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Die Rebenprinzessin

Die Rebenprinzessin

Titel: Die Rebenprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Neuendorf
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zu sagen, aber haltet Ihr das für klug? Ihr habt Eure Tochter schon so viele Jahre aus Eurem Herzen verbannt, dass sie gar nicht mehr weiß, ob überhaupt noch ein Funke Liebe in Euch ist.«
    Rudolph von Katzenburg runzelte die Stirn, und ein leiser Ärger schlich sich in seine Stimme, als er entgegnete: »Wie kommst du darauf, dir darum Sorgen machen zu müssen?«
    Katrina setzte ein mildes Lächeln auf. »Wie Ihr wisst, war ich nicht nur die Kinderfrau Eurer Tochter, sondern auch die Zofe Eurer Gemahlin. Ich weiß, dass die Gräfin von mir erwartete, dass ich mich um ihr Kind sorge. Auch wenn es mittlerweile zu einer jungen Frau herangereift ist.«
    »Zu einer Frau, die nichts als Flausen im Kopf hat und obendrein ungehorsam ist!«, fuhr der Graf sie an und spürte, wie sich Zorn in seiner Magengrube zusammenballte. »Wenn ich eine andere Wahl hätte, würde ich sie in ein anderes Kloster stecken. Die Äbtissin hat sie offenbar nicht genügend gezüchtigt.«
    Katrina seufzte angesichts seiner Worte leise. Das ist wirklich nicht mehr der Herr, in dessen Dienste ich vor so langen Jahren getreten bin, dachte sie mit einem Anflug von Bitterkeit. Dies ist nur noch eine Hülle, die innerlich zerfressen ist und wohl schon gar nicht mehr weiß, dass das einzig wirkende Heilmittel zu seinem Schmerz seine Tochter ist.
    »Vielleicht begehrt sie nur deshalb auf, weil sie sich danach sehnt, Euch wiederzuhaben. So, wie Ihr damals wart.«
    »Damals war ich ein anderer Mann, Katrina. Damals hat mein Weib noch gelebt, und ich hatte einen Grund, auf Erben zu hoffen und zu lieben. Doch jetzt …«
    »Ihr habt eine Erbin!«, entgegnete die Kinderfrau, die sich darüber im Klaren war, dass sie schlimmstenfalls noch heute aus der Burg verjagt werden konnte, wenn dem Grafen der Geduldsfaden riss. Doch all diese Worte lagen ihr schon lange auf dem Herzen, und nachdem sie Bella so hilflos vor sich gesehen hatte, wollte sie nicht mehr schweigen. »Ich verstehe nicht viel vom Weinbau, aber Ihr hättet sehen müssen, wie Bella Euren Kellermeister um Arbeit gebeten und ihm damit sogar Respekt eingeflößt hat. Ich habe in diesem Augenblick in ihr kein Kind mehr gesehen, sondern die zukünftige Gräfin von Katzenburg. Nur leider hattet Ihr so viel mit dem Fürsten zu tun, dass Ihr Eure Tochter aus den Augen verloren habt.«
    Nach dieser Rede war Rudolph von Katzenburg erst einmal sprachlos. Er starrte Katrina nur aus glasigen Augen an. »Ihr redet wirres Zeug, Kinderfrau«, sagte er schließlich, um Beherrschung bemüht. »Legt Euch ins Bett und schont Eure Knochen. Morgen ist Bella weg, dann brauchen wir uns nicht mehr um sie zu kümmern.«
    Seine Worte entfachten nun in Katrina den Zorn. Wenn ich doch nur ein Mann wäre, dachte sie, dann könnte ich diesen Dummkopf jetzt packen und schütteln. Er benimmt sich wie ein kleines Kind.
    »Ihr glaubt also, dass der Schmerz in Euch weniger wird, wenn Ihr Eure Tochter aus Eurem Leben verbannt! Aber ich sage Euch, so wird es nicht sein. Mit jedem Jahr, das Ihr sie im Kloster versauern lasst, wird Euer Herz bitterer und bitterer, bis es letztlich nicht mehr Blut durch Eure Adern schickt, sondern verdorbenen Wein. Ihr werdet den Schmerz über Euren Verlust nie überwinden, wenn Ihr nicht endlich die Liebe zu Eurer Tochter zulasst, die das Kind Eures betrauerten Weibes ist. Und eines Tages werdet Ihr verbittert sterben.« Katrina rang nach Luft, denn sie hatte dem Grafen diese Worte ohne eine Unterbrechung an den Kopf geschleudert.
    Graf von Katzenburgs Kopf lief hochrot an, und seine Arme begannen zu zittern.
    »So, jetzt könnt Ihr mich meinetwegen von der Burg vertreiben lassen«, fügte Katrina furchtlos hinzu. »Meine Meinung, ob sie nun zählt oder nicht, wird dieselbe bleiben. Auch wenn ich nur eine Untertanin bin, werdet Ihr einsehen müssen, dass ich recht habe. Spätestens dann, wenn Ihr vor Euren Schöpfer tretet.«
    Damit schloss Katrina die Augen. Sie fühlte sich seltsam befreit, fast so, als hätte ihr jemand eine ungeheure Last abgenommen. Jetzt blieb nur noch die Reaktion des Grafen abzuwarten.
    Rudolph von Katzenburg stieß ein langgezogenes Schnaufen aus. Alles in ihm drängte danach, der impertinenten Kinderfrau eine Tracht Prügel zu verabreichen, doch seltsamerweise wollten seine Hände ihm nicht gehorchen. Es war wie damals, wenn Gabriela ihm bei einem Wutanfall beschwichtigend über den Arm gestrichen hatte.
    Kann es wirklich sein?, fragte er sich plötzlich. Ist die Liebe zu

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