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Die rebellischen Roboter: Science-fiction-Roman

Titel: Die rebellischen Roboter: Science-fiction-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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lauert immer ein Schreckgespenst. Du denkst wie eine alte Jungfer, weißt du das? Hör auf und laß mich arbeiten.«
Ich ging wieder in die Werkstatt hinunter.
Der Stanton saß immer noch da, hatte aber mit seiner Lektüre aufgehört.
»Junger Mann«, rief er mir zu, »verraten Sie mir mehr über diesen Barrows! Er wohnt in der Hauptstadt, sagen Sie?« »Nein, Sir, im Staat Washington.« Ich erklärte ihm, wo das war.
»Und trifft es zu, daß dieser Barrows, wie Mr. Rock mir sagte, durch seinen großen Einfluß dafür gesorgt hat, daß die Weltausstellung in dieser Stadt stattfinden soll?«
»Das habe ich gehört. Wenn jemand so reich und exzentrisch ist, bilden sich natürlich alle möglichen Legenden.«
»Ist die Weltausstellung noch im Gange?«
    »Nein, das ist Jahre her.«
    »Schade«, murmelte der Stanton. »Ich wäre gerne hingegangen.«
Das rührte mich tief. Wieder stellte sich der erste Eindruck her: In vieler Beziehung war das Simulacrum menschlicher -Gott mochte uns gnädig sein! – als wir, als Pris oder Maury oder sogar ich, Louis Rosen. Nur mein Vater stand in Würde darüber. Dr. Horstowski – auch ein nur teilweise menschliches Wesen, neben diesem elektronischen Simulacrum zum Zwerg geschrumpft. Und Barrows? dachte ich. Wie mag er neben dem Stanton aussehen?
Und dann dachte ich: Und der Lincoln? Ich möchte wissen, wie wir neben ihm aussehen und uns fühlen?
»Ich möchte Ihre Meinung über Miss Frauenzimmer hören, Sir«, sagte ich. »Wenn Sie Zeit haben.«
»Die habe ich, Mr. Rosen.«
Ich setzte mich auf einen Lastwagenreifen.
    »Ich kenne Miss Frauenzimmer seit einiger Zeit. Ich weiß nicht genau, wie lange, aber egal; wir sind gut miteinander bekannt. Sie hat vor kurzem die Kasanin-Klinik in Kansas City verlassen und ist hierher zu ihrer Familie zurückgekehrt. Ich wohne übrigens dort. Sie hat hellgraue Augen und ist einen Meter achtundsechzig groß. Sie wiegt derzeit einhundertacht Pfund. Sie hat abgenommen, wie ich höre. Ich habe sie nicht anders in Erinnerung denn als schön. Jetzt werde ich mich über tiefere Dinge äußern. Sie ist von bester Herkunft, wenngleich sie von Einwanderern abstammt, denn auch bei ihnen ist alles von der amerikanischen Vision durchtränkt, nämlich, daß ein Mensch Grenzen nur in seinen Fähigkeiten findet und alles im Leben erreichen kann, wenn es nur mit seinen Fähigkeiten in Einklang steht. Daraus folgt jedoch nicht, daß alle Menschen gleich weit emporsteigen können, ganz im Gegenteil. Aber Miss Frauenzimmer hat völlig recht, wenn sie alles ablehnt, was sie daran hindern will, ihre Fähigkeiten zu entfalten, und sie nimmt jede Einschränkung dieser Art mit einem Auffunkeln ihrer grauen Augen wahr.«
    »Das hört sich so an, als hätten Sie Ihre Ansicht gründlich durchdacht«, meinte ich.
»Sir, das ist ein Thema, das genaue Beachtung verdient; Sie selbst haben es für unsere gemeinsame Unterhaltung vorgeschlagen, nicht wahr?« Seine harten, aber weisen Augen funkelten kurz auf. »Miss Frauenzimmer ist im Grunde gut. Sie wird sich durchsetzen. Sie hat eine Spur von Ungeduld in sich, und sie ist unbeherrscht. Aber das Temperament ist der Amboß der Gerechtigkeit, Sir, auf dem die harten Fakten der Wirklichkeit geschmiedet werden müssen. Menschen ohne Temperament sind wie Tiere ohne Leben; es ist der Funke, der einen Klumpen Fell, Fleisch, Knochen und Fett in einen atmenden Ausdruck des Schöpfers verwandelt.«
Ich mußte zugeben, daß ich von der Tirade des Stantons beeindruckt war.
»Was mich bei Priscilla beschäftigt«, fuhr der Stanton fort, »ist nicht ihr Feuer, ihre Lebhaftigkeit; weit gefehlt. Wenn sie ihrem Herzen vertraut, handelt sie richtig. Aber Priscilla hört nicht immer auf ihr Herz. Leider achtet sie oft auf ihren Kopf, Sir. Und daraus ergeben sich die Schwierigkeiten.«
»Ah«, sagte ich.
»Denn die Logik einer Frau ist nicht die Logik des Philosophen. Sie ist vielmehr ein verfälschter und blasser Schatten vom Wissen des Herzens, und als Schatten ist sie kein guter Führer. Wenn Frauen auf ihren Verstand und nicht auf ihr Herz hören, verfallen sie schnell einem Irrtum, und das kann man bei Priscilla Frauenzimmer nur allzu deutlich sehen. Denn wenn sie dort hinhört, senkt sich eine Kälte auf sie herab.«
»Ah!« warf ich aufgeregt ein.
    »Genau.« Der Stanton nickte und schwenkte den Zeigefinger. »Auch Sie, Mr. Rosen, haben diesen Schatten wahrgenommen, diese besondere Kälte, die von Miss Frauenzimmer ausgeht. Und ich sehe, daß Sie

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