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Die Regentin (German Edition)

Die Regentin (German Edition)

Titel: Die Regentin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
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störte. Dass sie in ihrem Leben Schlimmeres gesehen hätte.
    Dann jedoch zögerte sie, denn nichts von diesen Erfahrungen machte sie stolz, keine wollte sie wiederholen, schon gar nicht wieder ein so dreckiges Bauernhaus betreten wie jenes, in dem sie mit Sicho eingekehrt war – einen Tag, bevor er erschlagen worden war. Die struppige Bäuerin, die verrotzten Kinder, der stinkende Bauer. Wie feucht es gewesen war, wie klamm die Fetzen auf ihrem Leib!
    »Du hast recht«, gab sie zu, allzu schnell bereit, von einem Vorhaben abzulassen, das ihr schließlich nicht von Chlodwig auferlegt worden war. Gewiss störte er sich auch nicht daran, wenn sie nun das Gespräch mit Avita beendete, sich zurückzog, sich endlich wusch. Gewiss genügte es ihm...
    Sie konnte weder den Gedanken zu Ende führen noch weitere Worte zu Avita sagen.
    Denn just, da sie im Eingang der Villa standen, vor ihnen die weiten Felder und in der Ferne die Wirtschaftshäuser, ertönte plötzlich ein grauenvoller, lang anhaltender Schrei, spitz und hoch und so verzweifelt, als flehe jemand um sein Leben.
    Es war leicht, dem Schrei zu folgen, denn er riss nicht ab. Manchmal verebbte er zum Wimmern, manchmal wurde daraus ein Flehen, doch niemals verstummte der klägliche Laut vollends. Bathildis hastete in seine Richtung, ohne darüber nachzudenken, desgleichen die kugelige Avita, die zuerst ungläubig war, dass solch schrecklicher Schrei von ihrem Land zu stammen schien, dann bemüht, die Königin zu beschwichtigen.
    Sie bekam sie am Arm zu packen, denn Bathildis war des hastigen Gehens so entwöhnt, dass sie wie ein altes Weiblein schnaufte.
    »Meine Königin, bitte... komm zurück! Wer immer dieses wüste Geschrei ausstößt... von den Feldern kommt’s, und dorthinwillst du doch gewiss nicht gehen... ich werde fragen lassen, was der Grund...«
    Auch Avitas Atem kam stoßweise. Rasch hob sie die Hand und wollte mit den dicklichen, kleinen Fingern, auf denen funkelnde Ringe steckten, dem Gesinde winken, um jenes zur Quelle des Geschreis zu schicken.
    »Nein!«, ließ sich Bathildis aber nicht von dem Vorsatz abhalten, »nein, ich will selbst sehen!«
    Sie ging gemächlicher nun, nicht nur ob des Schreis bestürzt, der langsam zum Winseln wurde, sondern auch ob des eigenen schwächlichen Körpers, der unter der grellen Sonne derart erschlaffte. Sie blickte auf die schweren Beine – und kurz verachtete sie sich dafür, dass sie die einstige Kraft, mit der sie ohne Pause geschuftet hatte, einfach hatte versiegen lassen.
    Rigunth war wendiger; sie eilte voraus, um als Erste die Ursache für den gequälten Laut auszukundschaften. Noch ehe sie der Königin warnend berichten konnte, kam auch jene samt Avita an die Stätte – und erstarrte.
    Avitas scharfer Blick wurde unbehaglich.
    »Meine Königin...«, rang sie verlegen nach Worten.
    Bathildis schüttelte den Kopf – zum Zeichen, dass kein beschwichtigendes Wort ihr Entsetzen mindern konnte.
    Der Schrei, der sie angelockt hatte, kam aus dem Mund einer Frau, welche dasselbe schwarze Haar hatte wie Rigunth, anders als jene aber keine bleiche, sondern von der Sonne gebräunte Haut. Groß gewachsen war sie und dürr, das Gesicht schmutzig, jedoch wohlgeformt. Eben noch hockte sie auf ihren Knien, dann wurde sie von einem Mann gepackt, an den Händen gebunden und einige Schritte weit geschleift.
    Dieser Mann war von riesiger Statur, trug edles Gewand und war äußerst grob. Wie Vieh schleppte er das Mädchen zu einem Stück Holz, so lang wie ein ausgewachsener Mensch und ausgehöhlt, als hätte man ein Boot daraus schlagen wollen. Darin festgebunden war bereits ein Jüngling, braungebrannt wie dasMädchen, mit den rohen Händen eines Feldarbeiters, doch jämmerlich schluchzend, weit weniger ob seiner eigenen Lage – er war an Händen und Beinen an die Enden des ausgehöhlten Stamms gefesselt – als ob des entsetzlichen Gejammers des Mädchens. An den Haaren wurde sie nun gerissen, auf den Jüngling schließlich geschleudert, auf dass auch sie in diese enge Holzluke gepfercht werden konnte.
    Bathildis erbleichte. Stumm zog Rigunth sie am Arm und wies ihren Blick in die andere Richtung. Drei Männer standen da und schaufelten ein Loch in den Boden. Neben ihnen rang ein Mönch die Arme, groß, aber schmalschultrig, versuchte, auf die Burschen einzureden, erhielt von jenen jedoch so wenig Antwort wie von dem brutalen Mann, der das junge Pärchen nun gewaltsam aneinanderfesselte.
    Bathildis begriff, was hier vor

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