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Die Reise Zur Stadt Der Toten

Die Reise Zur Stadt Der Toten

Titel: Die Reise Zur Stadt Der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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»Wir wissen, daß du gut auf unseren Besitz achten wirst.«
    »Habe ich nicht den Eid geschworen?« Gwattwe wirkte verletzt. »Habe ich nicht ein Gelöbnis auf meine Gefährtin und Kinder und zuvörderst auf mein Vermögen abgelegt? Ganz zu schweigen davon, daß ich die zweite Hälfte meiner Bezahlung erst nach eurer Rückkehr erhalte.«
    Darauf vertraue ich, dachte Etienne, während er sich die Rede des Mai anhörte; darauf mehr als auf jede andere Zusicherung. Bei den Mai war Geld wie Blut.
    Als sie sich umwandten, um die wartenden Flachwagen zu besteigen, stimmte ein gelangweilt wirkender Chor kleiner Kinder einen aufreizend atonalen Abschiedsgesang an. Sie hörten nicht auf, bis die kleine Reihe von Trägern gezogener Flachwagen die erste Straßenbiegung hinter sich gebracht hatte, und lösten sich dann unter den unparteiisch verteilten Schlägen ihres Chormeisters auf.
    Gwattwe blickte den fremden Besuchern nach und sah dann mit funkelnden Augen zum Dock hinüber, wo das Boot träge vor Anker dümpelte, mit zwei wunderbar starken Metallkabeln an den Pollern vertäut.
    »Was meinst du zu alldem, weiser Enaromeka?«
    Der Geisterdoktor musterte das fremde Fahrzeug nachdenklich. »Gib ihnen sechs Tage, ehe du es übernimmst, Gwattwe.«
    »Meine Börse juckt, als hätte sie Fieber. Ich weiß nicht, ob ich sechs Tage warten kann.«
    »Vorsicht ist besser als Konfrontation. Ich glaube nicht, daß sie etwas argwöhnen, aber es wäre peinlich, wenn sie umkehrten, um nachzusehen, was wir tun. Geduld. Wir werden die Meister des ganzen Skar sein. Selbst die Ozeanstaaten werden sich vor uns beugen … wenn es uns gelingt, das Geisterboot uns gehorchen zu lassen.«
    »Selbst wenn uns das nicht gelingt«, meinte Gwattwe, »können wir die Haarigen immer noch hohes Lösegeld für seine sichere Rückgabe zahlen lassen. Wenn sie das ablehnen, dann sind sicher viele Dinge von großem Wert in dem Boot, die man herausholen und verkaufen kann. Dies sind keine Zauberer, Enaromeka, keine Götter, die zu uns herabgestiegen sind. Aus ihren Fingern fliegen keine Blitze, ganz gleich, was uns die Gerüchtemacher flußabwärts glauben machen wollen, und die Felsen erzittern nicht unter ihren Schritten. Sie sind den Mai ähnlich, abgesehen von ihrer Größe und ihrer Haarigkeit, und sie haben weniger Finger und Zehen, um sie durch das Leben zu tragen. Wenn man sie schneidet - dessen bin ich sicher -, würden sie bluten. Und wenn sie bluten, werden sie sterben. Ich verstehe sie, und ich glaube, daß wir mit Sorgfalt auch dahinkommen können, ihr Geisterboot zu verstehen.
    Außerdem«, fügte er mit einem Lächeln hinzu, »werden sie lange zu der Stadt der Tsla unterwegs sein, und ihre Rückkehr wird noch länger dauern. Wir werden reichlich Zeit haben, ihr Fahrzeug zu studieren und mit ihm zu experimentieren.«
    »Das wird ein legendärer Triumph für dich sein, Gwattwe«, verkündete der Geisterdoktor geziemend salbungsvoll.
    »Und auch für dich, mein guter Freund und Ratgeber, denn dir fällt die Ehre zu, dem Geisterboot seine Geheimnisse zu entlocken.«
    Enaromeka verspürte plötzlich ein Gefühl der Übelkeit. »Was? - Mir?«
    »Bist du nicht der klügste der Aib?«
    »Der schlaueste vielleicht, aber du, großer Oyt, bist der klügste.«
    »Deine Schmeichelei ist unnötig. Ich weiß, wann ich Hilfe brauche.«
    Enaromeka blickte resigniert. »Es wird wahrhaftig eine entzückend große Ehre sein. Ich werde mich der Hilfe meiner wißbegierigsten Studenten versichern. Zu gegebener Zeit werden wir alles lernen, was man lernen kann.«
    Sie beobachteten und maßen, diskutierten und debattierten sechs Tage lang. Gwattwe zitterte bis dahin schon vor Ungeduld, an Bord zu gehen und das Geisterboot für Aib und seine Familie in Besitz zu nehmen. Die ganze Stadt sprach davon, daß der Tag des Nehmens herangenaht war, und viele der Dorfbewohner legten ihr Tagewerk beiseite, um sich am Ufer oberhalb des Docks zu versammeln. Alle hatten den Wunsch, am Triumph ihrer Gemeinschaft teilzuhaben, denn alle würden von der erfolgreichen ›Wiederinbesitznahme‹ Nutzen ziehen, wie der Schiedsrichter des Dorfes diesen Vorgang in einem Augenblick wortreicher Vernünftelei genannt hatte.
    Die Macht und der Wohlstand, die Aib zuwuchsen, würden allen zuteil werden, und der Name Aibs würde am ganzen Fluß Ruhm erlangen.
    Enaromeka vergewisserte sich, daß alle ihn deutlich hörten. »Ich beanspruche die Ehre, als erster an Bord zu gehen.« Gwattwe reagierte

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