Die Rebellion
anstellen kann. Mit oder ohne funktionierende Verteidigungseinrichtungen. Wir müssen
den Tatsachen ins Auge blicken. Zum ersten Mal stehen wir
einem Opponenten gegenüber, der möglicherweise stärker ist
als wir. Nicht zu vergessen die Hinweise, daß es dort draußen
weitere hochentwickelte Rassen von Fremden gibt. Eure Majestät haben das zwar bereits vor einiger Zeit verkündet, doch ich
denke, daß jetzt die Zeit gekommen ist, wo wir alle eher bereit
sind, das zu glauben. Unsere einzige Chance, als Spezies zu
überleben, besteht vielleicht darin, daß wir uns alle zusammenschließen, um dem Feind gemeinsam zu trotzen. Oder den Feinden. Das schließt vielleicht sogar die Gruppen ein, die uns
normalerweise bekämpfen. Ich rede von den Rebellen und von
den Untergrundbewegungen der Klone und Esper, falls jemand
nicht weiß, was ich meine.«
»Seid Ihr vollkommen übergeschnappt, Frau?« explodierte
Kassar. »Mit dem Abschaum verhandeln? Das sind noch nicht
mal richtige Menschen!«
»Das sehen diese Leute anders«, widersprach Beatrice seelenruhig. »Und ich schätze, sie würden kämpfen, um die
Menschheit gegen eine Bedrohung durch die Fremden zu verteidigen. Falls wir sie höflich darum bitten. Es liegt in ihrem
eigenen Interesse. Wenn das Imperium erst zerstört ist, wird
man sie genauso auslöschen wie den Rest von uns. Die Rebellen besitzen Talente, Begabungen und Fähigkeiten, die wir
dringend gebrauchen könnten. Oder bezweifelt irgendeiner der
Anwesenden vielleicht, daß sie ganz hervorragende Sturmtruppen abgeben würden? Allein die Tatsache, daß sie immer noch
existieren – trotz aller Anstrengungen, die wir unternommen
haben, um sie auszulöschen –, zeigt doch, daß sie exzellente
Überlebenskünstler sind, wenn schon nichts anderes.«
»Darf ich an dieser Stelle vielleicht darauf hinweisen«, meldete sich Beckett gelassen zu Wort, »daß es die Rebellen waren, die die Verteidigungsanlagen und Schilde um Golgatha zum Zusammenbruch brachten und damit den Angriff der
Fremden überhaupt erst ermöglichten?«
»Wahrscheinlich haben sie sogar mit den Fremden zusammengearbeitet«, ergänzte Kassar.
»Noch ein paar Gründe mehr, um mit ihnen in Kontakt zu
treten und sie auf unsere Seite zu ziehen«, erwiderte Beatrice
ungerührt.
»Sie haben sich eines Verbrechens gegen die Menschheit
schuldig gemacht!« keifte Kassar. »Die Schuldigen müssen
bestraft werden!«
»Andererseits«, gab Beckett zu bedenken und rollte seine Zigarre gefühlvoll zwischen den Fingern, während er dem Knistern der Tabakblätter lauschte, »wenn es uns nicht gelingt, die
Rebellen zur Vernunft zu bringen, werden sie vielleicht die
Gelegenheit nutzen und uns in den Rücken fallen, während wir
durch den Angriff der Fremden abgelenkt sind.«
»Man sollte sie alle töten«, sagte Kassar. »Klone, Esper, Unpersonen, einfach alle. Sie sind für uns genauso fremd wie alles, was vielleicht von jenseits des Abgrunds kommt.«
»Das ist mal wieder typisch für die heutige Kirche«, entgegnete Beatrice. »Lieber kämpfen als nachdenken, lieber verlieren als es mit Diplomatie versuchen. Fanatiker, vereinigt Euch,
Ihr habt nichts zu verlieren außer dem Rest Eures Verstandes!«
»Gut gesprochen!« griff Valentin Wolf in die Unterhaltung
ein. »Ich selbst hätte es nicht besser formulieren können.«
Die drei Kontrahenten drehten sich um und erblickten Valentin, der aus der Menge hervorgetreten war und nun direkt hinter
ihnen stand. Beatrice wich ostentativ einen Schritt zurück, um
die Distanz zwischen sich und dem Wolf zu vergrößern. Valentin schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. Kassar funkelte den
Wolf böse an.
»Was habt Ihr hier zu suchen, Degenerierter?«
»Nun, ich hätte eine ganze Liste, falls Ihr Euch dafür interessiert, Kassar. Ansonsten seid Ihr nicht mein Typ. Ich möchte
lediglich allem zustimmen, was Beatrice soeben gesagt hat.«
»Na, dann danke ich auch recht schön«, murmelte Beatrice.
»Wenn Ihr auf meiner Seite steht, werden sie mir niemals
glauben. Ihr macht das mit Absicht, Wolf, gebt es zu! Nur weil
ich Euch nicht heiraten wollte, seid Ihr entschlossen, mein Leben zu ruinieren.«
»Ihr betrübt mich zutiefst«, entgegnete Valentin spöttisch.
»Darf ein Mann nicht mehr aus gesundem Menschenverstand
heraus sprechen?«
»Was, zur Hölle, wißt denn Ihr über gesunden Menschenverstand?« konterte Beatrice. »Ich habe depressive Lemminge
auf der Kante einer Klippe gesehen, die mehr von
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