Die Reise nach Gadaron (German Edition)
einmal getroffen zu haben. `
Die setzte sich gerade wieder zusammen und griff nun Salan und Larina an. Schwarze Schlangen wanden sich aus ihren Fingern und flogen auf die beiden zu. Sofort baute Salan einen Schild um sich und Larina auf, an dem die Schlangen abprallten.
„Das war wohl nichts!“, rief er.
„Freu dich nicht zu früh, Zauberer!“, erwiderte die Hexe, worauf die Schlangen zu einer einzigen Riesenschlange verschmolzen, die wohl zehn Mal so groß war, wie die Schlangen zuvor. Drohend erhob das Schuppentier den Oberkörper und stieß seine Giftzähne in Salans Schild. Der schwankte unter dem Angriff spürbar.
„So, jetzt reichts!“, rief Kona und sprang auf. „Jetzt werde ich wirklich wütend!“ Er beschwor die Macht seines Höllenfeuers und ließ zwei Flammen aus dem Boden schießen. Sie wuchsen schnell und veränderten ihre Form. Die Hexe wirkte unsicher. Sie ahnte, dass Kona etwas vorbereitete, was ihr gar nicht gefallen würde. Die Flammen waren inzwischen doppelt so groß wie Kona, und nahmen ihre endgültige Form an. Aus dem Höllenfeuer waren zwei riesige Hunde geworden.
*
Höllenhunde gehörten zu den Kräften, die Kona, laut Legende, als Reinkarnation des Herrn der Unterwelt, zugeschrieben wurden. Sie gehörten zu seinen angestammten Gehilfen. Diese Fabelwesen sollten diejenigen aufspüren, die dem Herrn der Unterwelt ihre Seele verkauft haben und sie ihnen entreißen. Doch das war natürlich nur eine Legende. Allerdings steckte darin, wie in allen alten Geschichten, auch ein Körnchen Wahrheit. Kona war nur durch Zufall auf die Kräfte gestoßen. Es war ihm schon früh aufgefallen, dass sein Höllenfeuer scheinbar einen eigenen Willen besaß. Kona konnte ihm zwar Anweisungen erteilen, doch er wollte herausfinden, was das Höllenfeuer anstellte, wenn er ihm gewisse Freiheiten ließ. Um hier keine Reihe von langen und umständlichen Experimenten zum Inhalt der Erzählung werden zu lassen, verbleiben wir bei dem Ergebnis. Kona gelang es, aus dem Höllenfeuer eine Art Halbwesen zu erschaffen. Diese kamen den Höllenhunden der Legende, rein äußerlich, sehr nah. Sie konnten zwar keine Seelen stehlen, waren aber als Kampfgefährten hervorragend geeignet und gehorchten Kona aufs Wort. Warum diese Wesen allerdings ausgerechnet die Gestalt von Hunden annahmen, konnte Kona sich nicht erklären.
*
Die Höllenhunde knurrten, wobei Flammen zwischen ihren gebleckten Reißzähnen hervor schossen. Die Hexe wich zurück, denn nun wurde offensichtlich, dass sie die Unterlegene war. Um dies noch zu unterstreichen, ließ Kona den ersten Höllenhund angreifen. Sein Ziel war die schwarze Riesenschlange, die nun von Salan und Larina abließ und den neuen Angreifer anzischte. Das bewirkte allerdings wenig. Der Hund setzte seinen Angriff unbeeindruckt fort, hatte sie in wenigen Sprüngen erreicht und ehe das Reptil überhaupt wusste, was ihm geschah, wurde es von scharfen Zähnen gepackt und löste sich in einem wahren Funkenschauer auf. „Was macht man mit Hexen?“, zischte Kona gefährlich. „Man verbrennt sie!“
Die Hexe begriff nun, dass ihr Schicksal besiegelt war. Sie stieß einen schrillen Angstschrei aus und versuchte zu entkommen, indem sie sich erneut in einen Schwarm Fledermäuse verwandelte. Doch das war für den zweiten Höllenhund kein Problem. Er sprang den Nachtkreaturen hinterher und hielt sich gar nicht erst damit auf, nach ihnen zu schnappen. Er blähte sich auf, explodierte und verbrannte das, was von der Hexe übrig geblieben war, in einem Feuerball.
„Das war dann wohl mit der Gruselknute“, meinte Kona, und ließ auch den anderen Höllenhund verschwinden, wie eine Flamme, die vom Wind ausgeblasen wurde.
„Klasse!“, rief Salan, der erst jetzt seinen Schutzschild auflöste. „Das hätte ich nicht besser machen können. Die Hexe wird niemandem mehr etwas antun können.“
„Das war tatsächlich beeindruckend“, gab Larina zu. „Aber jetzt lasst uns diesen verfluchten Wald verlassen. Ich möchte nicht länger als nötig, an diesem Ort bleiben.“
Ob es nun an Zerberus lag, der wieder um seinen Geruchssinn nutzte, oder ob der Wald nach dem Tod der Hexe schrumpfte, jedenfalls erreichten die Freunde nach einem kurzen Fußmarsch den Waldrand. Die Sonne ging gerade auf. Sie hatten tatsächlich einen Tag und eine Nacht im Grauen Wald verbracht.
„Ein Glück, dass wir aus dem Wald heraus sind“, meinte Kona zufrieden. „Ich hoffe, als nächstes führst du uns an einen
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