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Die Reise nach Trulala

Titel: Die Reise nach Trulala Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaminer Wladimir
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Klapsmühle. Ich nannte ihre Begegnungen »Das Treffen an der Elbe II« - »Unit 32«, sagte Andrej. Sofort sprangen beide vom Tisch auf und schrien: »She loves you yeah,yeah, she loves you yeah, yeah, yeah!« - »80112«, konterte John, woraufhin sofort: »Oh Rodina! Deine groooßen Felder werde ich vermiiieeessen...« kam. John, der anfänglich noch seine Heimat verherrlicht und die geopolitischen Interessen der USA uns gegenüber in der Küche verteidigt hatte, wurde mit der Zeit immer skeptischer. Er interessierte sich stattdessen immer mehr für russische Literatur, konnte Dostojewski fast auswendig und heiratete schließlich Lisa. Die beiden zogen zusammen - in eine Wohnung am Prenzlauer Berg. Lisa kochte fast jeden Tag nach altem ukrainischem Rezept eine dicke Suppe, von der John nicht genug kriegen konnte. Beide wurden schnell dick. Bald nahmen wir John nicht mehr als Amerikaner wahr.
    Viele seiner Landsleute hatten sich später in Moskau eingenistet. 1999, als ich meine Cousine und ihren Mann Sergej dort besuchte, lernte ich einige dieser Moskauer Amerikaner kennen. Mister Ames und Mister Taibbi waren wahrscheinlich die berühmtesten unter ihnen. Sie gaben in der russischen Hauptstadt eine englischsprachige Zeitung, »The eXile«, heraus, in der sie oft und gerne unangenehme Dinge über ihre Heimat verbreiteten. »The eXile« wurde von den Westlern, die in Moskau lebten und arbeiteten - der eigentlichen Zielgruppe -, gehasst. Dafür wurde sie aber mit Interesse von jungen gebildeten Russen, vor allem von Studenten, gelesen.
    »Von Amerika fühlten wir uns ausgestoßen«, erklärten Ames und Taibbi. »Ein Mensch, der einfach nur frei und glücklich leben will, hat in dem Lügenimperium keine Chance. Das Leben in den USA ist ungenießbar. Alle amerikanischen Männer werden durch das Fernsehen fremdgesteuert, und alle amerikanischen Frauen haben viel zu dicke Hintern, aber die amerikanische Presse verschweigt das. Dafür darf der Amerikaner ständig in den >Penthouse Letters< lesen, wie sexy das >American Life< ist. Auf den Seiten dieses Magazins lernen die Männer dauernd irgendwelche wildfremden Schönheiten in Bars und Restaurants kennen und machen mit ihnen dann Sex an unvorstellbaren Orten in den kompliziertesten Stellungen. Die amerikanischen Leser dieser Geschichten beschleicht dabei das unangenehme Gefühl, dass das Leben an ihnen vorbeirauscht. Die traurige Wahrheit aber ist: All diese Geschichten werden von Redakteuren erfunden und haben nichts mit der Realität zu tun. In Amerika kannst du keine Frau in einer Bar anbaggern.
    Selbst bei einem schüchternen Versuch landest du blitzschnell vor Gericht und womöglich sogar im Knast. Ganz anders hier in Russland. Wir bedanken uns deswegen für das humanitäre Asyl, das wir hier fanden«, schrieben Ames and Taibbi 1999 in der letzten Ausgabe ihrer Zeitung.
    Außerdem veröffentlichten sie ein Buch: »The Exil. Sex, Drugs, and Libel in the New Russia«, in dem die beiden ihre Exilerfahrungen ausbreiteten. Der russische Schriftsteller Eduard Limettow hatte den beiden Amerikanern geholfen und wahrscheinlich auch mitgeschrieben, weil er als Co-Autor ebenfalls auf dem Titelblatt stand. Vor zwanzig Jahren war der Limettow in Russland sehr populär. Er war einer der ersten Russen seiner Generation, die Amerika in den Augen der Intellektuellen entlarvt hatten. Der junge Limettow wanderte Anfang der Siebzigerjahre aus der Sowjetunion, dem »Reich des Bösen«, aus und landete zusammen mit seiner schönen Frau auf Umwegen in New York. Dort wohnte der junge Dichter mehrere Jahre in einem Wohnheim, kochte nackt seine Kohlsuppe auf dem Balkon, stritt sich mit Puertoricanern und anderen Minderheiten und schuftete mal als Möbelträger und mal als Tellerwäscher bei McDonald's, um sich über Wasser zu halten.
    Irgendwann verließ ihn seine schöne Frau, und seine einzigen Freunde waren ein paar Penner und Psychopathen, die genau wie er von New York verschluckt worden waren. In diesem amerikanischen Albtraum schrieb Limettow seinen ersten Roman »Fuck off, America«, eine bittere Abrechnung mit dem Land der Träume. Der Held des Romans läuft durch die nächtlichen Straßen und schreit vor Einsamkeit und Frust: »Nimm mich, Amerika! Was soll ich noch tun, damit du mich endlich bemerkst? Ich bin es doch, Limettow!« In jener Nacht wird er von einem großen schwarzen Mann in einem Sandkasten vergewaltigt und fühlt sich endlich in die Gesellschaft aufgenommen.
    In Amerika

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