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Die Regentin (German Edition)

Die Regentin (German Edition)

Titel: Die Regentin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
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ersaufen. Was soll’s?, dachte sie stets – im Innersten bereit zu sterben, wiewohl sie es nie gewagt hätte, sich mit voller Absicht zu morden. Dies verbat Gott, und alle, die dem Gebot zuwiderhandelten, waren zur Hölle verdammt. Und dort würde sie Aidan gewiss nicht Wiedersehen.
    So spielte sie mit Tod und Verderben – noch suchte sie es nicht. Zumindest nicht im Herbst, als aus der Sommersonne ein vergilbter Fetzen Leder wurde, der sich glatt, aber nicht wärmend um Körper und Seele legte, und auch nicht in jenen letzten Novembertagen, die sie auf Erchinoalds Besitzungen verbrachten und wo es Leutsinda von Tag zu Tag schlechter ging.
    Dies kündigten zumindest die blutigen Lappen, die sie täglich im Fluss auszuwaschen hatten.
    Bathildis hatte kein Mitleid. So hatte die Alte nun eben den Tod vor Augen – nun gut, was brachte das elende Erdenleben auch Besseres mit sich, als stets aufs Neue dreckig zu werden?
    Es fiel den anderen bald auf, dass sie fast jeden Abend badete und sich die Hände rot zu schrubben begann – doch niemand verbot es ihr, die meisten schüttelten bloß den Kopf über so viel Irrsinn, auch Oda.
    Eines Tages ging sie zum Fluss, und das Wasser lag wie in farblosen Stein gehauen. Durchsichtig wuchs eine Eisschicht, so dünn wie der graue Stoff ihres Unterkleids, obwohl glatt, nicht faltig. Die Wasserpflanzen, ansonsten grüne Farbtupfer, glichen schwarzen Spinnennetzen. Die Erinnerung stieg in Bathildis auf, wie sie hier die dreckige Schafschur hatte waschen müssen. Bald würde sich der Tag jähren, da Oda das Eis mit dem Holzscheit aufgeschlagen hatte – und ihr Leben würde immer noch das gleiche sein, einem endlosen Winter ausgeliefert und hernach einem Sommer, der sie mit seinen schäbigen Freuden gewiss kein zweites Mal ermuntern konnte.
    Ich werde Aidan Wiedersehen, hatte sie den Sommer über sich stets ermutigt.
    Vielleicht... vielleicht ist es besser zu sterben, dachte sie nun – genauso hoffnungslos, wie Aidan am Markt von Quentovic zu ihr gesprochen hatte.
    Jener Gedanke an den Tod begleitete sie fortan scheu wie ein Schatten. Er war stets da, auch im vermeintlich warmen Licht, doch wenn sie sich nach ihm umdrehte, so sah sie nur sein Huschen. Er hatte kein Gesicht und keine Stimme. Sie wusste nicht, wie der Tod herbeizuführen war, ohne die schwerste aller Sünden auf sich zu laden, die sie auf ewig von den Ihren trennen würde.
    Ein einziges Mal erwachte zaghaft die Ahnung, wie sie es anstellen konnte. Die plappernde Gertrude pflanzte die Idee in sie, ungerührt und mitleidlos davon erzählend, wie einer der Sklaven zu Tode gebracht worden war, nachdem er zu fliehen versucht hatte (Bathildis kannte ihn flüchtig; er konnte andere Sklaven von Zahnschmerzen befreien, indem er treffsicher die wehen Zähne mit Steinen ausschlug).
    Flucht, so wusste jeder, war strengstens verboten, und wer es nicht bis zur rettenden Kirchenpforte schaffte und dahinter auf einen menschenfreundlichen Priester traf, der den Flüchtigen nicht sogleich wieder aus dem sicheren Asyl prügelte, hatte Schlimmstes zu befürchten.
    Bathildis zuckte abgestumpft die Schultern, vom Redefluss der anderen so gestört, dass sie sogar aufs Erscheinen der zänkischen Leutsinda hoffte. O, möge sie der Tochter doch den Umgang mit dem dreckigen Gesinde verbieten!
    Freilich – und diesen Verdacht hegte Bathildis seit geraumer Weile –, freilich war wohl manch eine droben in der Kemenate froh, dass Gertrude gern mit Sklaven schwatzte und nicht nur den Ebenbürtigen die Ohren vollplapperte.
    »Zuerst wurden ihm die Hunde an die Kehle gehetzt«, sprachGertrude eifrig, jedoch ohne sonderliche Anteilnahme fort. »Aber die hatten eben an einem Knochen genagt und keine Lust, sich an ihm anzustrengen. Dann haben sie ihn an zwei Pferde gebunden, auf dass sie seinen Leib auseinanderreißen mögen. Doch an seiner statt hat’s immer wieder nur das Seil erwischt. Nun, dann hat ihm der Stallknecht sein Gesicht mit der Reitpeitsche zu Brei geschlagen, und entweder er ist daran verreckt oder an dem eigenen Blut erstickt.«
    Gertrude riss die Augen auf. Es war nicht gewiss, ob wegen verspäteten Entsetzens oder vor Überraschung, weil Bathildis keine Regung zeigte, sondern ungerührt die Reste von Blättern, Samen und Dreckkrümeln aus dem Flachs zupfte, der später zu Wolle gesponnen werden sollte.
    »Sag«, warf Bathildis lediglich ein, »sag, wo ist deine Schwester Itta? Sie wird nicht gutheißen, dass du bei mir

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