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Die rebellischen Roboter: Science-fiction-Roman

Titel: Die rebellischen Roboter: Science-fiction-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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das bedrückt, wie mich auch. Wie sie damit in Zukunft umgehen wird, weiß ich nicht, aber zurechtkommen muß sie. Denn ihr Schöpfer wollte, daß sie mit sich selbst ins reine kommt, und im Augenblick schafft sie es nicht, diese kalte, ungeduldige, übermäßig vernünftige – aber leider berechnende Seite ihres Charakters objektiv zu betrachten. Denn nichts ist gefährlicher, als dieses kindische, uralte, hochgelobte Kompendium aus Meinung, Glauben, Vorurteilen und den mittlerweile überholten Wissenschaften der Vergangenheit – sie alle führen zu Rationalismus, der eine sterile und verstümmelte Quelle für ihre Handlungen bildet; wenn sie sich dagegen nur hinbeugen und lauschen würde, könnte sie den einzigartigen und umfassenden Ausdruck ihres eigenen Herzens hören, ihres eigenen Seins.«
    Der Stanton verstummte. Nach Maury klang das nicht, auch wenn er die Magnetbänder eingespeist hatte. War Pris selbst dafür verantwortlich? War das eine bittere, seltsame Ironie von ihr, diesem mechanischen Apparat eine solche tiefgreifende Selbstanalyse in den Mund zu legen? Ihr schizophrener Zustand legte es nahe.
»Danke«, sagte ich. »Ich muß zugeben, daß ich von Ihren beiläufigen Bemerkungen sehr beeindruckt bin.«
»Beiläufig«, wiederholte das Simulacrum.
»Ohne Vorbereitung.«
»Aber die Vorbereitung war groß, Sir. Denn ich habe mir schwere Sorgen um Miss Frauenzimmer gemacht.«
»Ich auch«, sagte ich.
»Und jetzt wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mich über Mr. Barrows informieren könnten, Sir. Soviel ich weiß, hat er Interesse an mir bekundet.«
»Vielleicht kann ich Ihnen den Artikel aus ›Look‹ besorgen. Persönlich bin ich ihm nie begegnet. Ich habe vor kurzem mit seiner Sekretärin gesprochen und besitze einen Brief von ihm – «
»Darf ich ihn sehen?«
    »Ich bringe ihn morgen mit.«
    »Hatten Sie auch den Eindruck, daß Mr. Barrows Interesse an mir hat?« Der Stanton sah mich scharf an.
»Ich – nehme an.«
»Sie scheinen zu zögern.«
»Sie sollten selbst mit ihm sprechen.«
»Vielleicht mache ich das.« Der Stanton überlegte und kratzte sich an der Nase. »Ich werde entweder Mr. Rock oder Miss Frauenzimmer bitten, mich hinzubringen, damit ich mit Mr. Barrows zusammentreffen kann.« Er nickte vor sich hin, als sei er zu einer Entscheidung gelangt.
    VII
    Nachdem der Stanton entschieden hatte, daß er Sam Barrows besuchen wollte, war klar, daß es sich nur noch um eine Frage der Zeit handeln konnte. Selbst ich sah die Unausweichlichkeit dieses Ablaufs ein.
Gleichzeitig näherte sich das Abraham-Lincoln-Simulacrum seiner Fertigstellung. Als Pris und Maury die Hülle ins Büro schleppten, war ich fassungslos. Selbst im leblosen Zustand, ohne die beweglichen Teile, war sie so lebensecht, als wolle sie jeden Augenblick aufstehen und ihrer Tätigkeit nachgehen. Pris und Maury schleppten das lange Ding mit Bob Bundys Hilfe in die Werkstatt hinunter; ich ging ihnen nach und sah zu, als sie es auf die Werkbank legten.
»Man muß es dir lassen«, sagte ich zu Pris.
»Hallo«, sagte sie leise und biß sich auf die Unterlippe, als Bundy und Maury den Lincoln auf die Werkbank legten. »Du hast dich selbst übertroffen«, sagte ich.
    »Louis«, sagte Pris, »bring mich hier weg. Bring mich irgendwohin und spendier mir eine Tasse Kaffee, oder gehen wir einfach spazieren.« Sie ging zur Tür, und nach kurzem Zögern folgte ich ihr.
    Wir schlenderten die Straße entlang. Pris starrte auf den Boden und stieß einen Kieselstein vor sich her.
»Der erste war im Vergleich dazu gar nichts«, sagte sie. »Stanton ist einfach eine Person, und trotzdem war es fast zuviel für uns. Ich habe zu Hause ein Buch mit allen Aufnahmen von Lincoln. Ich habe sie studiert, bis ich sein Gesicht besser kannte als das meine.« Sie stieß den Kiesel in den Rinnstein. »Es ist erstaunlich, wie gut diese alten Fotografien waren. Man verwendete Glasplatten, und das Objekt durfte sich nicht bewegen, Louis.« Sie blieb am Randstein stehen. »Kann er wirklich lebendig werden?«
»Weiß ich nicht, Pris.«
»Das ist nur eine Selbsttäuschung. Wir können etwas Totes nicht wirklich wiederbeleben.«
»Tust du das? Betrachtest du es so? Wenn du es so ausdrückst, gebe ich dir recht. Hört sich so an, als wärst du gefühlsmäßig zu tief verstrickt. Verschaff dir lieber mehr Abstand.«
»Du meinst, wir bauen nur eine Imitation, die geht und redet wie das Original. Der Geist ist nicht da, nur die Erscheinung.« »Ja.«
»Bist du schon

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