Die Reise Zur Stadt Der Toten
versuchen sollte. Kannst du mich verstehen?«
Er nickte matt, und seine kleinen, scharfen Zähne preßten sich schmerzerfüllt aufeinander.
»Du bist ein reiner Säuger, und nach allem, was ich bisher von eurer Physiologie erfahren habe, uns nahe genug verwandt, daß …«
»Zum Teufel mit der Biologie-Vorlesung, Lyra!« brauste ihr Mann auf.
Sie warf ihm einen tadelnden Blick zu, nickte aber nur. Ihr stummes Eingeständnis, daß er recht hatte, bereitete ihm keinerlei Vergnügen, dazu war er um Homat zu besorgt.
Der Gefrierstrahl stillte im Verein mit der Kühlanlage ihres Oberteils den Rest der Blutung. Homat stöhnte, als die eisige Kälte ihn berührte, und versuchte die furchterregenden fremden Maschinen nicht anzusehen, die sie an seinem Körper benutzten. Dann holte sie einen kleinen, gebogenen Gegenstand heraus, der sich ihrer Handfläche anpaßte, nahm daran eine Schaltung vor und hielt ihn über die Wunde, während sie das blutige Oberteil wegnahm. Als sie mit dem Gegenstand über seine Schulter und den oberen Teil seines Brustkastens fuhr, zischte er leise. Ein schwaches, hellgelbes Licht entströmte ihm.
Homat zuckte vor Schmerz zusammen; als sie aber die Hand zurückzog und das Chirusiegel abschaltete, konnte er erkennen, daß der Schnitt völlig geschlossen und dabei auch noch sterilisiert war. Er würde eine Narbe davontragen; aber Lyra war kein Chirurg, und Zeit, um den Computer zu konsultieren, war nicht gewesen.
»Irgendwelches Gift?«
»Nein, de-Lyra«, flüsterte Homat und starrte verblüfft auf seine Brust. »Ein sauberes Messer für einen sauberen Tod.« Etienne nahm das mit Erleichterung zur Kenntnis. Sein Arm hatte zu bluten aufgehört, und jetzt brauchte er sich wegen seiner eigenen Wunde keine Sorgen mehr zu machen.
»Jetzt ist alles in Ordnung«, beruhigte Lyra den Führer. »Halte dich ein paar Tage mit der Arbeit zurück und versuche, den Arm nicht zu häufig zu gebrauchen!« Er fröstelte, und sie begriff jetzt, daß das nicht vom Schock kam.
»Hier drinnen erfriert er uns, Etienne.« Das Kabinenthermometer zeigte eine Temperatur von fünfundzwanzig Grad. »Wir müssen ihn wieder auf Deck schaffen.«
»Geh nur, jetzt ist alles klar! Ich helfe dir.« Er übergab dem Autopiloten wieder die Kontrolle über das Boot und schickte sich an, Homat aufzuheben. Der schlanke Mai war eine leichte Last, und sobald er ihn auf seine Schlafmatte abgelegt hatte, wandte Etienne sich wieder um und ging zu der Luke, die achtern in die Tiefe führte. Er brauchte nicht lang, um herauszufinden, wie Irquit sich Zugang zu Lyra verschafft hatte. Ein kleiner Klumpen Sikreg-Gummi, ein lokales Produkt, das Irquit dazu benutzte, um ihre Suppen etwas einzudicken, war zwischen Türrahmen und Tür gezwängt worden, so daß das Schloß nicht hatte einschnappen können.
Gar nicht dumm von Irquit, so die Türen zu studieren. Ohne Zweifel hatte sie seit der Abreise von der Station alles sorgfältig studiert. Das Ganze war ihr eigener Fehler, sagte sich Etienne. Sie würden aufhören müssen, in den Mai unwissende Primitive zu sehen.
Der Gedanke veranlaßte ihn zu einem Stirnrunzeln, als er sich umdrehte, um Homat anzustarren. Ihr übriggebliebener Führer richtete sich jetzt auf und stützte sich gegen die Reling, die rings um das Deck verlief. Der Mai hatte ihr Boot bedient!
»Da hast du sehr schnell geschaltet, Homat. Ich meine, als du die Kontrolle über das Boot übernommen hast, während Lyra mit Irquit kämpfte. Noch ein paar Minuten, und die Changrititen hätten uns überwältigt.«
»Ja, ich stand hier und sah zu, wie sie näherkamen, de-Etienne, und überlegte, was da nicht stimmte. Ich sah, wie die Tür hier offenstand, nahm mir ein Herz und kroch nach drinnen, um trotz der Kälte zu sehen, was los war, denn ich wußte, daß wir jetzt nicht langsamer werden durften.
Ich habe jetzt schon lange Zeit durch das runde Glas zugesehen, wie du und de-Lyra das Geisterboot lenkt. Ich habe zwar immer noch keine Ahnung, was diese Geister kontrolliert, die es in Gang halten; aber wie ihr diese Geister lenkt, ist nicht schwer zu sehen. Ich habe dir ja gesagt, daß Irquit glaubte, sie könne das tun, also sah ich keinen Grund, warum ich das nicht auch tun könnte.
Man dreht das Speichenrad, um die Richtung zu wechseln, und drückt den Knopf, um die Geschwindigkeit zu steigern.«
Etienne entspannte sich ein wenig. »So ausgedrückt, klingt das gar nicht so schrecklich kompliziert, wie? Wie fühlst du
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