sie das nicht tut«, murrte Gregor.
»Ich wünschte, ihr beide würdet nicht ständig gegeneinander
kämpfen«, sagte Grace Shreck. Sie wußte, daß die beiden nicht
zuhörten. Sie hörten nie zu. Grace war Gregors ältere Schwester, obwohl sie alles nur Menschenmögliche tat, um die Ähnlichkeit mit ihm zu kaschieren. Sie war groß und dünn, besaß
einen schwanengleichen Hals und trug ihre dichte Mähne von
weißem Haar in einer Frisur, die schon seit Jahren nicht mehr
modern war. Grace kleidete sich noch immer im gleichen Stil
wie als junges Mädchen, und neuere Moden nahm sie nur zur
Kenntnis, um ihre Kritik daran zu äußern. Alle paar Jahre wieder entdeckte die Mode ihren Stil neu, und dann schwebte sie
für wenige Monate auf der Spitze der Modewelle, was ihr stets
sehr peinlich war. Grace zog es vor, nicht aufzufallen, wann
immer sich das einrichten ließ.
Sie hatte nie geheiratet, weil Gregor nach dem plötzlichen
Tod der Eltern ihre Dienste als Assistentin, Sekretärin und
Mädchen für alles benötigt hatte, um den Clan zusammenzuhalten und wieder zu seiner alten Größe zu führen. Grace hatte
nie Zeit für Romanzen gefunden und keine Chance gehabt, ein
eigenes Leben zu führen. Die Familie brauchte sie, und damit
hatte sie sich abzufinden. Wenn sie jemals deswegen wütend
oder traurig war, dann behielt sie es für sich. Schließlich kam
eine Zeit, als Gregor sie nicht mehr brauchte, doch Grace blieb
trotzdem bei ihm. Sie kannte kein anderes Leben. Die Welt
hatte sich während ihrer erzwungenen Abwesenheit verändert,
und die Menschen machten ihr angst, ob sie es wollten oder
nicht. Außerdem wußte sie, daß Gregor sie niemals hätte gehen
lassen. Er würde das Risiko nicht eingehen, daß Grace aus der
Familie wegheiratete und sich dem Einfluß des Clans und Gregors Kontrolle entzog. Sie wußte zuviel über den Clan im allgemeinen und über Gregor im besonderen. Und über die Dinge, die er getan hatte, um die Shrecks wieder groß zu machen.
Grace kam so selten wie nur möglich an den Hof, weil Menschenmengen sie verschreckten – doch diesmal war das Edikt
der Herrscherin recht spezifisch gewesen. Jeder aus den Familien hatte zu kommen. Keine Ausnahmen. Wer auf dem Totenbett lag, hatte das Totenbett mitzubringen. Also war Grace an
Gregors Arm mitgekommen und hielt sich nun dicht neben
Toby, während sie sich einzureden versuchte, nur eine Holoübertragung zu sehen.
Grace mißfiel die Art und Weise, wie Gregor mit Toby umsprang, aber sie hatte keine Ahnung, was sie dagegen tun konnte. Mit Sicherheit würde Gregor nicht auf sie hören, selbst
wenn sie sich dazu durchringen könnte, den Mund aufzumachen. Tobys Vater war Christian Shreck gewesen, ihr jüngster
Bruder. Er war vor Jahren verschwunden, nach einer wütenden
Auseinandersetzung mit Gregor, und wurde nie wieder gesehen. Die Herrscherin hatte eine Untersuchung angeordnet, aber
dabei war nichts herausgekommen. Gregor hatte bereitwillig
der Befragung durch einen Imperialen Esper zugestimmt, und
jedermann war überrascht gewesen, wie leicht er den Test
überstanden hatte. Danach galt er offiziell als unschuldig. Und
wichtiger noch: Niemand mehr widersetzte sich Gregors Weg
an die Spitze.
Toby war auf die gleiche Weise in den Einfluß des Shreck
gekommen wie jeder im Clan: Es gab überhaupt keine andere
Möglichkeit. Toby hatte noch eine Schwester besessen, doch
die Eiserne Hexe hatte sie entführt und als Dienerin zu sich
genommen. Grace konnte Toby weder beschützen noch protegieren, also blieb einzig und allein Gregor übrig. So war es
dazu gekommen, daß der alte Shreck Toby so benutzte, wie er
einst Grace benutzt hatte, und es gab nichts, das sie dagegen
hätte tun können. Ein weiteres Leben, das Gregors Ehrgeiz
geopfert wurde. So liefen die Dinge im Clan der Shrecks.
Grace seufzte müde. Sie vermißte Christian. Er war der einzige in der Familie gewesen,

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