Die Regentin (German Edition)
Nanthild verglichen hat!«, schrie sie. »Gerne hätte ich darauf verzichtet, dass du in mir ihr Wesen sahst! Verflucht sei der Tag, an dem ich deine Gunst errang.«
Noch glotzte er wie ein verständnisloses Kind – gleich würde ihn die Wut übermannen, das ahnte sie. Er schien nur noch nicht zu begreifen, was er hörte – vielleicht, weil so viele andere Stimmen laut durch seinen Kopf brüllten. Hin und her verrenkte er den Nacken, als würde durch jede Windung seines gemarterten Hirns ein neuer Rufer dringen und sich dem wüsten Tanz, der durch den Kopf tobte, anschließen.
»Was redest du da? Was redest du da?«, entfuhr es ihm schließlich.
Die Kehle schmerzte so von ihrem heftigen Schluchzen, dass sie meinte, sie würde ihr zerreißen, wenn sie noch ein lautes Wort sagte.
Sie vermochte es dennoch nicht zurückzuhalten – wissend, dass sie ihn nicht minder verletzte als sich selbst.
»Was ich rede? Von dir rede ich! Von einem schwachen König, der selbst eine armselige schuftende Sklavin noch zwingen muss, ihn zum Mann zu nehmen. Du bist meiner nicht würdig. Nicht im Geringsten bist du das. Aidan wäre es. Mein schöner Bräutigam. Ich war ihm versprochen – ich bin es noch. Ich liebe ihn; ich liebe ihn unendlich. Er ist der einzige Mann, den ich jemals lieben werde. Aidan... Aidan...«
Sie setzte ihm mit dem Namen zu, sie wiederholte ihn ein ums andere Mal, so lange, bis er ihr Schweigen erzwingen würde. Sie hoffte sogar, er würde es tun, würde gewaltsam das schreckliche Schauspiel zwischen ihnen beenden, das auf das Schäbigste anzuschüren sie nicht lassen konnte.
»Aidan... Aidan...«
Er enttäuschte sie nicht. Sie sah seine Pranke auf sich niedersausen, taumelte und fiel. Das Blut strömte warm aus Nase und Ohren in ihr Gesicht, als er wieder und wieder auf sie einschlug,nicht nur roh, auch hilflos, als fiele ihm keine andere Möglichkeit ein, sie zum Schweigen zu bringen.
Irgendwann hörte er auf, doch damit war’s nicht zu Ende. Sie erhaschte einen kurzen Blick auf sein Gesicht, verwirrt und rot und zugleich gieriger, als er aufs Essen jemals war. Angewidert schloss sie die Augen – es genügte zu spüren, wie er sich auf sie wälzte und sie gewaltsam zu seiner Frau machte.
Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als sie aus ihrer Ohnmacht erwachte. Nicht die Regung des eigenen Geistes führte sie aus der schwarzen Tiefe, sondern ein warmer Atem, aus jenem Maul stammend, das sich schon einmal prüfend über ihr schutzloses Gesicht gesenkt hatte, ohne freilich seine gefährlich spitzen Zähne zu gebrauchen. Sie kannte den Hund, der sie beschnüffelte. Die warmen, gelben Augen, der heiße Atem, der aus seinem Maul strömte, das leise Fiepen – das alles erinnerte an jenen Tag, da sie im Schnee gelegen hatte, kurz davor zu erfrieren, und dann von Erchinoald gerettet worden war.
Heute senkte sich das Maul noch tiefer auf ihr Gesicht als damals. Bald spürte sie nicht nur den heißen Atem, sondern eine raue Zunge, die begann, ihr das verkrustete Blut von den Wangen zu lecken. Eine Weile ertrug sie das Kitzeln und den schleimigen Speichel – froh, dass diese Berührung so zärtlich und vorsichtig war.
Ein Stöhnen entrang sich ihr, als sich der erschlaffte Geist schließlich erhob, das Feld der Erinnerung durchwanderte und die letzten Stunden vor ihr aufstiegen. Es nutzte nichts, die Augen zu schließen, um sich erneut in gnädige Dunkelheit fortzustehlen. Die Augen hatte sie auch geschlossen, als Chlodwig über sie hergefallen war, und doch hatte nichts, was er ihr antat, an ihrem panischen Geist vorbei ins Vergessen flüchten können.
Sie hatte ihn stets als ungelenk und ungestüm erlebt – und Gleiches wohnte auch seiner Gewalt inne. Er lenkte sie nicht, suchte nicht, sich auszudenken, womit er ihr am meisten wehtun konnte. Er drosch auf sie ein, bis ihm die Hände wund waren, dann wälzte er sich auf sie und schaffte es nicht einmal, sie mit seinem Geschlecht zu entjungfern. Mehrmals versuchte er stöhnend, in sie einzudringen, doch nahm er sich nicht die Zeit, den genauen Eingang ihrer Höhle zu erkunden. Am Ende ergoss er sich warm auf ihrem Bauch, und die zähen Tropfen waren langsam nach unten geronnen, wo Haar ihre Scham umkräuselte. Er freilich wollte sich nicht länger aussperren lassen. Die eigene Feuchtigkeit nutzend – und vielleicht auch das klebrige Fett von den Speisen, das an seiner Hand verblieben war, begann er, mit den Fingern in ihr zu stochern, so
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