Die Rebenprinzessin
gesammelt habe.«
Als sie sich zum Ofen mühen wollte, um Bella eine Portion zu holen, hielt diese sie davon ab. »Vielen Dank, aber für heute muss ich leider ablehnen«, entgegnete sie. »Mein Vater erwartet mich gleich zum Essen.«
Ein ahnungsvoller Ausdruck schlich durch Katrinas Blick, dann fragte sie: »Wie ist es dir im Kloster ergangen?«
»Eigentlich recht gut«, antwortete Bella. »In der ersten Zeit wäre ich am liebsten davongelaufen, doch ich habe mich eingelebt. Und nun …« Sie stockte. Wenn sie jetzt behauptet hätte, froh über ihre Rückkehr zu sein, wäre das nur die halbe Wahrheit gewesen. »Katrina, ich brauche deine Hilfe«, eröffnete sie der Älteren ohne Umschweife. »Wie du sicher schon gehört hast, hat mein Vater einen Heiratswerber im Haus.«
»Ich habe nicht nur von ihm gehört, sondern ihn auch gesehen«, entgegnete Katrina, und an ihrer Miene war abzulesen, dass sie nicht besonders viel von dem Mann hielt. »Er ist ein eitler Pfau, wenn du mich fragst. Aber wahrscheinlich muss man das sein, wenn man für jemanden auf Brautschau geht, der die Knabenjahre bereits seit längerem hinter sich hat.«
Bellas Unwohlsein verstärkte sich. Gleichzeitig wuchs aber auch der Trotz in ihr. »Mein Vater verlangt, dass ich dem Heiratswerber meine Aufwartung mache. Aber ich habe keine Lust, ihm zu gefallen. Und ich will auch diesen Hohenstein nicht.«
Eine Falte erschien zwischen den Brauen der Kinderfrau. »Dein Vater will sicher nur das Beste für dich.«
Bella schüttelte abwehrend den Kopf. »Nein, Katrina, er will mich loswerden! Er will mich weit wegschaffen, damit ich ihn nicht an Mutter erinnere.«
Angesichts der Wahrheit ihrer Worte presste die Kinderfrau die Lippen zusammen.
Bella legte ihr nun sanft die Hände auf die Schultern. »Ich kann diesen Mann nicht heiraten! Als meine Mutter starb, habe ich mir geschworen, niemals ein Eheweib zu sein. Du weißt doch noch, wie qualvoll Mutter zu Tode gekommen ist, als sie Vater einen Sohn schenken wollte.«
Katrina blickte nach unten, entzog sich dem Griff des Mädchens jedoch nicht. Da fielen Tränen auf Bellas Kleid. Offenbar hatte auch die Kinderfrau den Tod ihrer Herrin noch nicht verwunden.
Obwohl Bella nun ebenfalls wieder Tränen aufsteigen fühlte, sprach sie weiter. »Meine Mutter hätte nie gewollt, dass ich einen Mann heirate, der nichts vom Wein versteht. Und sie hätte auch sicher nicht gewollt, dass ich von hier fortgehe. Wer soll die Burg und das Gut übernehmen, wenn Vater alt ist und es nicht mehr tun kann? Dieser Hohenstein etwa? Der interessiert sich doch nur dafür, wie er sich weiterhin die Gunst des Königs erhalten kann.«
Katrina sagte zu alldem nichts, die Falte an ihrer Stirn wurde allerdings immer tiefer. Sie schien zu spüren, dass großer Ärger aufzog. Gleichzeitig wusste sie auch, dass das Ansinnen des Grafen seiner Tochter kein Glück bescheren würde.
»Was soll ich tun?«, fragte sie die Jüngere.
»Gib mir ein paar deiner ältesten Kleider und richte mich so zurecht, dass mich der Herr Uhlenfels derart abstoßend findet, dass er aus dem Schloss flieht.«
Furcht flackerte in Katrinas Augen auf wie eine Flamme im Windzug. »Damit wirst du deinen Vater schrecklich erzürnen.«
»Mehr noch als ohnehin schon?«, erwiderte Bella sarkastisch. »Er ist doch schon erzürnt über mein Aussehen! Vielleicht hätte er den Heiratswerber ins Kloster schicken sollen, um mich zu begutachten. Dann hätte er sich meinen Anblick ersparen können!«
Katrina hob die Hand und streichelte Bella sanft übers Haar. »Dein Vater meint es nicht böse, glaub mir. Die Trauer hat nur sein Herz verhärtet.«
»Er wird die Trauer nicht überwinden, wenn er mich fortschickt. Ich kann doch nichts dafür, dass ich Mutter so ähnlich sehe! Und ich bin auch nicht an ihrem Tode schuld. Warum hat er nicht den geringsten Funken Liebe für mich übrig?«
Katrina hatte das Gefühl, ihr Herz müsse bei Bellas verzweifeltem Blick bersten. Sie hatte keine Antwort auf die Frage, denn den Grund für seine Ablehnung kannte nur der Graf selbst. Und nur er war dazu imstande, sie zu überwinden.
»Bitte, gib mir ein paar alte Kleider und mach mich so hässlich, wie es geht«, bat Bella schließlich einsichtig. »Vielleicht ist dann auch Vater zufrieden, wenn ich nicht mehr wie Mutter aussehe.«
Die Kinderfrau seufzte. Sie kannte den Grafen nur zu gut. Die Jahre der Einsamkeit hatten ihn unberechenbar gemacht. Hätte sie früher noch mit
Weitere Kostenlose Bücher