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Die Rebenprinzessin

Die Rebenprinzessin

Titel: Die Rebenprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Neuendorf
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benachrichtigt hatte.
    Langsam wandte er sich um und richtete den Blick wieder auf den jungen Mann, über dessen Oberlippe sich ein schmaler Blutfaden zog.
    Martin starrte ihn benommen an. Wahrscheinlich hatte er mitbekommen, dass sein Vater angekommen war. Die Stimme war nicht zu überhören gewesen.
    Warum freut er sich dann nicht?, fragte sich Graf von Katzenburg. Warum grinst er nicht hämisch, angesichts seiner bevorstehenden Befreiung?
    »Macht ihn los!«, wies Rudolph von Katzenburg seine Schergen an.
    »Ihr wollt mich also nicht hierbehalten und meinen Vater erpressen?« Martin schnaubte spöttisch. Genau das hätte nämlich sein Vater getan, wäre ihm Bella in die Hände gefallen.
    Graf von Katzenburg kam mit ernster Miene auf ihn zu, und seine Augen waren wie Dolche, die ihn jeden Augenblick durchbohren würden. »Hör mir gut zu, junger Graf von Bärenwinkel«, sagte er gefährlich leise. »Mich verlangt es nicht danach, irgendwas von deinem Vater zu erpressen. Ich will, dass du dich hier nie wieder blicken lässt. Verstößt du dagegen, wird dein Vater bei seinem nächste Besuch deinen Leichnam abholen können.« Damit überließ er seinem Kerkerknecht das Feld, damit er seinen Befehl ausführen konnte.
    Während der junge Mann seine geschundenen Handgelenke rieb, blickte er den Grafen von Katzenburg hasserfüllt an. »Ihr werdet Bella nie dazu bekommen, diesen Roland von Hohenstein zu heiraten. Und ich verspreche Euch, sollte sich eine Gelegenheit ergeben, werde ich sie rauben und mit ihr fortgehen. Dann könnt Ihr Euch so lange mit meinem Vater streiten, bis von Euch nichts mehr übrig ist.«
    Mit diesen Worten wandte sich Martin um und schritt unter dem Blick des Grafen, den er wie ein Messer zwischen den Schulterblättern spürte, auf die Tür zu.
     
    Rudolph von Katzenburg machte sich nicht die Mühe, seinem Rivalen unter die Augen zu treten. Das hatte seines Erachtens allerdings nichts mit Feigheit zu tun, sondern mit Missachtung. Nach all den Jahren war der Hass zwischen ihnen so verhärtet wie eine knorrige Wurzel. Nach ihrem letzten Schlagabtausch in Koblenz wollte Rudolph von Katzenburg seinem Widersacher nicht mehr die Möglichkeit geben, ihn zu beschimpfen.
    Immerhin hatte dessen Sohn seine Tochter geraubt! Eigentlich hätte er Gernot von Bärenwinkel in die Zange nehmen müssen. Aber dazu fehlten ihm im Moment die Kraft und der Elan. Er hatte Wichtigeres zu tun.
    Allerdings beobachtete er vom Bergfried aus, wie der Grafensohn über den Hof zum Tor geführt wurde. Sein Widersacher stimmte noch immer ein lautes, kampflustiges Geschrei an. Er hatte nicht genug Soldaten mitgenommen, um der Burg ernsthaft gefährlich zu werden, aber die Männer genügten, um ihn zu beschützen.
    Als Martin durch die Pforte gestoßen wurde, verstummte die Meute schlagartig. Gernot von Bärenwinkel sprang vom Pferd und nahm seinen Jungen in Empfang – mit einer schallenden Ohrfeige.
    Dieser Anblick ließ Rudolph von Katzenburg lächeln. Er konnte sich vorstellen, dass den Burschen zu Hause eine empfindliche Strafe erwartete. Nicht nur wegen Bellas Entführung, sondern in erster Linie wegen seines gescheiterten Auftrags.
    Recht so, dachte Graf von Katzenburg, ich hätte nicht anders gehandelt. Immerhin darin sind wir uns einig.
    Während er Gernot von Bärenwinkel mit seiner Meute kehrtmachen sah, kam ihm in den Sinn, dass die Bestrafung seines eigenen Sprosses noch ausstand.
    Geohrfeigt hätte er seine Tochter sicher auch, wenn sie auf eigenen Füßen in die Burg zurückgekehrt wäre. Doch nun hoffte er, dass Katrina Bellas Gesundheit so weit wiederhergestellt hatte, dass er ihr seinen Entschluss mitteilen konnte.
    Auf dem Weg zum Gemach seiner Tochter gewahrte er eine Bewegung im Gang.
    »Wer ist da?«, fragte er, und obwohl es eigentlich keine Gefahr zu befürchten gab, griff er nach seinem Dolch. Wenig später trat eine Frauengestalt, die sich auf einen Stock stützte, in den Lichtschein einer Fackel.
    »Katrina!«, stieß der Graf erleichtert aus und schob die Waffe in die Scheide zurück. »Warum verbirgst du dich in der Dunkelheit?«
    »Ich habe mich nicht verborgen, Euer Gnaden. Ich wache nur vor der Tür Eurer Tochter.«
    »Ich wollte gerade nach ihr sehen«, entgegnete Graf von Katzenburg. »Sobald sie wieder wohlauf ist, werde ich ihr mitteilen, dass ich sie ins Kloster zurückzuschicken gedenke.«
    Katrina nahm die Neuigkeit mit einem Nicken hin, dann sagte sie: »Verzeiht, wenn ich mich erkühne, das

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