Die Reise in die Dunkelheit
lautlos durch einen engen Korridor und durchquerte einige Lagerräume, die mit Kisten vollgestellt waren. Hier lagerte der Klan seine Beute.
In einem Gang, der an einer Tür endete, blieb der Söldner zögernd stehen. Sein in den Jahren geschulter sechster Sinn mahnte zur Vorsicht. Und tatsächlich, plötzlich flog die Tür auf und mit einem Kampfschrei stürmte ein Koloss mit nacktem Oberkörper heraus. Reflexartig riss Taran den »Luchs« hoch und drückte ab. Die Flinte krachte und stieß heftig zurück. Mit zerschossenem Brustbein stürzte der Bandit rücklings in die Türnische zurück. Der Söldner lud durch und setzte seine Säuberungsaktion fort.
Systematisch scheuchte er die Heiden aus ihren Verstecken und drang immer tiefer in die Räuberhöhle vor. Größere Widerstandsnester bekämpfte er mit Granaten. Die Banditen schossen verzweifelt zurück, aber der Stalker ließ sich nicht aufhalten. Wie ein Berserker durchbrach er eine Verteidigungslinie nach der anderen und durchkämmte systematisch Gang für Gang.
Einige Geschosse schlugen in seiner schusssicheren Weste ein. Sein Brustkorb verwandelte sich allmählich in einen einzigen blauen Fleck, und das Atmen fiel mit jedem Schritt schwerer. Dabei brannten seine Lungen ohnehin in der brandigen, stickigen Luft. Doch der von Kummer betäubte Vater ignorierte den Schmerz.
Nur einmal, als er ein Brennen im Oberarm spürte, blieb der Söldner stehen und inspizierte wie beiläufig die Wunde. Durch einen Riss im Ärmel seines Schutzanzugs sickerte Blut. Eine verirrte Kugel hatte ihn erwischt. Scheiß drauf. Nur ein Streifschuss. Für den Rest des Kampfes würden seine Kräfte sicher reichen. Und was danach kam – egal. Würde es überhaupt ein Danach geben? Taran wollte gar nicht so weit denken.
In den nächsten Minuten fügten sich erbitterte Schusswechsel, hasserfüllte Gesichter, Todesschreie und Blutspritzer an den Wänden zu einem schaurigen Reigen. Unter dem Druck des entfesselten Einzelkämpfers, der über magische Kräfte zu verfügen schien, standen die Banditen letztlich mit dem Rücken zur Wand. Die Reste des Klans rotteten sich zu einem Haufen zusammen und versuchten einen verzweifelten Ausfall . A usgerechnet in diesem Moment hatte sich Taran hinter einem Stapel rostiger Fässer verschanzt und lud seine Flinte nach. Erst im letzten Moment feuerte er auf die hasardierenden Männer, die durch den Gang auf ihn zustürmten.
Ein paar Schüsse später war der ohnehin jämmerliche Haufen merklich ausgedünnt. Nur zwei schafften es in den Raum, in den sich der Stalker zurückgezogen hatte.
Nicht zu Unrecht heißt es, dass eine in die Enge getriebene Ratte sich verbissen zur Wehr setzt. Die beiden Männer hingen an ihrem Leben. Wie sehr, das merkte man an der Blindwütigkeit, mit der sie sich auf den Stalker stürzten.
Einer von ihnen vergaß sogar für einen Moment, dass er mit einer Pistole bewaffnet war. Um den kümmerte sich der Söldner als Ersten. Er packte seinen Arm mit einem Schmerzgriff und sprang zur Seite. Der zweite Heide holte schon mit dem Messer aus, doch im letzten Moment hielt er inne und fluchte. Der Stalker schützte sich mit dem Körper seines ersten Widersachers.
Im nächsten Moment machte der verhinderte Messerstecher keinen Mucks mehr, denn die Pistole in der verrenkten Hand seines Mitstreiters war losgegangen und hatte ihn ins Jenseits befördert.
Kurz darauf ertönte ein ungesund klingendes Knacken. Vor Schmerz winselnd presste der übriggebliebene Heide sein gebrochenes Handgelenk an die Brust. Die Pistole fiel zu Boden. Ein Schlag mit dem Griff der Flinte gegen die Schläfe setzte den Heiden endgültig außer Gefecht. In der eingetretenen Stille konnte man seinen stockenden Atem hören. Langsam richtete sich sein benebelter Blick auf den Stalker, der in aller Ruhe Patronen ins Rohrmagazin des »Luchses« schob. Der Bandit begann, heftig den Kopf zu schütteln.
»Nein … Bitte nicht«, krächzte er mit erstickter Stimme. »Nicht sch…«
Ein krachender Schuss schnitt dem Bastard das Wort ab. In Tarans versteinertem, mit fremdem Blut bespritztem Gesicht zuckte kein einziger Muskel. Noch immer hatte er die grausigen Bilder von der Friedhofsstation vor Augen: die blutigen Säcke, Glebs verstümmelten Körper.
Jetzt musste er nur noch den hintersten Winkel des Räubernests durchsuchen . A m Ende des Gangs stieß er auf eine Tür. Dahinter konnte sich alles Mögliche befinden. Seltsamerweise war sie nur angelehnt.
Taran
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