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Die Rebellion

Die Rebellion

Titel: Die Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Die Worte trafen Julian wie Schläge. Er hatte vom Schwarzen Block gehört, aber nur Gerüchte. Der Block war das bestgehütete Geheimnis der Versammlung der Lords; eine verborgene Privatarmee aus entfernten Vettern und Basen als letzte
Verteidigungslinie der Familien gegen die Imperatorin und ihre
Leute. Jede Familie steuerte eine Anzahl Kandidaten bei, freiwillig oder nicht, und sandte sie zum Schwarzen Block , wo sie
ausgebildet und auf vollkommene Loyalität gegenüber ihrem
Clan konditioniert wurden. Bis in den Tod. Sie waren überall,
unerkannt und unverdächtig, programmiert, sich den Leuten,
die von Bedeutung waren, so weit wie möglich zu nähern. Im
entscheidenden Augenblick würden sie die letzte vergiftete
Waffe der Lords sein und auf Löwenstein und jeden anderen
losgelassen werden, der versuchte, die Macht der Lords zu brechen oder ihnen ihre Position streitig zu machen. Jedenfalls
erzählte man sich das. Der Schwarze Block wurde nur flüsternd
erwähnt, und er war weniger als ein Gerücht. Für Löwenstein
war das alles nur ein Hirngespinst. Hätte sie den Schwarzen
Block ernst genommen, sie hätte nicht eher geruht, als bis der
letzte Angehörige dieser geheimen Armee aufgespürt und exekutiert worden wäre. Die Imperatorin hätte eine derartige Bedrohung ihrer eigenen Machtposition niemals zugelassen.
Schwarzer Block Chojiro. Schwarzer Block. Ihrem Clan treu
bis in den Tod ergeben, ohne Ehre, ohne Hoffnung.
»Unsere Liebe hat dir gar nichts bedeutet, nicht wahr?« fragte Julian schließlich.
»In meinem Leben ist kein Platz für das, was du unter Liebe
verstehst. Ich hatte viel Spaß mit dir. Ich mag dich immer noch.
Deswegen will ich auch, daß du alles erzählst, was du weißt,
und die Sache endlich hinter dich bringst. Der Verhörmeister
ist einer von uns. Er gehört zum Schwarzen Block. Sobald er
alles weiß, was er von dir wissen will, wird er dich, so gut er
kann, wieder zusammenflicken, und du kannst zu mir zurückkommen. Du kannst sogar dem Chojiro-Clan beitreten, wie
dein Bruder sich das immer gewünscht hat. Natürlich wird man
dich zum Schwarzen Block schicken, aber es ist nicht so
schlimm, wie du denkst. Und anschließend ist dir egal, wer
oder was du einmal warst.«
»Wenn ich rede«, begann Julian mit heiserer Stimme, »werden Hunderte sterben. Tausende werden in Gefahr geraten. Der
Untergrund würde sich wieder einmal in alle Winde zerstreuen.
Vielleicht würde er sich nie wieder davon erholen. Ich kann
nicht reden. Nein, es geht nicht.«
»Du wirst reden. Ich weiß, daß du reden wirst. Sprich mit
dem Verhörmeister, Liebling. Tu es für mich.«
»Für dich?« Julian hätte gelacht, wenn seine Kehle nicht ausgetrocknet gewesen wäre. »Wer bist du? Ich kenne nicht einmal deinen richtigen Namen. Ich kenne dich nicht wirklich. Ich
habe dich geliebt, du Hexe. Ich hätte alles für dich getan, sogar
mein Leben geopfert, doch jetzt wird mir bereits bei deinem
Anblick schlecht.«
»Bitte sag so etwas nicht, Julian. Wir hatten eine schöne Zeit
miteinander, wir beide. Erinnerst du dich noch an unseren Flug
über die Rabenschreckberge ? Wie wir uns auf Gravschlitten
gegenseitig durch die gewaltigen Wasserfälle gejagt haben?
Oder wie wir den hellen Doppelstern beobachtet haben, der
über dem Tannhäusertor funkelte? Erinnerst du dich, wie wir
in der staubigen Gedenkenswüste um das Lagerfeuer getanzt
und gesungen haben, als würde die Nacht niemals zu Ende
gehen? Das waren schöne Zeiten, Julian. Zeiten, die wir gemeinsam verbrachten. Und es könnte wieder so sein. Wir könnten noch immer ein gemeinsames Leben leben. Es liegt in deiner Hand, Julian. Mit mir zusammen wirst du den Untergrund
vergessen.«
»SB, tust du mir einen Gefallen?«
»Aber sicher, mein Liebling. Möchtest du einen Schluck
Wasser?«
»Nein. Komm näher.«
Chojiro lächelte und brachte ihr Gesicht dicht vor Julians. Er
konnte ihr vertrautes Parfüm riechen. Sie spitzte die Lippen zu
einem Kuß. Julian nahm alle Kraft zusammen, die ihm noch
verblieben war, und stieß ihr den Kopf mitten ins Gesicht. Der
Stoß war nicht so heftig, wie er gewünscht hatte, doch er reichte aus, um SB nach hinten auf den Hintern fallen zu lassen.
Schock und Überraschung zeichneten sich auf ihrem Gesicht
ab und wichen sofort dem Ausdruck von Schmerz, als sie die
Hände hochnahm und ihre blutende Nase betastete. Julian kicherte rauh, obwohl es in seinem Hals schmerzte. Chojiro blinzelte ihn

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