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Die Regentin (German Edition)

Die Regentin (German Edition)

Titel: Die Regentin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
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Kinder gebracht«, bekundete Leudesius, »die Euch zwar keine Gaben zu überbringen haben, jedoch nur allzu gerne einen Blick auf die Königin werfen wollen.«
    Erst jetzt gewahrte Bathildis die Knaben, die mit ihm den Saal betreten hatten, darunter kleine Kinder und schon fast ausgewachsene Jugendliche, begleitete von den Nutritores, ihren Erziehern.
    Fragend blickte sie Chlodwig an, ehe er schon erklärend flüsterte: »Vom ganzen Lande werden die Kinder an den Hof geschickt, um hier erzogen zu werden. Nicht nur aus Neustrien oder Burgund. Manche kommen von Aquitanien. Andere von ferneren Ländern, selbst aus...«
    Er setzte eine kunstvolle Pause, die Bathildis nicht begriff.
    Ein neuerlicher Ruck ging durch Chlodwig, er deutete auf einen der Knaben und winkte ihn hervor. Er errötete – in Erwartung, der Gattin eine Freude zu bereiten.
    »Vielleicht«, murmelte er, »wird das deinen Schmerz um die verlorene Heimat mindern.«
    Bathildis begriff noch immer nicht. Der Knabe, der aus dem Rudel der anderen Kinder hervorgetreten war, unterschied sich nicht von ihnen, hatte farblose Haare, dunkle Augen und eine hohe Stirne. Schwer war zuzuordnen, woher er kam, ob aus dem Süden oder aus dem Norden.
    Doch als er zu sprechen begann, durchfuhr es Bathildis siedend heiß. Sie keuchte auf – ob des Schreckens und der Freude und des Wehs, die sie überrollten, ohne dass sie sich dagegen hätte wappnen können.
    Der Knabe redete in der Sprache ihrer Kindheit zu ihr, jener Sprache, die sie mit Aidan geteilt hatte. Er stellte sich als Neffe des northumbrischen Königs Oswine von Deira vor.
    Es war mehrere Nächte später, als Bathildis von sich aus den königlichen Gatten aufsuchte. Bislang hatte sie es nicht getan. Er war stets zu ihr gekommen, bemüht, höflich, etwas scheu. Er hatte sich gefreut, dass sie lächelte, und das tat sie oft seit der Stunde, da sie dem Knaben aus der einstigen Heimat begegnet war. Nie aber wagte er, ihr zu nahe zu kommen, sondern war jedes Mal nach einer kurzen Weile ins eigene Gemach zurückgekehrt.
    Auch heute wartete sie – und war mit jeder Stunde verstörter, weil von ihm nichts zu hören war. Anfangs mochte sie die eigene Beunruhigung nicht gelten lassen. So war er denn eben müde. Erst später begann es zu nagen – das schlechte Gewissen wegen dessen, was sie am Tag nach der Hochzeit getan hatte.
    Sicher, es war nichts Unrechtes. Doch es war hinter seinem Rücken geschehen. Heimlich.
    Am Ende wusste sie, dass sie nicht würde schlafen können, wenn sie den Grund seines Fernbleibens nicht klärte. Sie ließ sich nicht durch eine der Frauen begleiten, die Gertrude zu ihren persönlichen Dienerinnen gemacht hatte, sondern ging allein – jenes Gemach aufsuchend, in dem sie auch an jenem denkwürdigen ersten Abend vor ihn getreten war.
    Die Furcht von damals befiel sie erneut, wenngleich vermengt mit Trotz. Ich habe nichts getan, was mir nicht zustünde, redete sie sich ein. Ich habe...
    Der König blickte nicht hoch, als sie eintrat. Zu sehr war er ins Essen vertieft. Speisen standen in großen Schüsseln vor ihm, die er in großen Bissen zu sich nahm – viel gieriger und hungriger denn je. Früher hatte er lustlos gegessen, aus Langeweile und Traurigkeit. Heute griff er nach Knochen und Rippen, als würde er sie nicht nur abnagen, sondern eigenhändig brechen wollen.
    »Was... was...«, stammelte Bathildis verwirrt.
    Sie ahnte, was sein Verhalten zu bedeuten hatte – und wollte zugleich nicht einsehen, dass sie machtlos dagegen war. Obgleicher nicht hochblickte, schritt sie energisch auf ihn zu, griff nach der Schüssel, die ihm am nächsten stand, und versuchte, sie ihm wegzuziehen. Ehe sie es konnte, schnellte seine Hand vor und packte die ihre am Gelenk.
    »Lass das!«, zischte er.
    Sie hatte ihn noch nie derart wütend reden hören, immer nur verwirrt, getrieben, so wie auch sein Blick es war.
    »Lass mich erklären...«, versuchte Bathildis anzusetzen.
    »Schweig!«, schrie er unbeherrscht. Er ließ ihre Hand los, auf der fettige Abdrücke seiner Finger verblieben, griff diesmal nicht nach neuer Speise, sondern an seine Stirne.
    »Stimmen...«, stöhnte er. »So viele Stimmen... Ich dachte, sie hätten aufgehört zu reden. Ich dachte, du hättest sie verstummen lassen. Doch nun reden sie über dich. Sie verraten dich. Sie sagen mir, dass du mir untreu warst.«
    »Das ist nicht wahr!«, rief sie.
    »Doch... in deinen Gedanken.«
    Er griff nach einem Stück gebratenem Kranich, würgte

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