Die Rebellion
Spionen der Kirche. Und es
wäre gar nicht gut, wenn irgend jemand mithörte, wie Daniel
und seine Schwester Verrat gegen die eigene Familie planten.
Nicht einmal die handverlesenen Männer, die draußen vor der
Halle Posten bezogen hatten. Die Wachen waren notwendig,
sogar innerhalb der Fabrik, um Schutz vor Sympathisanten der
Rebellen und Infiltratoren zu gewähren. Und um sicherzustellen, daß der verdammte Kardinal und seine Leute auf Distanz
blieben. Kassars Haß auf die Wolfs im allgemeinen und Valentin im besonderen war wohlbekannt, und es machte überhaupt
keinen Sinn, den Kirchenfürsten in Versuchung zu führen.
Schließlich wußte jedermann, daß die Kirche von Christus dem
Krieger davon überzeugt war, die Verantwortung für die Produktion des neuen Antriebs gehöre in ihre Hände. Wie üblich
lehnte sich die Imperatorin auf ihrem Thron zurück und überließ es den Streitenden, sich untereinander einig zu werden.
»Ich denke, wir sollten nicht in Gegenwart von denen da über die Sache reden«, sagte Daniel schließlich und deutete mit
dem Glas in der Hand auf Lily und Michael.
»Sie werden den Mund halten«, erwiderte Stephanie herablassend. »Was gut ist für uns, ist auch gut für sie, und das
wissen die beiden. Außerdem ist es wichtig, daß sie von unseren Plänen wissen. Dann können sie nicht aus Unkenntnis das
Falsche sagen oder tun. Nicht wahr, meine Lieben? Natürlich
habe ich recht. Und jetzt paß auf, Daniel. Wir müssen die Sache noch einmal durchgehen. Der Angriff der Rebellen während der Liveübertragung hat uns verdammt schlecht aussehen
lassen. Uns genauso wie Valentin. Es bedeutet einen gefährlichen Rückschlag für unsere Pläne, und uns läuft allmählich die
Zeit davon. Wir müssen uns etwas einfallen lassen, damit wir
beide gut aussehen und Valentin als kompletter Trottel dasteht,
bevor die Produktion richtig anläuft. Wenn es erst einmal so
weit ist, wird Valentin das Lieblingskind der Eisernen Hexe
sein, und wir brauchen ein kleines Wunder, um ihn zu vertreiben.«
»Ganz deiner Meinung«, stimmte Daniel zu. »Aber ich will
trotzdem nicht, daß wir in Gegenwart von Zeugen darüber
sprechen. Ich vertraue dir, daß du nicht redest, ganz gleich,
unter welchen Druck man dich setzt, aber für unsere lieben
Ehegatten lege ich keine Hand ins Feuer. Wir mögen mit ihnen
verheiratet sein, aber das macht sie noch lange nicht zu unserer
Familie.«
»Oh, also schön. Wir werden in meinen Privatgemächern
weiter darüber sprechen. Michael, Lily, ihr beide bleibt hier,
bis wir nach euch schicken. Ihr müßt sowieso keine Einzelheiten erfahren. Macht einfach nur das, was wir euch sagen. Und
versucht zur Abwechslung mal nicht die Bar trocken zu trinken.«
Stephanie rauschte majestätisch aus der Halle, im Kielwasser
Daniel, wie immer. Lily und Michael warteten, bis sich die Tür
fest hinter ihren beiden Ehegatten geschlossen hatte, dann fielen sie sich in die Arme. Münder trafen sich hungrig, Leiber
preßten sich aneinander, und die beiden Liebenden umklammerten sich wie Ertrinkende. Seit ihrer Ankunft auf Technos III hatten sie nur wenig Gelegenheit zum Zusammensein gehabt,
doch das hatte die Flammen ihrer Leidenschaft nur noch weiter
angefacht. Vielleicht, weil es so deutlich machte, daß beide nur
einen einzigen Menschen besaßen, auf den sie sich verlassen
konnten, und das war der jeweils andere. Schließlich lösten
Lily und Michael sich ein wenig voneinander, noch immer gegenseitig in den Armen, schwer in den Mund des anderen atmend, die Augen unverwandt ineinander versenkt.
»Wir müssen es tun«, sagte Lily, die Stimme rauh vor drängendem Verlangen. »Es ist unsere einzige Chance, von ihnen
frei zu sein und unser eigenes gemeinsames Leben zu führen,
Michael. Ich habe einen Wachposten, der mir aus der Hand
frißt. Er kann uns Sprengstoff aus der Waffenkammer besorgen. Hinterher können wir ihn töten und die Schuld auf eingeschleuste Agenten der Rebellen schieben. Danach müssen wir
nichts weiter tun, als die Bomben an die richtigen Stellen zu
schaffen und zur richtigen Zeit hochgehen zu lassen, und das
wird das Ende des lieben Daniel und der lieben Stephanie sein.
Mögen sie verrotten und in der Hölle schmoren.
Niemand wird uns verdächtigen. Es gibt viel zu viele andere
offensichtliche Feinde, angefangen bei den Rebellen bis hin zu
Kardinal Kassar. Wir werden sehr um unsere Gatten trauern,
aber wir werden die einzigen sein, die
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