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Die Regentin (German Edition)

Die Regentin (German Edition)

Titel: Die Regentin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
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    »Er... er soll von meinem Geschick erfahren. Dass König Chlodwig mich aus dem niederen Stand erhob und mich zu seiner Gattin machte, dass ich ein... gutes Leben hatte... und dass ich mich doch so gerne an meinen Schwur gehalten hätte, ihn zu suchen, ihn zu finden, ihn wiederzusehen. Mein Rang hat es nicht erlaubt, mein Herz jedoch hat niemals aufgehört, um ihn zu trauern.«
    Sie wandte sich rasch ab, konnte kaum fassen, dass sie das zu einem Mann gesagt hatte, der ein Fremder war. Sie wusste fast gar nichts über ihn – und hatte sich doch einem Augenblick der Schwäche hingegeben, den sie sich seit vielen Jahren nicht gestattet hatte... nicht seit Chlodwigs Tod, seinem Geständnis, dass er von Aidan wusste, und ihrem Entschluss, um die Regentschaft zu kämpfen.
    »Gewiss denkt Ihr nun, ich sei ein überreiztes Weib!«, suchte sie über sich selbst zu spotten, um das Gewicht aus ihrer Bitte zu nehmen.
    Der Priester antwortete nicht gleich. »Wenn ich auf diese Botschaftjemals Antwort geben sollte«, meinte er schließlich ruhig, »so wird sie Euch erreichen, Königin.«
    Bathildis verbat es sich, auf die erhoffte Nachricht zu warten. Alle Sehnsucht schob sie weit von sich, kaum dass sie nach Paris zurückgekehrt war und die Erfüllung ihrer Pflichten sie von dem Anflug von Schwäche heilte. Einzig in müden, schweren, bitteren Stunden, da dachte sie daran und zog Trost und Kraft aus dem Gedanken, dass irgendwann ein Lebenszeichen von Aidan sie erreichen könnte.
    Doch Jahr um Jahr verging – und nichts geschah.

XXXII. Kapitel
    Geliebter Aidan ,
    manches Mal kann ich mich nicht entscheiden, was schlimmer wäre: Auch weiterhin nichts von Dir zu hören oder aber eines Tages zu erfahren, dass Du tatsächlich wohlbehalten heimgekehrt bist, dass Du meiner gedenkst und dass ich doch nichts tun kann, Dich zu erreichen...
    Dies wär unser Geschick, denn meine – und auch Ebroins – Macht ist hier gefestigter denn je. Ganz gleich, wie sehr fromme Seelen dagegen wettern mögen, so wie es auch meine Seele manchmal tut: Es scheint so zu sein, dass sich Grausamkeit auf dieser Welt lohnt .
    Ich weiß nicht, wie viele Menschen dafür sterben müssen – für diesen Frieden, der nun herrscht. Fest steht, dass an meiner Regentschaft so wenig gerüttelt wird wie daran, dass Ebroin Major Domus ist. Weder die großen Familien in Neustrien noch der Kreis der Bischöfe noch die Burgunder haben den Mut, offen mit Revolte zu drohen, wo es denn schon für das kleinste Zeichen einer Verschwörung wüste Strafen regnet .
    Trotz der Offenheit, die er versprochen hat, verschweigt mir Ebroin die genaue Zahl derer, welche – noch ehe sie Schaden anrichten konnten - entweder heimlich ermordet oder offenkundig hingerichtet worden sind. Vielleicht versucht er, mich zu schonen – wer weiß. Und wenn es so wäre, so bin ich ihm dankbar. Denn allein die Ahnung, was im Verborgenen geschieht, weckt mich nachts manchmal auf. Dann wähne ich sie zu sehen – die dicken Flüsse roten Bluts, die meine Träume beschmutzen .
    Gleichwohl kann ich mich nicht beherrschen, ein kleiner, winzig kleiner Stachel in Ebroins Fleisch zu sein, sobald ich Gelegenheit dazu finde .
    Wann immer ich fühle, dass jemand ihn verachtet - nicht offenkundig und laut, nicht nach Revolte begehrend, sondern auf jene stille, misstrauische, missgünstige Weise – so trachte ich danach, eben diesen zu stärken, ja zu belohnen .
    So habe ich Erembert aus Saint-Wandrille zum Bischof von Toulouse ernannt und Leodegar, den Bruder des Grafen von Paris, zum Bischof von Autun. Ersterer hat mich wissen lassen, dass Ebroin ihn zutiefst anwidert. Und Leodegar verabsäumt zwar keine Höflichkeit, steht er dem Major Domus von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Doch kaum wendet jener sich ab, so spricht er gerne – ich hab’s ihn oftmals sagen hören – von jener »Missgeburt mit weißer Haut und roten Augen« .
    Bathildis legte die Feder beiseite, wusch sich ihre Hände, gedankenverloren und langsam, und trat dann ans Fenster zum Hof. Wiewohl nicht erstarrt wie damals, glich ihr Leben jenen ersten Jahren ihrer Ehe, da größtmögliches Gleichmaß den Alltag leichter gemacht hatte.
    Gewiss, es gab heute mehr zu tun als einst: Streng wachte sie über die Erziehung der zwei Söhne, die am Pariser Hof verblieben waren, schrieb eifrig an Childerich in Austrasien (man hörte nichts Schlechtes von ihm, jedoch sehr wenig, als wollte man die Bindung an die Herkunft zwar nicht gänzlich

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