Die Rebenprinzessin
zurückholen würde. Jedenfalls klang seine Stimme danach. Doch alles war besser, als Roland von Hohenstein zu heiraten und jahrelang an seiner Seite unglücklich zu sein.
Da der Graf damit alles gesagt hatte, wandte er sich um und verließ die Kemenate. Bella starrte auf den Fleck, wo er gestanden hatte, und ließ sich dann weinend in die Kissen sinken.
Rudolph von Katzenburg hätte nicht gedacht, dass er sich einmal vor dem Besuch des Herrn von Hohenstein fürchten würde. Kurz nachdem er von seinem Turmwächter die Nachricht erhalten hatte, dass sich die Kutsche näherte, hatte er sich auf den Weg zur Burgpforte gemacht. Kurz bevor er den Gang erreichte, der nach draußen führte, ließ er sich neben einem Wandteppich gegen die Wand sinken. »Gabriela, was soll ich nur tun?«, flehte er leise. »Was würdest du an meiner Stelle tun?«
Die Worte der Kinderfrau kamen ihm wieder in den Sinn, und obwohl er ihr vom Verstand her recht geben musste, weigerte sich sein Herz, sie anzuerkennen. Es ist des Weibes Los, zu heiraten, sagte er sich. Auch wenn Bella mein einziges Kind ist, habe ich keine andere Wahl, als sie einem Mann an die Hand zu geben. Eine zufriedenstellende Antwort war das allerdings nicht, und er wusste auch, dass seine Frau gewiss etwas anderes gesagt hätte.
Als die Kutsche auf den Hof rollte, schien es, als würde das Geräusch sämtliche Nerven in seinem Körper überanstrengen. Der Graf kniff die Augen zusammen und verzog das Gesicht, bis das Gefährt zum Stehen gekommen war. Dann strebte er der Tür zu.
Es war zwar ärgerlich, dass es nicht zu einer Allianz zwischen ihren Häusern kommen würde, aber ihm blieb keine andere Wahl. Es stand zu vermuten, dass Bella erneut versuchen würde, zu fliehen, wenn er an der Verlobung festhielt. Außerdem hatten ihn Katrinas Worte nachdenklich gestimmt.
Vielleicht war er bei der Wahl seines zukünftigen Schwiegersohns tatsächlich zu leichtfertig gewesen. Verheiraten würde er Bella trotzdem. Es war wichtig für sein Haus, wichtig für den Fortbestand seines Weingutes, wichtig für die Familie. Aber er würde einen anderen Bräutigam finden müssen. Einen, der Bella vielleicht auch dann nahm, nachdem Roland von Hohenstein Gerüchte über sie gestreut hatte …
Als er dem Fürsten entgegentrat, war dieser bereits im Begriff, aus der Kutsche zu steigen. Rudolph von Katzenburg hätte ihm am liebsten gesagt, dass er sich die Mühe sparen könne, aber er wollte dem Gast nicht gleich die Tür weisen. Also ließ er ihn gewähren und wartete geduldig, bis er aus der Kutsche heraus war.
»Mein lieber Graf«, sagte Roland von Hohenstein und breitete die Arme aus.
Graf von Katzenburg schritt reserviert auf ihn zu. »Ich hoffe, mein Bote hat Euch erreicht und Euch die gute Nachricht bereits mitgeteilt.«
»Ja, er hat mich unterrichtet«, entgegnete Rudolph von Katzenburg. »Doch leider haben sich in der Zwischenzeit einige unschöne Dinge ereignet, die mich davon abhalten, Euer großzügiges Angebot anzunehmen.«
Fürst von Hohensteins Miene erstarrte augenblicklich, und mit blitzenden Augen musterte er den Grafen. »Welche Dinge?«
Graf von Katzenburgs Kehle wurde eng. Soll ich ihm wirklich sagen, dass er der Grund war?
»Eure Tochter wird sich doch wohl nicht wieder mit diesem Stallburschen vergnügt haben.«
Rudolph von Katzenburg konnte förmlich spüren, dass die Lakaien, die neben der Kutsche standen, den Atem anhielten. Auch er selbst musste tief Luft holen und den Wunsch, Fürst von Hohenstein Gewalt anzutun, mit aller Macht unterdrücken. »Meine Tochter ist tugendhaft, das wisst Ihr!«, sagte er so ruhig wie möglich. »Sie wird Euch vielmehr deshalb nicht heiraten, weil Ihr sie belästigt habt. Ihr habt das arme Kind sogar so weit getrieben, dass es sich beinahe umgebracht hätte. Und jetzt möchte ich Euch untertänigst ans Herz legen abzureisen, denn ich kann nicht verantworten, dass Ihr Eure kostbare Zeit verschwendet.«
Mit diesen Worten wandte sich Graf von Katzenburg um. Nachdem er ein paar Schritte gegangen war, kniff er die Augen zusammen, als könnte ihn das vor allem Bösen schützen. Er wusste genau, dass es Folgen haben würde, einen Herrn von Hohenstein fortzuschicken. Aber jetzt gab es kein Zurück mehr.
Im Kloster wird Bella sicher sein, sagte er sich. Mit allem anderen werde ich schon fertig.
Als er hinter sich die Kutschentür zuklappen hörte, öffnete er die Augen wieder. Vor ihm stand, wie aus dem Boden gewachsen, die
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