Die Reise-Bibel
werden sich die Kollegen von der amerikanischen Bundespolizei kümmern.«
Dr. Megrette ist verwirrt.
»Wieso … was hat denn die amerikanische Polizei …«
»Wir sind als internationale Fluggesellschaft verpflichtet, außergewöhnliche Vorkommnisse an Bord den Behörden am Ankunftsort
zu melden. Ich nehme an, dass das in Ihrem Fall keine weitreichenden rechtlichen Folgen haben wird, bis auf den Umstand, dass
Ihnen die Einreise in die USA verweigert wird.«
Dr. Constantin Megrette schweigt und starrt den Lufthansa-Kapitän an. Er vergisst zu atmen, zehn, fünfzehn Sekunden lang. Dann
entweicht Luft im jämmerlichen
Pschüüü
eines platten Reifens aus ihm.
»Am besten, Sie händigen den beiden Herren Ihren Pass aus und fügen sich den Umständen, dann sitzen Sie, wenn Sie Glück haben,
schon in ein paar Stunden wieder im Flieger nach Deutschland!«
»Das können Sie doch nicht machen!« Fast tonlos fleht Dr. Megrette seinen alerten Peiniger an. »Ich muss doch … ich bin doch geschäftlich hier.«
|137| »Nun, offiziell sind Sie gar nicht hier!«, antwortet Johannes Willms. »Und unsere amerikanischen Freunde verstehen bei Verstößen
gegen die Bestimmungen der internationalen Flugbeförderung auch keinen Spaß. Allerdings …«, und jetzt klopft Willms den in sich zusammengesunkenen Dr. Megrette tatsächlich auf die Schulter, »können Sie mit der Hilfe eines guten Anwalts wohl erwirken, dass die Amerikaner Sie
nach der üblichen Frist von fünf Jahren wieder ins Land lassen!« Damit erhebt sich Willms und deutet den beiden U S-Polizisten an, dass seine Mission beendet ist.
»Please!«, sagt einer der beiden. Megrette steht auf, nimmt seine Tasche und den grünen Lodenmantel über den Arm und folgt
den beiden Männern Richtung Ausgang. Auf halbem Weg steht die Stewardess Ingrid Stüben und hat fast ein wenig Mitleid mit
dem Passagier von 69 b. »Darf ich Ihnen vielleicht den Mantel abnehmen?«, fragt sie den aschfahlen Megrette im Vorbeigehen.
Doch der Doktor antwortet nicht. Er trottet den beiden Bundespolizisten hinterher. Niemand spricht ein Wort, bis das ungleiche
Trio die Maschine verlassen hat.
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|138| Beruflich reisen (2)
Was denken die Profis?
Stefanie Hellge, 37
Redakteurin
(›
Brigitte
‹
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Die erste Reise Ihres Lebens?
Die erste Reise, an die ich mich erinnere, ging in die Bretagne. Es hat viel geregnet und war arschkalt. Ich war drei Jahre
alt und erinnere mich an den Geschmack des Joghurts, mit dem meine Mutter meinen Bruder und mich fütterte und daran, wie am
Strand große Fische von Männern mit Knüppeln totgeprügelt wurden. Nicht unbedingt eine meiner Lieblingserinnerungen.
Ihr Lieblingsreiseziel?
Gerne immer etwas Neues, aber wenn ich von der Anzahl der Besuche ausgehe, ist es wohl die Insel Sylt. Ich war bestimmt schon
hundert Mal dort. Der Geruch der Heide, wenn man über die Holzplanken zum Strand läuft, ist wunderbar. Mir wird dort nie langweilig.
Die grässliche Mischpoke in Kampen meide ich konsequent.
Persönliches Travel-Desaster?
In ein sogenanntes Familienhotel. Ganz egal, wo das steht. Beseelte Eltern, die mit ihren Kindern Go-Kart fahren, »funktionale«
Zimmer, Clowns zum Frühstück.
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Wie fühlen Sie sich als Deutsche im Ausland?
Da kommt man ja nicht aus seiner Haut: Als Deutsche schäme ich mich immer ein bisschen und bin total froh, wenn die Leute
denken, ich sei aus Holland oder so.
Wohin würden Sie ohnehin nie fahren?
Gran Canaria – öde Vulkanlandschaft, Pauschaltouristen und schlechtes Essen, oder?
Drei Reiseträume, die Sie sich noch erfüllen wollen?
Eine Asienreise mit meinem Mann und meinen Kindern, weil ich Asien rauf und runter bereist habe, als ich noch »frei« war,
und ich das gern mit meiner Familie wiederholen würde.
Eine Adventreise nach Stockholm, weil ich hoffe, dort das ultimative Weihnachtsfeeling zu kriegen, abgesehen davon kann man
in Stockholm bestimmt wunderbar shoppen.
Eine Reise ohne Zeitdruck, egal wohin. Sich mehrere Wochen, vielleicht sogar Monate treiben lassen. Scheitert leider am Geld
und an der Schulpflicht.
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|140| Weise Worte
Mit Komikern auf Tour
Bei Flugreisen empfiehlt es sich,
immer vorn zu sitzen.
Dann kommt beim Absturz
der Getränkewagen noch einmal vorbei.
Ingolf Lück
Der Mensch ist das einzige Wesen,
das im Fliegen eine warme Mahlzeit
zu sich nehmen kann.
Loriot
Wer einmal
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