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Die rechte Hand Gottes

Die rechte Hand Gottes

Titel: Die rechte Hand Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Folco
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bekommen, die auch den Nachwuchs miteinschloß ... Ich weiß, daß man uns als etwas furchterregende Menschen darstellt, aber ihr seid jetzt zu groß, um noch an solche Art Märchen zu glauben. Also, kommt rein, sage ich, und vergnügt euch!«
    Im selben Augenblick stimmte das Quartett einen feurigen Rigodon an, und die jungen eilten zum Tor und liefen mit aufgeregtem Geschrei hinein. Sie hatten vollkommen vergessen, wo und vor allem, bei wem sie waren.
    Als es dunkel wurde und die Eltern nicht - wie sonst jeden Sonntag ihre Kinder sahen, die sich auf den Plätzen langweilten, machten sie sich Sorgen und begannen, Erkundigungen einzuholen.
    »Haben Sie nicht meinenjacquot und seinen Brudergesehen? Ach so, Sie suchen auch Ihren Antoine!«
    Als sie schließlich begriffen, was los war, wanderten ihre Blicke zu dem zinnoberroten Herrenhaus, von wo seit dem Morgen lautstarke Musik zu ihnen herüberdrang, die sie verärgerte. Ein dumpfes Unwohlsein breitete sich aus. Man verständigte die Gendarmerie, doch die weigerte sich, einzugreifen.
    » Diese Leute feiern auf ihrem Besitz ein Fest. Mit welchem Recht sollten wir sie belästigen? Sie wollen doch wohl nicht ernsthaft Monsieur Pibrac beschuldigen, Ihre Kinder gezwungen zu haben, sich bei ihm zu vergnügen?«
    Doch die Eltern waren fest entschlossen, ihre Sprößlinge zurückzuholen, koste es, was es wolle. Und so taten sich einige zusammen, fuhren in mehreren Kutschen zum Herrenhaus und läuteten am Tor.
    Völlig außer Atem von dem Cakewalk, den er gerade getanzt hatte, öffnete ihnen Hippolyte höchst persönlich mit offenen Armen die Tür.
    »Endlich habt ihr euch entschlossen zu kommen! Tretet ein, kommt herein und vergnügt euch! «
    Als keiner von ihnen antwortete, fragte er:
    »Was wollt ihr?«
    Sie sagten es ihm.
    »Auf mich könnt ihr nicht zählen, um den Kindern das Vergnügen zu verderben. Das müßt ihr schon selbst tun! «
    Da sie sich nicht vom Fleck rührten, ließ er sie einfach
    stehen und ging wieder tanzen. Der Torflügel blieb weit geöffnet für die, die es sich vielleicht anders überlegen würden.
    Man servierte kein Abendessen, aber wer Hunger hatte, brauchte nur in die Küche zu gehen, wo abwechselnd Freiwillige mit vom Feuer hochroten Wangen Essen austeilten.
    Was die Jugendlichen aus dem Ort betraf, so hatte Hippolyte eine Verhaltensmaßregel angeordnet: »Sie dürfen sich nicht betrinken, das würde man uns später zu sehr vorwerfen. Gebt ihnen Limonade, und wenn sie damit nicht zufrieden sind, dann ruft Casimir.«
    Als es Nacht wurde und die ersten Sterne am Himmel zu sehen waren, zündete man mitten im Hof ein großes Lagerfeuer an und tanzte die Gigue, die Courante und die Sarabande.
    Gegen 21 Uhr wurden die Älteren müde und begaben sich singend in ihren Wagen zu ihren Hotels. Die anderen feierten bis weit nach Mitternacht weiter.
    Wie jeden Morgen sprang Brise-Tout auf das Bett seines Herrchens und stupste mit seiner feuchten haarigen Schnauze an sein Ohr. Da Saturnin seiner Meinung nach nicht schnell genug aufstand, begann er zu bellen. Der Hund wurde nur einmal am Tag gefüttert, und jetzt war seine Zeit. Saturnin stand auf.
     
    Da Casimir nicht auftauchte, um ihn zur Schule zu fahren, frühstückte er und machte sich zu Fuß auf den Weg. Unterwegs versuchte er, sich an die wichtigsten Ereignisse des Vorabends zu erinnern. Die außergewöhnlichen Respektbezeugungen, die man seinem Großvater entgegengebracht hatte, hatten ihn beeindruckt: Es hatte ihm gefallen, daß man ihn wie einen Kronprinzen behandelte.
    Die Ruinen der Burg schienen bei jedem seiner Schritte zu wachsen. »Schade, daß man sie während der Revolution in Brand gesetzt hat«, sagte er sich. Wie er in den Erinnerungen des Rächers gelesen hatte, war der damalige Baron Ferdinand Boutefeux dafür verantwortlich. Als er von der Hinrichtung des Königs gehört hatte, war er vor Zorn außer sich gewesen und hatte die ganze Stadt zwingen wollen, sich in Trauer zu hüllen. Um ein Beispiel zu geben, hatte er schwarze Kleider angelegt und befohlen, Hektoliter von schwarzer Tinte in die Burggräben zu schütten. Dann hatte er alle Bäume mit schwarzem Krepp umhüllen und das Mobiliar der Burg anthrazitfarben streichen lassen.
     
    Die Reaktion des Heilskomitees von Bellerocaille hatte nicht lange auf sich warten lassen. Die Burg war im Sturm eingenommen worden. Der Baron hatte zwar noch auf seinem Pferd fliehen können, doch er hatte keine Zeit mehr gehabt, es zu satteln.
    Als

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