Die Rebellion
eingenommen. Jakob Ohnesorg und Ruby Reise schienen überall zu
sein, inspirierten die Rebellen jedesmal aufs neue zu neuen
Standards von Mut und Grimmigkeit und jagten selbst den
hartgesottensten Söldnern der Wolfs eine Heidenangst ein.
Weder das Wetter noch der Feind konnten ihnen etwas anhaben oder sie auch nur verlangsamen. Der Name des legendären
Rebellen wurde inzwischen auf beiden Seiten oft genannt, genau wie der seiner tödlichen neuen Begleiterin – die alte Legende und die neue, unaufhaltsam und zielstrebig. Und tief
unten in den Tunnels der Rebellen arbeitete Alexander Sturm,
der einst selbst keine kleine Legende gewesen war, konstant
und unermüdlich und plante ständig neue Strategien, organisierte Überfälle und Vormärsche und hielt die Korridore frei
von räuberischen Eindringlingen, die nicht wußten, daß ein
Krieg im Gange war. In den wenigen Augenblicken, die Alexander für sich selbst hatte, gab er sich alle Mühe, nicht daran zu
denken, daß er ein alter Mann war und sein langjähriger Freund
Jakob Ohnesorg nicht.
Draußen im Niemandsland fühlte sich Jakob Ohnesorg jünger und stärker als je zuvor. Sein Schwertarm schien niemals
ermüden zu wollen. Er fühlte sich wieder wie er selbst, der
legendäre Held, bei dessen Namen selbst der Eiserne Thron zu
wanken begann. Und wenn er ein wenig jünger aussah als zuvor, dann fiel es niemandem außer Ruby Reise auf. Und Ruby
behielt es für sich. Die Ausgestoßenen riefen ihre Namen und
rückten vor. Sie witterten den Sieg.
Gute Männer und Frauen starben genau wie die bösen, und
die Barmherzigen Schwestern taten, was sie konnten, um das
Leid der Verwundeten zu mildern.
Der Krieg ging weiter.
Daniel und Stephanie Wolf warteten ungeduldig in dem Raum,
der die Empfangshalle des Fabrikkomplexes darstellen sollte.
Genaugenommen war es nichts weiter als eine große Lagerhalle, aber irgendeine unverzagte Seele hatte sich die Mühe gemacht, die Umgebung mit Hilfe von Teppichen und ein paar
Blumen hier und da aufzuhellen. Der Teppich war bereits ein
wenig durchgelaufen, doch die Blumen blühten freundlich,
trotz der künstlich kontrollierten Atmosphäre innerhalb des
Komplexes und obwohl sie manchmal tagelang weder Wasser
noch Dünger erhielten. Sie waren an ein viel rauheres Leben in
der Welt draußen gewöhnt.
Daniel zog ein grimmiges Gesicht und tappte ungeduldig mit
dem Fuß, während er die Arme um sich schlang und sich zur
Ruhe zu zwingen versuchte. Die Dinge waren in letzter Zeit
nicht sonderlich gut für die Wolfs gelaufen, und das bevorstehende Treffen bot reichlich Potential für einen größeren Zwischenfall. Ein einziges unbedachtes Wort, und Daniel konnte
von Glück reden, wenn er nur in Ungnade zurück nach Hause
geschickt wurde. Stephanie stand an seiner Seite, kühl, gelassen und äußerst beherrscht. Und wenn nur deswegen, weil wenigstens einer von ihnen beiden kühl, gelassen und beherrscht
bleiben mußte. Eigentlich hätten Lily und Michael ebenfalls
anwesend sein müssen, um einen so wichtigen Neuankömmling zu begrüßen, aber Stephanie hatte bereits sehr früh entschieden, daß man nicht auf ein korrektes Benehmen der beiden vertrauen konnte. Also hatte sie ihnen Schlafmittel ins Essen gegeben und die beiden in ihren Quartieren einsperren lassen. Nur für den Fall. Offiziell waren sie einfach indisponiert,
was der Wahrheit schließlich nahe genug kam. Und die Anwesenheit von Kardinal Kassar war ebenfalls nicht verlangt worden. Er hatte alles versucht, bis hin zu kaum verhohlenen Drohungen, um die Geschwister zu einer Einladung zu überreden,
doch Stephanie hatte nicht die Absicht, sich von ihm die Schau
stehlen zu lassen. Das hier war eine Angelegenheit, die nur die
Wolfs etwas anging, und der Neuankömmling war ihr Gast.
Kassar konnte sich später immer noch mit ihm treffen. Viel
später, um genau zu sein.
Die beiden einzigen Leute, die Stephanie nicht hatte fernhalten können, waren Toby Shreck und sein Kameramann Flynn.
Die Imperatorin persönlich hatte verlautbaren lassen, daß sie
den Empfang des Gastes live im Holofernsehen übertragen
wünschte, und obwohl sie sich nicht dazu herabgelassen hatte,
einen Grund dafür zu nennen, bekam Löwenstein immer genau
das, was Löwenstein wollte. Zumindest dann, wenn man gerne
atmete. Also stellten Toby und Flynn ihre Scheinwerfer auf,
zogen sich so weit in den Hintergrund zurück, wie sie nur
konnten, und gaben sich alle nur erdenkliche
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