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Die Rebenprinzessin

Die Rebenprinzessin

Titel: Die Rebenprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Neuendorf
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unter den Knechten und Gehilfen jedoch für ziemlich viel Bewegung. Bei all der Hektik fiel es allerdings auch nicht auf, wenn sich ein Knecht kurz davonstahl.
    Martin hatte eigentlich vorgehabt, an diesem Morgen nach seinem Ableger zu sehen. Bis jetzt hatte der Graf die Trauben der neuen Rebstöcke noch nicht gelesen, es war also gut möglich, dass der Trieb bereits begonnen hatte zu wurzeln. Unruhe machte sich in ihm breit. Würde es ihm gelingen, den Trieb von der Mutterpflanze zu trennen, bevor der Graf mit der Lese begann?
    Als er wie beiläufig über den Hof schlenderte, bemerkte er zu seinem großen Schrecken, dass der Graf, gefolgt von Roland von Hohenstein, die Burg verließ und der Pforte zum Weinberg zustrebte. Das war an und für sich nichts Schlimmes, doch der Lesekorb, den er unter dem Arm trug, deutete ebenso wie die einfachen Kleider des Grafen darauf hin, dass die Zeit für die neuen Trauben gekommen war.
    Angst überfiel Martin wie ein Straßenräuber. Was, wenn der Graf den Trieb findet?, peitschte es durch seinen Verstand. Gewiss wird er als erfahrener Weinbauer sofort erkennen, dass jemand versucht hat, einen Ableger zu schaffen. Ich muss unbedingt noch ein paar weitere Steine auf den Trieb stapeln!
    Nachdem der Graf verschwunden war, blickte sich Martin zu allen Seiten um, dann huschte er ebenfalls zur Mauer. An der kleinen Pforte angekommen, spähte er den beiden Männern hinterher, die langsam zwischen den Rebstockreihen verschwanden. Zu gern wäre er ihnen hinterhergeschlichen, doch noch waren sie nicht weit genug entfernt.
    Plötzlich versetzte ihm jemand einen harten Stoß, so dass er mit der Augenbraue gegen den Stein prallte. Martin stöhnte auf, wirbelte dann aber herum. Hinter ihm standen, wie nicht anders zu erwarten, Thomas und seine Freunde.
    »Lange nichts mehr von euch gehört«, sagte Martin, während er den Wunsch unterdrückte, sich an die pochende Augenbraue zu fassen. Wahrscheinlich blutete sie, aber es wäre fatal, auch nur die geringste Schwäche gegenüber diesen Rohlingen zu zeigen.
    »Hast großes Glück, dass der Fassmeister auf deiner Seite ist«, sagte Thomas, während er die Arme vor der Brust verschränkte und die verletzte Augenbraue zufrieden musterte. »Sonst hätten wir deinen Hintern schon längst durch den Mist geschleift.«
    »Das wäre vergebliche Mühe gewesen«, entgegnete Martin so abgebrüht wie möglich. »Meinen Hintern werdet ihr nie wieder auf den Boden kriegen. Außerdem bin ich sowieso nicht mehr lange hier.«
    Thomas blickte zu seinen Kumpanen, als sei dies die beste Mitteilung, die er seit Tagen vernommen hatte. »Haben wir dich also doch überzeugt?«
    »Bildet euch bloß nichts ein!«, gab Martin zurück und hätte ihnen am liebsten an den Kopf geschleudert, dass ihnen die Stänkerei sicher irgendwann mal schlecht bekam.
    Doch da rief der Kellermeister schon wieder nach ihnen. Martin wäre gern in den Weinberg geflüchtet, um dort den Grafen und Roland von Hohenstein zu belauschen, aber er hielt es für klüger, sich den anderen anzuschließen. Was seinen Ableger anging, konnte er nur darauf vertrauen, dass Rudolph von Katzenburg in seiner Freude über die Trauben nichts davon mitbekam.
     
    »Diese Trauben sind wirklich prächtig!«, schmeichelte Roland von Hohenstein, als er den Blick über die Reben schweifen ließ. An dem erfreuten Lächeln des Grafen erkannte er, dass er den richtigen Ton getroffen hatte.
    »So Gott will, werden sie der Grundstein für eine neue Ära des Weinbaus in dieser Gegend sein. Damit gelingt es uns vielleicht, an die Weine Spaniens und Italiens heranzureichen.«
    Der Fürst unterdrückte ein Gähnen. Nicht, dass er in der vergangenen Nacht zu wenig Schlaf bekommen hätte, doch Spaziergänge am Morgen wirkten ermüdend auf ihn. Besonders, wenn sie keinen anderen Anblick boten als grünes Laub. Da hätte ich schon lieber des Grafen Tochter Maß genommen, dachte er bei sich, denn er hatte mitbekommen, dass die Schneiderin eingetroffen war. Von meiner Elle wäre sie sicher auch begeistert.
    Roland von Hohenstein spürte Geilheit in sich aufsteigen, aber hier draußen konnte er sich das unmöglich erlauben. Heute Nacht werde ich mir wieder die Magd vornehmen, dachte er bei sich und wischte sich über die Lippen, als müsste er sie erst säubern, bevor er in der Lage war, Interesse zu heucheln.
    »Woher habt Ihr die Stöcke?«
    »Von einem befreundeten Grafen. Sagt Euch der Name Katzenelnbogen etwas?«
    »Ja, durchaus«,

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