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Die Regentin (German Edition)

Die Regentin (German Edition)

Titel: Die Regentin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
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Befehle, am besten mit geduckten Augen – denn er hasste es, wenn ihr forscher, junger Blick sein rotes, krätziges Gesicht traf.
    Die meiste Zeit verstand sie es, seinen Zorn nicht zu schüren und seine Launen ergeben hinzunehmen. Was lohnte es auch zu kämpfen? Selbst an solchen Tagen, die weniger trist waren als der heutige und sie am Morgen mit Sonnenstrahlen weckten, lichteten sich die Schatten kaum, die sich auf ihr Gemüt gelegt hatten.
    Es war nicht von Anfang an so gewesen. Nachdem der Mönch sie an Sicho verkauft hatte, hatte sie jeden Tag gezählt, den sie von Aidan getrennt war, und sich – wie auf dem Sklavenmarkt – bemüht, möglichst viel von dem zu erfassen, was ihr neues Leben bestimmte.
    So hatte sie über Sicho gelernt, dass jener einst der Agent großer Ländereien gewesen war, dem die Aufgabe oblegen hatte, sämtliche Überschüsse zu gutem Preis zu verkaufen und denEinkauf jener Gebrauchsgegenstände und Lebensmittel zu leiten, die auf dem Gut nicht hergestellt werden konnten. Er sei gut darin gewesen, behauptete er, und wenn er sich an jene Zeit erinnerte, so lichtete sich seine Miene ein wenig. Doch dann hatte der Besitzer der Ländereien behauptet, Sicho habe ihn betrogen, und hatte stattdessen einen geschäftstüchtigen Juden eingestellt.
    »Die Strafe Gottes wird ihn treffen!«, schloss Sicho jedes Mal seine Erzählung, seinen Glauben an die Gerechtigkeit des Allmächtigen bekundend, obwohl ihm manchmal Zweifel daran kamen, denn schließlich war alsbald er von Krätze und Zahnschmerz getroffen worden und nicht, soweit er wusste, der gottlose Jude oder der einstige Dienstherr...
    Bathildis drehte sich um. Sicho war die Hand zu schwer geworden, um sie oder den Ochsen erneut zu schlagen. Mit geschlossenen Augen und schmerzverzerrtem Gesicht hockte er auf dem Wagen, und es entging ihm so, dass eines der Scheibenräder merkwürdig knackte. Es wird noch brechen, dachte Bathildis, und wie sollen wir die Fracht dann transportieren?
    Nach dem elenden Rauswurf war Sicho als fahrender Händler durch ganz Europa gezogen. Für gewöhnlich handelte er mit Wein, Öl, Fisch und Getreide, doch wenn es ihn an weit entlegene Orte verschlug, so nahm er von dort etwas mit, um es in der Heimat als besonders seltene und darum teure Ware zu verkaufen. Einmal war er ins weit entfernte Köln gekommen, wo zartes, durchsichtiges Glas hergestellt wurde; dann nach Utrecht, woher er die feinsten und wärmsten Pelze mitgebracht hatte. Auch in den Süden war er mehrmals aufgebrochen, weil er anfangs vermeint hatte, dass die dort milder scheinende Sonne seinen Zahnschmerz linderte (was zwar stimmte, ihm jedoch wenig half, weil stattdessen die rote Krätze schlimmer wurde), und einmal hatte er sogar Marseille erreicht. Der Handel dort lag in den Händen der ihm so verhassten Juden, denen er prompt jedes Wort verweigerte, aber auch in jenen der Syrer und Griechen,die immerhin Christen waren. Sie lieferten Juwelen, kostbare Gewänder, Papyrus und Gewürze, und er kaufte in großem Maße ein, auf das beste Geschäft seines Lebens hoffend, um freilich bei seiner Rückreise von einer Räuberbande ausgeraubt zu werden.
    Vielleicht war Gott doch nicht gerecht, sondern nur grausam, dachte er sich seither. Womit wollte der Allmächtige ihn denn noch schlagen? Machte es Ihm wirklich Freude, auf einen Wurm wie ihn zu treten?
    Fortan reiste er nur in jenem Dreieck, das sich zwischen Quentovic, Rouen und Paris spannte – und war überaus misstrauisch. Dem Mönch Answin hatte er erzählt, dass er bis vor kurzem noch einen Sklaven besessen, dann jedoch die schaurige Mär von einem anderen fahrenden Kaufmann vernommen hatte – es war dies ein Weinhändler aus der Gegend von Tours –, der von seinen sächsischen Leibeigenen erschlagen worden war. Seitdem fürchtete er sich vor seinem Sklaven und hatte ihn am nächsten Markt, zu dem er kam, verkauft. Allerdings fehlte ihm jetzt jemand, der den Ochsen antreiben und das Handelsgut auf- und abladen konnte.
    Misstrauisch hatte er auf Bathildis gesehen. Ob sie dafür tauge? Er glaube nicht!
    »Sie ist ein folgsames Mädchen«, hatte der Mönch Answin, der endlich an ihr verdienen wollte, auf ihn eingeschwatzt. »Sie sagt auch kaum ein Wort...«
    Das war nicht gelogen. Das Entsetzen darüber, dass ihr der Mann Gottes nicht hatte helfen wollen, sondern sich ihrem Elend gegenüber blind stellte, hatte Bathildis gelähmt und stumm gemacht.
    »Und außerdem... sie kann schreiben!«, pries Answin

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