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Die Reise zu den Elfeninseln

Die Reise zu den Elfeninseln

Titel: Die Reise zu den Elfeninseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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die mir den Appetit verderben. Warum hat Gulag Elith so plötzlich die kalte Schulter gezeigt? War er wirklich über ihr Verhalten erbost? Es wäre möglich. Vielleicht fühlte er sich durch seine neue Position als Hoher-Baum-Priester zu vollkommener Integrität verpflichtet. Aber diesen Eindruck machte er gar nicht. Er wirkte auf den ersten Blick wie ein leidenschaftlicher junger Liebhaber und eher unwilliger Priester.
    Und wieso sind plötzlich alle, die mit dem Hesuni-Baum zu tun haben, in den Drogenskandal verwickelt? Wer hat damit angefangen? Wer profitiert davon? Warf es genug Rendite ab, um dieses hohe Risiko zu rechtfertigen? Ich denke ein bisschen über den Zweig der Familie nach, der die Position des Hohen-Baum-Priesters für sich beansprucht. Vielleicht haben ja seine Mitglieder versucht, Gulag-al-Floros in Verruf zu bringen? Ein Hoher-Baum-Priester steht sicher nicht besonders gut da, wenn um ihn herum die Elfen wie Fliegen von den Bäumen fallen, weil sie sich an dem mit Drogen versetzten Heiligen Wasser berauscht haben.
    Aber das hilft Elith auch nicht weiter, sondern vertreibt mir nur die Zeit. Ich will mich auch ablenken, weil ich nach der Beerdigung Vases-al-Gipt Bericht erstatten muss, und daran will ich einfach nicht denken.
    Ich mache einen kurzen Abstecher zu den turanianischen Zauberern Harmonius AlpElf und Lahmius Sonnenfänger. Es dauert eine Weile, bis ich sie dazu gebracht habe zu tun, was ich von ihnen möchte.
    »Es ist wirklich verpönt, einen solchen Zauber bei einer Beerdigung zu wirken«, wehrt sich Harmonius zunächst.
    »Auf dieser verdammten Insel ist fast alles verpönt.«
    Harmonius AlpElf weist mich nicht ganz unberechtigt darauf hin, dass die Elfen zwar viele Tabus haben mögen, aber dafür weit weniger niedergeschriebene Gesetze als wir und außerdem eine erheblich friedfertigere Gesellschaft.
    »Verpönung funktioniert bei ihnen eben gut. Es hält das Rad des Lebens am Laufen, ohne dass man eine schwerfällige Bürokratie braucht.«
    »Verschont mich mit dieser Lektion. Ich brauche jemanden, der Gulags Leichnam untersucht, und das liegt weit außerhalb meiner magischen Fähigkeiten.«
    Sie sehen mich verblüfft an.
    »Ihr wollt den toten Priester auf Boah untersuchen? War Gulag denn nicht sehr integer?«
    »Das wird jedenfalls behauptet. Ich möchte einfach nur sichergehen.«
    »Das haben Lord Khurds Zauberer doch bestimmt längst gemacht.«
    »Wer weiß. Wenn es eine magische Autopsie der Leiche gibt, hat sie mir jedenfalls noch keiner unter die Nase gehalten. Obwohl ich für die Hauptverdächtige arbeite.«
    Lahmius Sonnenfänger hebt seine makellos gezupften Brauen. »Meint Ihr nicht eher für ›die Person, die das Verbrechen zugegeben hat‹?«
    »Sei’s drum, sie hat es zugegeben. Aber es geht um mildernde Umstände. Ich will nicht, dass sie hingerichtet wird.«
    Ich erinnere Harmonius AlpElf daran, dass ich ihm während der Aufstände letzten Sommer seinen kostbaren Zaubererhintern gerettet habe.
    »Und nicht nur das. Ich habe den Hals von mehr als einem turanianischen Zauberer aus der Schlinge gezogen. Wenn ich nicht gewesen wäre, würde Astral Trippelmond in einer Zelle des Justizdomizils schmoren. Und wer hat den Skandal vertuscht, als Gorsius Sternengucker sternhagelvoll in diesem Bordell in Kushni erwischt wurde? Na? Wer hat, bitte schön, Tinitis Schlangenstricker herausgehauen, als sie beschuldigt wurde, das Diadem der Königin gestohlen zu haben? Die Zaubererinnung steht hoch bei mir in der Kreide. Wenn ich den entsprechenden Behörden die Wahrheit über die dubiosen Geschäfte von Turais Hexenmeistern einschenken würde, säße die halbe Zaubererinnung noch vor Sonnenuntergang im Gefängnis, und die andere Hälfte würde mit eingeklemmtem Zauberstab aus der Stadt flüchten. Und ich fühle gerade eine Woge von Gemeinsinn in mir anschwellen.«
    Meine Überredungskünste setzen sich an diesem Nachmittag durch. Auch wenn Lahmius anmerkt, dass ich gut daran täte, mein Haus nie ohne mein Zauberschutzamulett zu verlassen, wenn ich wieder einmal so eine Welle von Gemeinsinn kommen fühle.
    »Ich kann mich nämlich noch ganz gut daran erinnern, dass Senator Orosius nicht lange nach seiner unberechtigten Anklage wegen Diebstahl gegen Tinitis Schlangenstricker von einem unerwarteten Anfall der Pest hinweggerafft wurde.«
    Harmonius und Lahmius willigen aber trotzdem ein, alles zu versuchen, solange sie nicht Gefahr laufen, erwischt zu werden. Ich danke ihnen, schnappe

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