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Die Rebenprinzessin

Die Rebenprinzessin

Titel: Die Rebenprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Neuendorf
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fallen ließ, die auf dem Steinboden in tausend Scherben zersprang. Auch die Köchin war über Bellas Besuch so erstaunt, dass sie das Mädchen, das nun schnell die Scherben in ihre Schürze raffte, nicht mal bestrafte.
    »Gnädiges Fräulein, was verschafft mir die Ehre Eures Besuchs?«, fragte Hulda knicksend und wischte ihre Hände rasch an der Schürze ab. Schon immer war sie eine kräftige Frau gewesen, mit rotem Gesicht und weizenblonden Haaren. Ihre Augen waren grau wie der Winterhimmel, wirkten allerdings keineswegs kühl. Stets hatte sie ein gutes Wort und ein Lächeln für all jene übrig, die fleißig waren. Die Faulen und jene, die ihr querkamen, erwartete jedoch der Kochlöffel, den sie mit Leidenschaft schwang.
    »Ich wollte nur mal sehen, wie es Euch geht«, antwortete Bella lächelnd und bedeutete ihr, dass sie sich erheben dürfe. »Und ich wollte nachfragen, ob Ihr ein wenig Milch oder Morgensuppe für mich habt.«
    »Morgensuppe ist doch nichts für Euch, gnädiges Fräulein«, entgegnete die Köchin rasch – wie Bella es insgeheim erwartet hatte. »Milch habe ich da und frische Wecken auch, die sollten Euch eher bekommen. Ihr könnt es gut gebrauchen, so wie Ihr ausseht. Die Nonnen haben Euch wohl nicht viel zugestanden.«
    »Die Schwestern haben mich Genügsamkeit gelehrt«, gab Bella zurück und stellte mit leichtem Bedauern fest, dass Katrina nicht da war. »Aber gegen Eure Wecken habe ich nichts einzuwenden. Selbst das Kloster hat mir nicht die Erinnerung daran nehmen können.«
    »Dann setzt Euch, gnädiges Fräulein, Ihr könnt Euch sogleich stärken.«
    Mit einer Kopfbewegung befahl sie einer ihrer Gehilfinnen, den Tisch freizuräumen. Bella ließ sich auf der Bank nieder und bekam wenig später das Weckenkörbchen und den Milchkrug vorgesetzt.
    Ich sollte vielleicht einige Wecken zu Katrina bringen, ging es ihr durch den Kopf. Als Dankeschön für die Hilfe – auch wenn es nicht viel genützt hat.
    Der süße Geschmack ließ sie seufzend die Augen schließen. Die Morgensuppe im Kloster war wirklich kein Vergleich zu dieser Köstlichkeit. Für einen Moment war sie sogar gewillt zu vergessen, dass der Heiratswerber in den Räumlichkeiten über ihr wohl gerade erwachte.
    »Sie sind köstlich, Hulda!«, lobte sie die Köchin. »Ich weiß gar nicht, wie ich ohne sie leben konnte!«
    Ihre Worte ließen nicht nur Hulda aufatmen, sie linderten auch die Spannung in der Küche. Die Gespräche flammten wieder auf, und nach einer Weile hatte Bella das Gefühl, darin zu versinken und unsichtbar zu werden.
    Gerade als sie sich in die Sorglosigkeit ihrer Kindertage zurückgeträumt hatte, verstummten erneut alle Anwesenden. Als Bella die Köchin fragend ansah, bemerkte sie, dass deren Blick starr auf die Tür gerichtet war, als hätte sie dort ein Ungeheuer entdeckt.
    »Eure Gnaden!«, presste Hulda dann hervor, und wie auf Zuruf knicksten sämtliche Bedienstete.
    Der Graf würdigte sie keines Blickes. Er funkelte nur seine Tochter wütend an, die sich in diesem Augenblick umwandte, noch immer auf einem Weckenstück kauend.
    »Was hast du hier unten zu suchen?«, peitschte seine Stimme dann.
    Die Mägde traten mit gesenkten Köpfen einen Schritt zurück. Bella spürte, wie ihre Finger kalt wurden. Im Gegensatz zu den anderen nicht vor Angst, sondern vor Zorn.
    »Ich wollte mir nur ein wenig Milch holen, Vater«, antwortete sie so ruhig wie möglich.
    »Die Milch kannst du dir bringen lassen. Immerhin bist du meine Tochter und keine Magd.«
    Ach, wäre ich doch nur eine Magd, ging es Bella durch den Sinn. Dann müsste ich zwar hart arbeiten, aber nicht diesen Roland von Hohenstein heiraten.
    »Wie siehst du überhaupt aus!«, setzte Katzenburg seine Vorhaltungen fort. »Hast du kein anständiges Gewand? Warum läufst du in diesem Fetzen herum?«
    Dazu fiel Bella erst einmal nichts ein. Das Ordenskleid war noch immer brauchbar, eine Wäsche würde es wieder vollkommen ordentlich aussehen lassen. »Ich wollte das andere Gewand nicht beschmutzen!«, gab sie zurück, während sie versuchte, ihren Zorn im Zaum zu halten. Wollte er ihr jetzt etwa auch verbieten, in die Küche zu gehen? Diese Burg war noch immer ihr Elternhaus!
    »Du brauchst dich nicht in Räumen aufzuhalten, in denen du dich beschmutzen kannst. Geh wieder in deine Kemenate und zieh dich um.«
    »Das werde ich nicht tun!«, begehrte sie auf und spürte, dass die Mägde sich mit gesenkten Köpfen zurückzogen, als befürchteten sie, der Graf

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