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Die Rebenprinzessin

Die Rebenprinzessin

Titel: Die Rebenprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Neuendorf
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Gewissheit sagen können, dass solch ein Streich ihm nicht mehr als ein Lachen abringen würde, konnte sie jetzt nicht mehr abschätzen, wie seine Reaktion aussehen mochte. Aber im Grunde ihres Herzens gab sie Bella recht. Eine Schönheit wie sie war nichts für einen Mann wie der Fürst von Hohenstein. Zu viele Geschichten kursierten über ihn, zu viele schlechte Geschichten. Bella würde hinter den Mauern seines Schlosses verkümmern wie ein Rebstock, der kein Wasser bekam. Oder Schlimmeres …
    »Also gut, mein Kind, ich helfe dir. Nur bitte ich mir aus, dass du mich nicht bei deinem Vater verrätst. Ich werde langsam alt und bin lahm. Wenn er mich von der Burg vertreibt, werde ich nie wieder irgendwo ein Heim finden.«
    Bella schloss ihre Kinderfrau in die Arme. »Keine Sorge, ich werde nicht zulassen, dass er dich vertreibt. Ich werde die Schuld vollkommen auf mich nehmen und dafür geradestehen. Egal, wie die Konsequenzen aussehen.«
     
    Mit einem trägen Grinsen streckte Hans von Uhlenfels die Hand nach der Schale mit den Kapaunschlegeln aus. Sein blonder Haarschopf war noch etwas zerzaust, und auch das rote Wams, das seinen mächtigen Bauch umspannte, wirkte noch etwas unordentlich. Doch sein Appetit hatte bereits jegliche Müdigkeit verdrängt.
    »Nun, mein lieber Graf, ist Eure Tochter bereits angekommen?«, fragte er, während er die zarte Keule zwischen seinen Fingern prüfend betrachtete.
    Offenbar hatte selbst das Getöse, das die ankommende Kutsche verursacht hatte, den Heiratswerber nicht aus dem Schlummer aufschrecken können.
    Rudolph von Katzenburg kaschierte seine saure Miene, indem er einen Schluck Wein trank. Er hatte einen seiner besten Jahrgänge aus der Schatzkammer holen lassen. Der Geschmack ließ sein Gesicht gleich wieder ein wenig gnädiger erscheinen, als er antwortete: »Ja, sie ist heute Morgen angekommen. Sie kleidet sich gerade um und wird sicher bald erscheinen.«
    »Ja, so sind die Frauen. Wenn es darum geht, sich herauszuputzen, vergessen sie gerne mal die Zeit.«
    Wie zur Bestätigung seiner Worte zeigte das Läuten der Burgkapelle die elfte Stunde an.
    Wo Bella nur steckt?, ging es dem Grafen durch den Sinn. Besitzt sie wirklich die Dreistigkeit, einfach in ihrem Gemach zu bleiben und mich vor unserem Gast zu blamieren?
    Ruhelos ließ er den Blick zur Tür schweifen. Seit dem Tode seiner Frau kehrten hier nur wenige Gäste ein. Da es also keinen Grund gab, etwas zu erneuern oder zu verändern, waren die Räume noch immer in dem Zustand wie vor zwanzig Jahren, als er die Burg und den Weinberg von seinem verstorbenen Vater übernommen hatte.
    Die Gastgemächer bestanden aus dem Schlafraum, der mit einem schweren Samtvorhang vom Empfangsraum getrennt war. Im Empfangsraum, dessen Wände mit feinen Mustern bemalt worden waren, gab es einen massiven Tisch, Stühle und eine Anrichte, auf der die Mahlzeiten für den Gast abgestellt wurden.
    Obwohl der Herr von Uhlenfels gemeint hatte, dass seine erste Mahlzeit immer eine bescheidene sei, hatte es Graf von Katzenburg für richtig gehalten, ihm doch einige üppiger bestückte Platten bringen zu lassen. Immerhin sollte er gegenüber seinem Herrn nicht behaupten können, er sei ärmlich bewirtet worden.
    Das Einzige, was zur Vervollkommnung dieser Tafel fehlte, war seine Tochter. Er wollte schon aufspringen, um sie zu holen, da öffnete sich die Tür.
    Hans von Uhlenfels, der gerade genussvoll in den Schlegel beißen wollte, hielt mit offenem Mund inne.
    Dem Grafen wich das Blut aus den Wangen.
    »Gott zum Gruße, Herr Uhlenfels.« Bella machte einen artigen Knicks und trat näher. Daran war nichts Außergewöhnliches, wohl aber an ihrem Aufzug.
    Das Kleid, das sie am Körper trug, war mottenzerfressen und wirkte, als würde es ihr jeden Augenblick vom Leib fallen. Nicht mal die Lappen, mit denen die Mägde die Schwellen scheuerten, waren derart zerschlissen. Und das war noch nicht alles. Bellas Haare waren verfilzt, und unter ihren Augen prangten dunkle Ränder, die sicher von Kohlenstaub herrührten, aber so geschickt verrieben waren, dass man glauben konnte, sie litte an einer Krankheit.
    Die Grafentochter war sich ihres Anblicks deutlich bewusst, hatte sie ihn doch in einer Wasserschüssel überprüft. Katrina hatte gute Arbeit geleistet. Nur schwerlich konnte sie sich ein breites Grinsen verkneifen, während sie in die fassungslosen Gesichter der beiden Männer blickte.
    Hans von Uhlenfels ließ erschrocken den Kapaunschenkel fallen

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