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Die Regentin (German Edition)

Die Regentin (German Edition)

Titel: Die Regentin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
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Strick sich immer fester zieht, immer schmerzlicher in sein weiches, süß duftendesFleisch dringt; er wird nach Luft schnappen, aber keine bekommen. Er wird langsam und qualvoll ersticken...«
    »Hör auf!«
    Sie schlug seine Hände von ihren Schultern und beugte sich keuchend vor, als erhoffte sie dort unten, in der Nähe des fauligen Bodens, frischere Luft. Da fassten Ebroins lange Finger schon unter ihr Kinn, zogen es nach oben. Wieder blickte er nicht spöttisch, sondern lediglich mitleidig, während seine Finger vorsichtig tastend über ihre Wangen streichelten.
    »Du bist so schön, Regentin«, raunte er. »Du bist so begehrenswert, so klug. Gut bist du auch... aber nicht minder grausam, wenn es vonnöten ist, nicht wahr?«
    Sie keuchte erneut unter seiner Berührung, aber diesmal schlug sie seine Hände nicht weg. Er selbst ließ sie schließlich los, trat zurück, machte eine groteske dienernde Verbeugung, zuerst in ihre Richtung, dann in jene des gebundenen Bischofs, dessen eines Auge voller Verachtung auf den Major Domus und auf die Regentin starrte.
    »Er gehört nun dir, Bathildis«, sagte Ebroin, ehe er sie mit ihm allein ließ.
    Eine Weile stand Bathildis steif, kämpfte mit der Regung, Ebroin nach oben zu folgen und dieses dumpfe Verlies für immer zu verlassen. Es war ausgerechnet Sigobrands verächtlicher Blick, der sie davon abhielt, ihre Schwäche und Feigheit einzugestehen. Gleichwohl sie ihm kaum in die Augen blicken konnte und sich, was Ebroin ihm auch vorwarf, für seine schändliche Lage zutiefst schämte, wollte sie ihm weder zeigen, dass sie nicht Herrin der Lage war, noch ihm einen Anlass bieten, im Stillen über das unfähige Weib zu spotten.
    Sie straffte ihren Rücken, suchte ihr Mienenspiel zu beherrschen, gleichwohl ihr die untere Hälfte des Gesichts wie erfroren schien, und trat dann auf den Bischof von Paris zu, dem man die Würde seines Amtes nicht ansah.
    Die Männer hinter ihr verblieben regungslos. Sie wollte nicht ergründen, was sie in den Händen hielten, Zangen und Peitschen, Knüppel und Messer. Gewiss waren sie auf Ebroin eingeschworen und würden auch alles befolgen, was sie ihnen auftrug.
    Noch war es nichts. Noch richtete sie keine Befehle an sie, sondern das Wort an Sigobrand.
    »Bitte...«, setzte sie vorsichtig an, »bitte... sprecht zu mir. Vertraut mir an, was Ihr getan habt. Was immer es war – am schlimmsten wäre, darüber zu schweigen. Wenn Ihr geständig seid, wenn Ihr alle Namen der Verräter nennt, ich schwöre Euch, hier vor Gott und im Namen meiner Kinder: Ich werde mich großmütig und gnädig zeigen.«
    Die Stille, die ihren Worten folgte, wurde nur von einem rasselnden, gurgelnden Atem gestört. Zuerst schien Sigobrands Mühe allein dem Versuch zu gelten, Luft zu holen. Dann erst, als ihm die Zungenspitze über die Lippen trat, erkannte Bathildis, dass er mit ihr zu reden wünschte. Widerwillig trat sie noch näher, verbiss sich den Ekel und beugte ihr Ohr ganz nah zu seinem Gesicht.
    »Wisst Ihr, Königin, was Eure Widersacher munkeln?«, ertönte es da – heiser, aber gut zu verstehen. »Sie tuscheln darüber, dass Ihr mit Ebroin Unzucht treibt!«
    Bathildis fuhr zurück. »Das ist abscheulich!«
    Dass seine Worte ihre Heftigkeit nährten, schien den Bischof zu beleben. Denn nun sprach er schon schneller und mit viel weniger Mühe. »Ich denke, es ist wahr – so wie ich Euch beide eben sah: Seine Hand hat Euer Gesicht gestreichelt. Einem anständigen Franken ist es untersagt, eine Frau auf diese Weise zu berühren.«
    Bathildis trat noch weiter zurück. »Und ist ein anständiger Franke oder ein treuer Diener Gottes, wer sich gegen die Regentin verschwört?«, zischte sie.
    Sigobrand lächelte schief, auch wenn sich sein Gesicht schmerzlichverzog. »Ich war noch kein Bischof, als man Euch die Macht übertrug. Und doch, hätte man mich gefragt, ich hätte keinen Einwand dagegen erhoben... bis heute nicht. Was ich aber hier erleben muss, was man mir hier antut...«
    »Seid geständig, und es wird Euch nichts geschehen!«, unterbrach ihn Bathildis scharf. »Sagt mir: Plant man einen Anschlag auf mein Leben, auf das meiner Söhne?«
    Hinter ihr begannen die Männer zu rumoren. Der eine ließ den Knauf der Peitsche mit leisem Zischen auf seine Hand niedersausen, zum Zeichen, dass er ungeduldig auf seinen Einsatz wartete; der andere stöberte mit einer Zange in heißer, roter Glut.
    Mit einem kurzen Nicken deutete Bathildis ihnen an, dass sie sich

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